Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith
Quartier bezogen. Hunderte
Holzbündel waren als Feldbetten in Reihen ausgelegt, und das Verteilerpersonal
des Munitoriums hatte auf jedes zwei dünne Decken gelegt.
Die
meisten Geister hatten dieses spärliche Bettzeug mit Tarnumhängen, Schlafsäcken
und mit Wäsche gefüllten Brotbeuteln ergänzt.
Der
Lärm im Saal war gewaltig. Allein in Milos Quartier waren neunhundert Männer
untergebracht, und das Gemurmel ihrer Stimmen bildete einen beständigen
Hintergrund und hallte von der hohen Decke wider. Die Männer entspannten sich,
säuberten Ausrüstung, nahmen ihre Waffen auseinander, rauchten, spielten
Würfel, maßen sich im Armdrücken, redeten, verglichen Trophäen, verglichen
Wunden, verglichen Heldentaten ...
Dorden,
Curth und die anderen Feldärzte und Sanitäter gingen durch die Quartiere, Saal
für Saal, und machten ihre routinemäßigen Nachgefechtsuntersuchungen.
»Es
ist erstaunlich, wie viele Soldaten Verwundungen verstecken«, sagte Dorden,
während er seine Ausrüstung einsammelte. »Ich habe bereits fünf Fleischwunden
gesehen, mit denen die Männer mich nicht belästigen wollten.«
»Ehrennarben«,
sagte Milo. »Tapferkeitsmale. Lesp ist so gut mit Nadel und Faden, dass sie
fürchten, keine Narben zurückzubehalten, die sie herumzeigen und mit denen sie
angeben können.«
»Das
ist doch dummes Zeug, Brin«, sagte Dorden. »Nour hatte eine Laserverbrennung,
die sich entzündet hatte.«
»Aha,
ein klarer Fall«, erwiderte Milo. »Ein Verghastit. Die wollen die Narben am
meisten, damit sie etwas haben, das unseren tanithischen Tätowierungen
entspricht.«
In
Dordens Miene schlich sich Verdrossenheit, die Art von Verdrossenheit, die er
immer an den Tag legte, wenn er mit den naiven Marotten und Eigenheiten von
Soldaten konfrontiert wurde.
Er gab
Milo zwei Pillenkapseln unterschiedlicher Farbe und einen kleinen Papierbeutel
mit einem Pulver.
»Nimm
die. Vitamine und Mineralstoffe und ein Breitband-Antibiotikum. Neue Luft, neue
Bakterien. Und noch dazu ein wiederaufbereiteter geschlossener Kreislauf, was
noch schlimmer ist. Wir wollen nicht, dass ihr alle mit irgendeiner
einheimischen Grippe daniederliegt, gegen die ihr keine Abwehrkräfte habt. Und
wir wissen auch nicht, was der Abschaum möglicherweise eingeschleppt hat.«
»Und
das Pulver?«
»Bestäube
deine Kleider und Stiefel damit. Der Blutpakt hatte Läuse, und jetzt, wo er
nicht mehr da ist, suchen die neue Unterkünfte. Die armen Phantiner in der
Tertiärkuppel mussten bei der Rückkehr in ihre Häuser feststellen, dass sie
vollkommen mit Ungeziefer verseucht waren.«
Milo
spülte die Pillen mit einem Schluck aus seiner Feldflasche herunter und machte
sich danach gehorsam daran, seine Sachen mit dem Pulver zu bestäuben. Als
Dorden sein Bett in der Reihe erreichte, war er gerade dabei gewesen, sein
Lasergewehr auseinander zu nehmen, und er wollte damit weitermachen. Alle paar
Stunden rückten andere Männer aus, um Major Rawne bei dessen Säuberung der
Primärkuppel zu helfen. Milo war sicher, dass die Reihe bald auch an ihn kommen
würde.
Dorden
nickte Milo zu und ging weiter zu Ezlans Bett.
Milo
betrachtete das geschäftige Treiben zwischen den Bettreihen.
Zwei Reihen
weiter sah Stabsärztin Curth nach der Kopfwunde eines Soldaten. Milo seufzte.
Er mochte Dorden sehr, aber er wünschte, Curth hätte seine Reihe zuerst
erreicht. Von ihr untersucht zu werden, hätte ihm besser gefallen.
Er
schob sein halb auseinander genommenes Lasergewehr beiseite und legte sich mit
hinter dem Kopf verschränkten Händen auf sein Bett, starrte an die Decke und
versuchte, den Hintergrundlärm auszublenden. So sehr er sich in diesen letzten
Monaten auch bemüht hatte — er konnte einfach nicht aufhören, an Esholi Sanian
zu denken, die junge Gelehrte, die sie auf Hagia zur Schreinfeste, ihrem
letzten Schlachtfeld, geführt hatte. Er hatte sie sehr gemocht.
Und er
war sicher, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruht hatte. Die Tatsache,
dass er sie nie wiedersehen würde, schien für Milo nicht wichtig zu sein. Sie
ging ihm nicht aus dem Kopf und würde ganz sicher auch nicht aus seinen Träumen
verschwinden.
Er
hatte noch nie mit jemandem darüber geredet. Die meisten Tanither hatten Frauen
oder Geliebte auf ihrer Heimatwelt gehabt und verloren, und die meisten
Verghastiten hatten ihr Leben und ihre Liebsten auf Verghast zurückgelassen.
Natürlich gab es jetzt Frauen im Regiment, und jede Einzelne von ihnen war
Gegenstand der Zuneigung
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