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Gassen der Nacht

Gassen der Nacht

Titel: Gassen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sehr typisches Geräusch, das entstand, wenn jemand eine Schublade öffnet.
    Warum tat er das?
    Sie wartete keuchend ab. Bei jedem Atemzug hob und senkte sich ihre Brust heftig. Ein Gefühl der Kälte erfaßte sie und schloß sich um sie wie ein dicker Eisblock.
    Noch stand er da und drehte ihr den Rücken zu. Dann senkte er den Kopf. Paula hörte etwas scheppern. Das passierte, wenn Besteck gegeneinander klirrte.
    Löffel, Gabel, Messer… Beim letzten Wort versteifte sie. Mein Gott, Messer! Jetzt war ihr klar, was der andere vorhatte. Er würde ein Messer nehmen und so lange auf sie einstechen, bis kein Funken Leben mehr in ihr war.
    Sie sah schon ihr eigenes Blut wie kleine Fontänen aus den Wunden schießen, sie spürte schon jetzt die Phantom schmerzen und wunderte sich über sich selbst, daß sie es schaffte, sich aufzurichten und sich so zu drehen, da sie zum Fenster schauen konnte.
    Das war der Fluchtweg!
    Wenn sie schnell genug war, konnte sie es möglicherweise schaffen und sich durch die Öffnung schieben. Verschwinden, wegrennen und dann… Die Bestie drehte sich um.
    Eine einzige schnelle und geschmeidige Bewegung nur, dann starrten die grausamkalten Augen sie wieder an.
    Keine Chance!
    Noch immer sitzend schielte sie auf die Messerklinge, die jetzt aus der Klaue hochwuchs.
    Ein Stück Stahl, ein Gruß des Todes. Er hatte sich ausgerechnet das Messer mit der breitesten Klinge ausgesucht. Sie benutzte es, um die Sehnen bei einem Stück Fleisch durchzuschneiden, obwohl es eigentlich aus der Fischfabrik stammte, denn von dort hatte sie es mitgenommen und auch bezahlt. Dieses Messer war wahnsinnig scharf, es zerteilte die Körper der toten Fische, als bestünden sie aus Butter. Und so würde es auch ihren Körper zerteilen.
    Er kam wieder naher!
    Und Paula konnte ihm nicht ausweichen. Es gab überhaupt keinen Fluchtweg mehr für sie. Weder zur Tür hin noch zum Fenster. Alles wurde vom mächtigen Körper der Bestie versperrt.
    Die Kreatur bewegte die Hand und damit auch das Messer. Wie ein blanker Eiszapfen sah die Klinge aus, als sie auf die Frau zustieß. Paula schloß die Augen. Sie wartete auf den Moment, in dem die kalte Klinge sie berühren, in ihren Körper eindringen und die Kälte von einer heißen Schmerzwelle abgelöst werden würde.
    Das passierte nicht.
    Sekunden vergingen.
    Sie lag da, sie wollte beten, sie wußte nicht wie, nur ihr Herz schlug irrsinnig schnell.
    Dann öffnete sie die Augen.
    Die Fratze schwebte über ihr. So häßlich, so mausgrau, aber mit den beiden bösen, grausamen Augen, die das kalte Licht von Laserkanonen abstrahlten.
    Kein Erbarmen, keine Gnade - nicht den Funken von Gefühl las sie in diesem Blick.
    Und genau dazwischen schwebte das Messer. Die Klinge wies auf ihre Brust. Sie brauchte sich nur um eine halbe Armlänge zu senken, um den Körper durchdringen zu können.
    Der Werwolf zögerte noch immer. Dann bewegte er plötzlich sein Maul, als wolle er reden.
    Und er sprach!
    Paula Devine verstand überhaupt nichts mehr. Sie begriff einfach nicht, daß ein Wesen wie dieses versuchte, sich mit ihr in Verbindung zu setzen, und zwar über die Sprache. Das wollte ihr nicht in den Kopf, und sie hörte sich selbst reden oder nahm es jedenfalls an, aber aus dem Mund drang nur ein heiseres Krächzen, da waren Worte oder Sätze nicht einmal mehr zu ahnen.
    Auch der Schock verging. Die Frau schaffte es tatsächlich, sich auf das zu konzentrieren, was aus dem Maul der Bestie drang, und erneut wunderte sie sich darüber, was ein Mensch in extremen Situationen alles aushallen konnte.
    Es waren heiser klingende Worte, die sich zu einigen Satzfragmenten zusammenfügten und sie mußte schon sehr genau hinhören, um etwas verstehen zu können.
    Dann aber kam sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. »Nimm - das Messer - du wirst es halten - du wirst schreien - er soll kommen…«
    »Was bitte soll ich?«
    Die Bestie wiederholte ihre Worte. Sie bewegte dabei den Schädel und auch die Pranke mit der Klinge, so daß in Paula die Angst hochschoß, daß er sie doch noch töten würde.
    »Messer…«
    Er ließ es fallen.
    Paula wollte schreien, aber die Bestie hatte es im letzten Augenblick so gedreht, daß die Klinge mit der flachen Seite zuerst auf ihren Schoß fiel und sie nicht einmal angeritzt wurde.
    Da lag es nun.
    Paula starrte auf die Klinge. Sie konnte es nicht fassen. Sie dachte daran, wie oft sie das Messer benutzt hatte, um Fisch oder Fleisch zu zerteilen. Von nun an sollte es

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