Garp und wie er die Welt sah
schob; er stieß den Papierkorb um und ließ
sein Ringbuch fallen.
»Jetzt gibt es nichts mehr zu
besprechen«, sagte Helen und holte Luft. Sie fuhr sich schnell mit der Zunge
über die Oberlippe; Helen versuchte zu entscheiden, ob sie seinen Schnurrbart
mochte. Sie entschied, dass sie ihn mochte; oder dass sie ihn zumindest im
Augenblick mochte. »Wir fahren in deine Wohnung. Etwas anderes kommt nicht in
Frage«, sagte sie.
»Sie ist auf der anderen Seite
des Flusses«, sagte er.
»Ich weiß, wo sie ist«, sagte
sie. »Ist sie sauber?«
[469] »Natürlich«, sagte er. »Und
man hat einen tollen Blick auf den Fluss.«
»Der Blick ist mir gleich«, sagte
Helen. »Ich möchte, dass sie sauber ist.«
»Sie ist ziemlich sauber«, sagte
er. »Ich könnte sie noch sauberer machen.«
»Wir können nur mit deinem Auto
fahren«, sagte sie.
»Ich hab kein Auto«, sagte er.
»Ich weiß, dass du keins hast«,
sagte Helen. »Du musst dir eins besorgen.«
Jetzt lächelte er; er war
überrascht gewesen, aber jetzt war er sich seiner wieder sicher. »Aber ich
brauche mir doch nicht jetzt eins zu besorgen,
oder?«, fragte er und kitzelte sie mit seinem Schnurrbart am Hals; er fasste
ihre Brüste an. Helen löste sich aus seiner Umarmung.
»Besorg dir eins, wann du
willst«, sagte sie. »Wir werden nie mit meinem fahren, und ich will nie mit dir
in der Stadt oder im Bus gesehen werden. Wenn irgend jemand
das hier erfährt, ist es aus. Verstehst du?« Sie setzte sich an ihren
Schreibtisch, und er fühlte sich nicht aufgefordert, um ihren Schreibtisch
herumzukommen und sie zu berühren; er setzte sich auf den Stuhl, auf dem
gewöhnlich ihre Studenten saßen.
»Sicher verstehe ich das«, sagte
er.
»Ich liebe meinen Mann, und ich
werde ihm nie weh tun«, sagte Helen. Und Michael Milton hütete sich zu lächeln.
»Ich werde gleich ein Auto
besorgen«, sagte er.
»Und deine Wohnung saubermachen
oder saubermachen lassen «, sagte sie.
[470] »Natürlich«, sagte er. Jetzt
wagte er zu lächeln, ein bisschen. »Was für ein Auto soll ich mir besorgen?«,
fragte er.
»Das ist mir gleich«, sagte sie.
»Besorg nur eins, das fährt; besorg eins, das nicht dauernd in der Werkstatt
steht. Und besorg keines mit zwei Vordersitzen. Besorg eins mit einer
durchgehenden Sitzbank vorn.« Er sah überraschter und verwirrter aus denn je,
deshalb erläuterte sie es ihm: »Ich möchte mich hinlegen können, bequem, über
die ganze Sitzbank«, sagte sie. »Ich werde den Kopf auf deinen Schoß legen,
damit mich niemand neben dir sitzen sieht. Verstehst du?«
»Keine Sorge«, sagte er, wieder
lächelnd.
»Es ist eine kleine Stadt«, sagte
Helen. »Niemand darf es erfahren.«
» So klein ist die Stadt nun auch wieder nicht«, meinte Michael Milton
zuversichtlich.
»Jede Stadt ist eine kleine
Stadt«, sagte Helen, »und diese ist kleiner, als du denkst. Möchtest du es
genau wissen?«
»Was?«, fragte er sie.
»Du schläfst mit Margie
Tallworth«, sagte Helen. »Sie ist in meinem Kurs Vergleichende
Literaturwissenschaft 205; sie macht nächstes Jahr Examen«, sagte Helen. »Und
du triffst dich noch mit einer anderen, sehr jungen
Studentin – sie ist in Dirksons Englisch 150; ich nehme an, sie ist im ersten Semester, aber ich weiß nicht, ob du schon mit ihr
geschlafen hast«, fügte Helen hinzu. »Soweit ich gehört habe, hast du noch
keine von deinen graduierten Kommilitoninnen angefasst – noch nicht«, sagte
Helen. »Aber es gibt vermutlich eine, die mir entgangen ist, oder es hat eine gegeben.«
[471] Michael Milton war
gleichzeitig verdutzt und stolz, und die gewohnte Herrschaft über seine Mimik
entglitt ihm völlig, so dass Helen den Ausdruck, den sie in seinem Gesicht sah,
nicht mochte und wegsah.
» So klein ist diese Stadt, und alle anderen auch«, sagte sie. »Wenn du mich hast«,
erklärte sie ihm, »kannst du keine von diesen anderen haben. Ich weiß, was
junge Mädchen sehen, und ich weiß, wie viel sie erzählen. «
»Ja«, sagte Michael Milton; er
sah aus, als sei er drauf und dran mitzuschreiben.
Helen fiel plötzlich etwas ein,
und sie sah ihn erschrocken an. »Du hast doch einen
Führerschein?«, fragte sie.
»O ja!«, sagte Michael Milton.
Sie lachten beide, und Helen beruhigte sich wieder; doch als er um ihren
Schreibtisch herumkam, um sie zu küssen, schüttelte sie den Kopf und winkte ihn
fort.
»Und du wirst mich hier kein
einziges Mal anfassen«, sagte sie. »In diesem Zimmer gibt es keine
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