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Gast im Weltraum

Gast im Weltraum

Titel: Gast im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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erfolgreich zu bekämpfen. Nun mußten wir vor allem Vorbereitungen treffen, um dem möglichen Ausbruch einer Epidemie zu begegnen. Grotrian teilte uns mit, daß Kanopos tatsächlich mit den Automaten in Berührung gekommen war. Er hatte sie zu den Astrogatoren gebracht, wo ihre Berichte auf Trione aufgenommen wurden. Offenbar hatten die Automaten sich mit Viren infiziert, als sie das bleigepanzerte Laboratorium des künstlichen Satelliten durchquerten. Sie konnten nicht die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen treffen, da ihre Konstrukteure solche Fälle nicht vorausgesehen hatten und nicht voraussehen konnten.
    Alle, die mit Kanopos in den letzten Tagen zusammengekommen waren, wurden sofort in einer streng abgesonderten Abteilung der Krankenstation isoliert. Die Ansteckungsgefahr war groß, denn unser Organismus ist unter den heutigen sanitären Verhältnissen auf der Erde an eine Abwehr von Infektionen nicht mehr gewöhnt und zuwenig widerstandsfähig.
    Während die Biologen und Chemiker die Eiweiß Struktur des Virus analysierten, untersuchte ich alle Verdächtigen. Das Blut von elf Gefährten enthielt die gefährlichen Krankheitserreger. Die Chemosynthetisatoren wurden angewiesen, Wirkstoffe zu entwickeln, die für das Virus tödlich, für den menschlichen Organismus unschädlich sind. Am Abend wurden die Automaten in Betrieb gesetzt, und gegen Mitternacht lieferten sie bereits die ersten Mengen des Medikaments, das unverzüglich in das Krankenhaus gebracht wurde. Am anderen Tage unterzogen wir alle Besatzungsmitglieder der Gea und ihre Angehörigen einer vorbeugenden Chemotherapie. Die Gefahr einer Epidemie wurde dadurch im Keim erstickt Am Abend dieses Tages begegnete ich Ter Haar und Nils Yrjöla in der Sterngalerie. Nils erkundigte sich nach den letzten Stunden seines Freundes Kanopos.
    „Stellt euch das vor“, sagte Ter Haar, als ich meinen Bericht beendet hatte, „sie haben ihr letztes Opfer noch erreicht, als ihre Überreste im Weltraum verweht waren.“
    Wir schwiegen. Hinter dem Heck der Gea glühte, in Flammen gehüllt, der Zwerg. Rotes Licht lag an der Decke der Galerie, auf den Gesichtern der Menschen und schimmerte als roter Widerschein in ihren Augen.
    „Das war ein blinder Zufall, und ungerecht obendrein“, sagte Nils plötzlich. „Die Früchte ihrer ungeheuerlichen Bemühungen haben Jahrhunderte überdauert, und von denen, die gegen sie gekämpft haben, ist nichts übriggeblieben, nichts…“
    „Wie kannst du so sprechen!“ antwortete Ter Haar beinahe zornig und hob die Hand, als wollte er auf den gestirnten Himmel weisen.
    „Professor, du regst dich unnötig auf“, warf ich ein. Vielleicht war es die Überreiztheit infolge der schlaflos verbrachten Tage und Nächte, vielleicht war es die Trauer um den toten Gefährten oder auch der Zorn über die erlittene Niederlage – ich weiß es nicht, jedenfalls fügte ich bissig hinzu: „Da gäbe es wohl auch keine Sterne ohne sie?“
    „Sterne gäbe es wohl“, antwortete Ter Haar ruhig, „aber keine Menschen mehr unter ihnen.“
Der Planet des roten Zwerges
    Der zweite Planet des Zwerges wurde als kleine, rötliche Scheibe immer deutlicher sichtbar und näherte sich im Lauf unseres weiteren Fluges ständig dem nun hellsten Gestirn, der Zwillingssonne des Zentauren.
    Das Planetensystem der Sonne A besteht aus einer äußeren und inneren Gruppe, ist also in seinem Aufbau unserem System ähnlich. Die Sonne B hat keine Planeten im eigentlichen Sinne; ein riesiger Schwarm von Asteroiden und Meteoren umkreist sie, von denen einige so groß sind wie unser Mond, ja sogar wie die Erde. Die Astrophysiker bezeichnen diese Sonne als den „Lumpensammler des Doppelsystems“. Es sieht wahrhaftig so aus, als ziehe sie alle Abfälle der Materie an sich, die nach der Konsolidierung der Planetenfamilie Telemachs übriggeblieben sind.
    In diesen ereignisreichen Tagen war es schwierig, einen der Planetologen außerhalb der Observatorien zu treffen. In unserem Sonnensystem hatten sie bereits alles, was nur halbwegs einem Planeten ähnlich ist, vermessen und gewogen; sie konnten dort nur noch die Forschungsergebnisse ihrer Vorgänger ergänzen. Nun wurden sie von neuen Tatsachen geradezu überflutet. Wohin sie sich auch wandten, ob in die Richtung der beiden großen Sonnen des Zentauren oder des roten Zwerges, überall leuchteten ihnen noch nicht erforschte Planeten entgegen. War es da ein Wunder, daß sie fast ununterbrochen arbeiteten? Sie aßen nicht nur, sie

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