Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith
Splitter einer Messerklinge, die
Münze unter der Badewanne —, deuteten auf Cuu als Täter. Es sei denn, man
berücksichtigt die Tatsache, dass nicht jeder, der in dieser Nacht wie ein
Geist gekleidet war, auch ein Geist war.«
»Jetzt
gehen Sie mir wirklich auf den Sack, Gaunt«, blaffte Del Mar. »Das erkenne ich
nicht an.«
»Das
ist mir egal. Mich interessiert nur meine Pflicht. Es gibt vernünftige Gründe,
die Anklage gegen Soldat Cuu aufzuheben. Genauso vernünftig wie die, aufgrund
derer Sie die Anklage gegen Caffran fallen gelassen haben.«
»Ich
warne Sie ...«
»Versuchen
Sie es gar nicht erst. Sie wissen, dass ich Recht habe.«
Del
Mar lehnte sich kopfschüttelnd zurück. »Was ist mit dem alten Mann? Dem
Zeugen?«
»Ich
habe ihm ein Bild von Cuu gezeigt, und er hat ihn auch nicht wiedererkannt.«
»Ich
verstehe. Also war der Geist, der gesehen wurde, derjenige, der unzweifelhaft
Onti Flyte ermordete ...«
»...
sehr wahrscheinlich ein Soldat des Blutpakts, der sich als Geist verkleidet
hat, ja.«
Del
Mar seufzte.
»Begründete
Zweifel«, sagte Gaunt.
»Fahren
Sie zur Hölle, Gaunt.«
»Euer
Ehren, können wir das jetzt beenden, damit ich mich wieder meinen wahren
Pflichten widmen kann?«, sagte Gaunt mit einer sarkastischen Betonung des
Wortes »wahren«.
»Er
gibt die Plünderung zu?«
»Ja,
Euer Ehren.«
»Dann
soll er ausgepeitscht werden. Die Sitzung ist geschlossen.«
Gaunt
blieb nicht, um sich die Vollstreckung des Urteils anzusehen. Auf der Treppe
des Justizpalasts begegnete ihm Hark, der auf dem Weg hinein war. Der Mann sah
müde aus, seine Augen waren noch vom Schlaf aufgequollen und er versuchte,
seine Haare mit den Fingern zu glätten.
Hark
blieb wie angewurzelt stehen, als er Gaunt sah.
»Herr
Kommissar-Oberst?«
»Die
Sache ist erledigt. Cuu ist von der Mordanklage freigesprochen worden.«
Hark
ging mit ihm die Treppe hinunter.
»Ich
... ich wünschte, Sie hätten mich davon in Kenntnis gesetzt, Herr Kommissar.«
»In
Kenntnis gesetzt, Viktor?«
»Dass
Sie Ihre Meinung hinsichtlich Cuus Schuld geändert haben.«
Gaunt sah
ihn an. »Es war eine Entscheidung in letzter Minute. Ich dachte, Sie würden
sich darüber freuen. Sie und Ayatani Zweil liegen mir doch seit Tagen damit in
den Ohren, dass ich den Verghastiten gegenüber unparteiischer sein sollte. Und
Sie hatten Recht. Ein beliebter Geist gerät in Schwierigkeiten, und ich setze
Himmel und Hölle in Bewegung, um ihn aus dem Schlamassel zu holen. Ein weniger
beliebter Verghastit gerät in Schwierigkeiten, und ich überlasse ihn seinem
Schicksal. Ich wage gar nicht, mir auszumalen, was es für die Moral der Verghastiten
bedeutet hätte, wenn ich Cuu heute Morgen vor dem Richtertisch allein gelassen
hätte.«
»Ich
freue mich tatsächlich, Herr Kommissar. Aus zwangsläufigen Gründen haben Sie
die Tanither bisher bevorzugt. Auch wenn Sie es vielleicht selbst nicht so gesehen
haben, aber das haben Sie getan.«
»Hauptmann
Daur hat mich zur Besinnung gebracht, das gebe ich gern zu.« Er blieb stehen
und wandte sich Hark zu. »Sie scheinen immer noch ... perplex zu sein, Viktor.«
»Wie
ich schon sagte, ich wünschte, Sie hätten mir erzählt, dass Sie sich entschlossen
haben, um Cuu zu kämpfen. Ich hätte helfen können.«
»Ich
bin sehr gut zurechtgekommen.«
»Natürlich.
Aber ich hätte die Beinarbeit erledigen und Beweismittel organisieren können.
Dafür bin ich schließlich da.«
Gaunt
hob eine Hand, und der ihm zugeteilte Stabsfahrer ließ den wartenden Wagen an
und fuhr über den Hof, um ihn abzuholen.
»Ich
nehme an, Sie hätten mit Zeugen reden können. Wahrscheinlich wäre es Ihnen
lieber gewesen, es selbst zu tun, anstatt es mich tun zu lassen.«
»Herr
Kommissar?«
»Ich
habe Herrn Absolom besucht, Hark. Schließlich hat er den Mörder gesehen. Ich
musste mich vergewissern, dass er Cuu nicht wiedererkennen würde. Herr Absolom
ist ein netter alter Mann. Ein Kriegsveteran, nicht wahr? Er würde alles für
die Imperiale Garde tun. Vor allem, wenn ihm ein sehr überzeugender Kommissar
einen Besuch abstattet und ihm klar macht, dass es seine Pflicht ist.«
Harks
Augen verdunkelten sich. »Sie haben mir aufgetragen, Caffran auf jeden Fall
rauszupauken.«
»Und
mit einem Augenzeugen ließ es sich machen, nicht wahr? Absolom hat Cuu auf dem
Bild natürlich nicht wiedererkannt. Aber das wussten Sie. Er würde überhaupt
niemanden wiedererkennen. Weil er den Mörder gar nicht gesehen hat,
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