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Gauck: Eine Biographie (German Edition)

Gauck: Eine Biographie (German Edition)

Titel: Gauck: Eine Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Frank
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Kandidat schwebte auf einer Welle der Zustimmung durch das Land. Bild am Sonntag erschien mit der Schlagzeile »Yes, we Gauck« in Anspielung auf den berühmten Wahlkampfslogan des amerikanischen Präsidenten Barack Obama »Yes we can«. Eine bundesweite Bürgerinitiative »Wir für Gauck« bildete sich, gestützt vor allem auf soziale Netzwerke im Internet. Es war ein »summer of love«, wie sich Andreas Schulze ausdrückte, »die Leute haben ihn geliebt. Manche glaubten, Gauck könne über Was 340 ser gehen, er zeigt es bloß nicht.« Gaucks enorme Popularität in diesen Wochen als Präsidentschaftskandidat erklärte sich Johannes Sturm: »Er stand nicht unter dem normalen Druck des Politikers, sondern war ein Mann außerhalb des Systems. Die Themen, zu denen er Stellung nehmen wollte, konnte er selber bestimmen. Er hatte nie schwierige Wahrheiten verkünden und es sich darum auch mit niemandem verscherzen müssen. Es war fast ein bisschen ungerecht.« Gaucks Pressesprecher Andreas Schulze beobachtete: »Es war merkwürdig. Er verwendete die üblichen Codes und Regeln nicht. Wir haben dann schnell verstanden, dass er besser war, wenn er nicht nach den Regeln des Berliner Politikbetriebes spielte, sondern bei sich selbst blieb.«
    Am Tag der Wahl, dem 30. Juni 2010 wurde es spannender als erwartet. Christian Wulff benötigte drei Wahlgänge, bis er die erforderliche Mehrheit der Wahlmänner und -frauen auf sich vereinigen konnte und zum zehnten Bundespräsidenten gewählt wurde. Während seine Lebensgefährtin, Daniela Schadt, auf der Zuschauertribüne mitfieberte, ging Gauck während der Versammlung zwischendurch in den Andachtsraum des Bundestages, »mit sich selbst beschäftigt und in sich versunken«. »Dass es einen dritten Wahlgang gab, war der perfekte Abschluss einer perfekten Idee«, resümierte Andreas Schulze, »die ganze Bundesversammlung, die politische Klasse, stand auf und applaudierte.«
    Zwei Tage nach der Wahl besuchte Gauck am 2. Juli als »fröhlicher Bürger« das Sommerfest des neuen Bundespräsidenten Christian Wulff. Damit nicht genug, als Altrocker Peter Maffay spätabends auf der Bühne vor Schloss Bellevue das Lied »Über sieben Brücken musst du gehn« anstimmte, sprang Gauck spontan von seinem Stuhl auf, stellte sich zu Maffay auf die Bühne und sang unter großem Beifall des 341 Publikums den Refrain des Liedes mit. Das war sein ganz persönlicher Abschluss dieses knapp vier Wochen dauernden »Sommermärchens«. So unkonventionell, wie er seinen Wahlkampf um das Amt des Bundespräsidenten 2010 geführt hatte, so beendete er ihn auch.

    43  Mit Daniela Schadt und dem Ehepaar Wulff

Hassobjekt der Linken
    Die größten Gegner von Gauck waren und blieben die Sozialisten. Auch noch zehn Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Amt blieb der Gründervater der Stasiunterlagenbehörde ein rotes Tuch für sie. Sie konnten ihm nie verzei 342 hen, dass er die dunklen Kellerräume des MfS so akribisch ausgeleuchtet hatte. Die gemäßigteren Vertreter der Linken warfen ihm vor, dass er ein »Spalter, kein Versöhnler« sei. Er trage die Verantwortung dafür, dass nach der Wende »stigmatisiert« und »ausgegrenzt« worden sei und »dass die Gräben so tief seien«. Andere beschimpften ihn als »Brunnenvergifter« und »Hexenjäger«, nannten ihn den »Kandidaten der kalten Herzen« und bezeichneten seine Aussagen als »rufmörderisches Gequake«. Als er 2007 im Sächsischen Landtag eine Rede aus Anlass des Jahrestages der Deutschen Einheit hielt, wurde sein Auftritt von der Fraktion der Linken boykottiert. Nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten klebte die »Sozialistische Alternative« in Rostock Plakate mit der Aufschrift »Gauck, not my President« und prangerte sein Gehalt von zweihunderttausend Euro an.
    Zum gegen ihn gerichteten Hass aus dem sozialistischen Lager hat Joachim Gauck ein gehöriges Maß beigetragen. Mehr noch, er hat ihn manchmal geradezu heraufbeschworen, etwa wenn er sich über das » SED -Gespinne von antiimperialistischer Solidarität« ausließ oder polemisierte: »Und gegen all jene naiven Trottel, die über die DDR sprechen wie meine Oma über die Nazizeit […] gegen ihr Gefasel von ›Kindergärten, Vollbeschäftigung und keine Kriminalität‹ – erinnern wir uns an Zeiten, als es uns schwer war, hier zu sein, wo unsere Heimat ist.«
    Um überhaupt eine Chance zu haben, zum Bundespräsidenten gewählt zu werden, hätte Gauck im dritten Wahlgang in der

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