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Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition)

Titel: Gartenschläfer: Der zweite Fall für Franca Mazzari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Keiser
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einzige Verwandte.«
    »Und dieser Fall ist nicht aufgeklärt worden?«
    Marie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Ich kann aber gern die Akte raussuchen.«

4
    Ein wenig kokett lächelte die Frau den Fotografen an. Eine hübsche, junge Frau im Ethno-Look mit dunkelbraunen Locken, um die ein gebatiktes Band geschlungen war. Hinter ihrem rechten Ohr steckte eine Rosenblüte. Ein verspätetes Hippiemädchen, das nicht so ganz in die Zeit zu passen schien.
    Patricia Kayner war zweiunddreißig Jahre alt, als man sie am 21. April 1997 für vermisst erklärte. Etliches an Material war zusammengetragen und akribisch archiviert worden. Berichte, Protokolle, Fotos. Auf einem anderen Foto sah sie etwas jünger aus. Da trug sie das Haar kürzer. Der Mund war halb geöffnet. Kräftige weiße Zähne waren zu sehen. In den rauchigen Augen, die mit Kajal dunkel umrandet waren, lag ein melancholischer Ausdruck, der nicht zu ihrem lächelnden Mund passte. Franca fühlte sich eigentümlich berührt. Wo hatte sie solch einen Blick schon mal gesehen?
    Ein weiteres Foto zeigte Mutter und Kind. Sie waren sich sehr ähnlich. Beide schlank und schmal. Herzförmige Gesichter und kleine Münder mit vollen Lippen, die bei beiden ein wenig aussahen, als ob sie schmollten. Die Mutter hatte den Arm um das Kind gelegt. Es sah rührend aus, wie ihre Körper und Köpfe sich einander zuneigten. Auf diesem Bild lächelte das Kind. Die Mutter nicht.
    Die Vermisstenanzeige hatte Helene Kayner aufgegeben. Ihren Angaben zufolge war ihre Tochter Patricia, mit der sie im selben Haus zusammenlebte, in dieser Aprilnacht verschwunden, nachdem sie Herrenbesuch hatte. Über den Besucher konnte sie keine Angaben machen.
    Franca blätterte weiter.
    »Helene Kayner (Mutter) bemängelt den Lebenswandel ihrer Tochter und gibt an, sie sei ein schlechtes Vorbild für ihre siebenjährige Tochter Davina gewesen«, lautete einer der Vermerke in dem Protokoll.
    » Frage: War Ihre Tochter vor ihrem Verschwinden verändert?
    Antwort: Ja. Sie war unruhig und hat oft davon gesprochen, wegzugehen. Sie hat mehrmals erwähnt, dass sie ein neues Leben beginnen wolle. Ich habe sie gefragt, wie sie sich das vorstellt, vor allem mit dem Kind. Doch darauf blieb sie mir stets die Antwort schuldig.
    Frage: Gab es einen Mann, mit dem sie dieses neue Leben beginnen wollte?
    Antwort: Einen? Die hat’s doch mit jedem getrieben.
    Frage: Können Sie uns die Namen ihrer Männerbekanntschaften nennen?
    Antwort: Nein, sie hat mir keinen von denen vorgestellt. Wenn, dann bin ich ihnen zufällig im Haus begegnet. Das war manchmal ziemlich unangenehm. Es waren immer andere Gesichter.
    Frage: Können Sie die Männer beschreiben?
    Antwort: Wo soll ich denn anfangen?
    Frage: Mit demjenigen, den Sie zuletzt bei ihrer Tochter gesehen haben.
    Antwort: Ach Gott. Was soll ich da sagen? Ich habe ihn ja gar nicht richtig gesehen. Nur so im Vorübergehen. Der hat noch nicht mal gegrüßt, hatte es bloß eilig, in ihr Schlafzimmer zu kommen wie die anderen auch. Ich habe mir immer nur Gedanken um das Kind gemacht. Das hat ja alles mitbekommen. Die Zimmer lagen nebeneinander. Was denkt wohl so ein Kind, wenn es die Mutter nebenan rumhuren hört? Da muss man sich ja über nichts mehr wundern, oder?
    Frage: Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihrer Tochter bezeichnen?
    Antwort: (zögernd) Sie hat’s mir nie leicht gemacht. Obwohl ich immer für sie da war. Für sie und das Kind. Gedan kt hat sie es mir nie.
    Frage: Halten Sie es für möglich, dass Ihre Tochter sich etwas angetan hat?
    Antwort: Ich weiß es nicht. Aber wenn ich’s mir recht überlege … Doch. Das kann auch sein. (zögernd) Sie hat es schon mal versucht. Mit Tabletten. Da war sie fünfundzwanzig. Damals kam sie zum ersten Mal in die Nervenklinik. Danach musste sie immer wieder in Behandlung. Sie war oft so komisch. Ich hab das nicht verstanden. Und was sie mit ihr in der Klinik gemacht haben, darüber hat sie nie gesprochen.«
    »Psychotische Schübe«, hatte jemand mit Fragezeichen an den Rand geschrieben.
    Psychotische Schübe. Jetzt fiel Franca auch wieder ein, woher sie Patricia Kayners eigentümlich en Blick auf dem Porträtfoto kannte. Damals, als sie ihre Mutter in der Andernacher Landesnervenklinik besucht hatte, teilte diese das Zimmer mit einer jungen Frau, die Patricia Kayner ein wenig ähnlich sah. Und einen ebensolchen Blick hatte. Nach innen gekehrt. Als ob sie nicht ganz von dieser Welt sei.
    Franca konzentrierte sich

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