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Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Titel: Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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vergessen?
    Sie ignorierte die innere Stimme. »Ich hab keine Lust mehr, nach deiner Pfeife zu tanzen. Nichts kann man dir recht machen. Gar nichts. Ich darf keine Freunde einladen. Die könnten ja Dreck ins Haus bringen. Ich darf keine Partys feiern. Noch nicht mal Klavier spielen darf ich.«
    Großmutters Atem ging heftig. Ihre mächtige Brust unter dem dunklen Kleid hob und senkte sich.
    »Warum bist du nur so bockig? Wieso kann man nicht vernünftig mit dir reden? Ich versuche, anständig mit dir umzugehen, und du gibst mir dauernd Widerworte. Ich hab alles für dich getan. Ich hab dich großgezogen, nachdem deine Mutter dich im Stich gelassen hat. Ja, im Stich gelassen. Halte dir nur die Ohren zu. Ich weiß, dass du das nicht hören willst. Aber es ist, wie es ist.« Ihre Stimmlage rutschte höher. »Ich hab dafür gesorgt, dass du zu essen hattest und ordentlich gekleidet warst. Deine Schulbücher haben mich ein Vermögen gekostet, aber habe ich mich jemals beklagt? Obwohl ich das anderweitig wieder einsparen musste. Aber du sollst ja mal einen ordentlichen Beruf ergreifen können. Und dazu braucht man heutzutage Abitur. Was hab ich mich mit deinen Lehrern herumgeschlagen. Du bist doch überall nur angeeckt. Hast du dich auch mal gefragt, ob du was falsch gemacht haben könntest? Nein, es ist ja so einfach, immer den anderen die Schuld zu geben!«
    »W as glaubst du, wie oft ich mir gewünscht habe, Mama hätte mich mitgenommen?«
    Großmutters Gesichtsausdruck wurde verschlagen. »Und, was meinst du, warum sie dich nicht mitgenommen hat? Du glaubst wohl immer noch, deine Mutter war ein Engel. Aber das war sie weiß Gott nicht. Sie war eine nichtsnutzige Schlampe, die anderen das Leben schwer gemacht hat. Die war so was von selbstbezogen. Immer hat sie nur sich gesehen. Ob sie andere vor den Kopf stieß, hat sie nicht interessiert. Das war wahrhaftig kein Kind, auf das man stolz sein konnte. Wenn dein Großvater noch am Leben wäre, der würde dir erzählen, was bei uns alles los war. Was die alles angestellt hat. Und wie oft die Polizei hier war. Meinst du, mir hat es Freude gemacht, so ein Kind großzuziehen? Eine, die vor den Augen der eigenen Mutter rumhurt und von irgendeinem Hallodri schwanger wird, von dem sie noch nicht mal den Namen weiß.«
    »Hör auf«, flüsterte Davina. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Aber es gab kein Halten mehr. Großmutter war nicht zu stoppen. »Für deine Mutter gab es nur einen Menschen auf der Welt: Das war sie selbst. Alle anderen waren ihr egal. Ich. Dein Opa. Und du …« – der Finger ihrer Großmutter zeigte auf Davina wie der Finger einer Hexe – »du warst ihr schon dreimal egal.«
    »Du lügst!« Davina schrie auf. »Das ist nicht wahr. Sie hat mich geliebt. Geliebt!«
    Halte an deinen Träumen fest, Prinzesschen. Wir gehören zusammen, du und ich. Fliege mit ihnen davon wie mit einem roten Luftballon.
    »Warum musst du nur immer so schlecht von ihr sprechen?« Etwas Schweres stieg in ihr auf. Tränen lösten sich aus ihren Augen und tropften auf die Klaviertasten.
    »Davina. Warum versperrst du dich so gegen die Wahrheit? Deine Mutter war ein schlechter Mensch. Da gibt’s gar nichts dran zu rütteln. Irgendwann wirst du das einsehen.«
    Hör nicht auf das, was die anderen sagen. Finde deinen eigenen Weg.
    » Yesterday is dead and gone .« Der Liedtext drängte sich erneut in ihren Kopf. Ihre Finger schlugen die Tasten an. » And tomorrow’s out of sight .« Noch war ihre Stimme zittrig, doch mit jedem Wort wurde sie fester und klarer. » It’s so sad to be alone. Help me make it through the night … «
    Sie schloss die Augen, sah sich auf Mamas Schoß sitzen und fühlte, wie Mama ihre Finger führte. Hörte all die schmeichelnden Worte, die Großmutters Hassworte übertönten. »Toll, wie du das machst, Zigeunerprinzessin. Du hast Talent, wirkliches Talent. Du wirst mal eine großartige Pianistin. Du musst an dich glauben. Ganz fest.« Davina sang und spielte. Spielte für ihre Mutter. Spielte um ihr Leben.
    Plötzlich klappte der Deckel herunter. Er traf hart ihre Hände. Davina schrie auf. Ein wilder Schmerz durchzuckte sie. Sie schnellte herum. Wut brannte in ihrem Bauch, fraß sich nach oben. Dehnte sich in ihrem Körper aus. Eine elende Sauwut.
    Wehr dich, wenn du verletzt wirst. Schlag zurück. Lass dir nichts gefallen.
    Etwas in ihrem Inneren zerplatzte. Sie sprang auf, der Klavierhocker fiel um. Sie dachte nichts mehr. Ihre schmerzenden Hände

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