Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith
verschwunden.
Viktor
Hark wich rückwärts durch den Raum zurück, stieß gegen einen Aktenschrank und
erkannte schließlich, dass er keine Rückzugsmöglichkeit mehr hatte.
»Wann
wollten Sie es mir sagen, Viktor?«, fragte Gaunt.
Hark
straffte sich ein wenig. »Sie waren beschäftigt. Mit dem Marschall. Und in
politischer Hinsicht dachte ich, es könnte Ihnen nicht schaden, wenn Sie nichts
damit zu tun hätten.«
»Ich
habe Sie in diese Einheit geholt, damit sie in ihr als politischer Offizier
dienen, dem ich vertrauen kann. Von mir aus können Sie so viel lavieren, wie
Sie wollen, Viktor. Aber wagen Sie es nicht noch mal, mir etwas
vorzuenthalten.«
Hark
richtete seine Jacke und sah Gaunt an. »Sie wollen damit nichts zu tun haben,
Ibram«, sagte er leise.
»Scheiß
drauf! Ich bin die Geister! Alle Geister! Wenn es einen von ihnen betrifft,
dann betrifft es mich auch.«
Hark
schüttelte den Kopf. »Wie sind Sie nur so weit gekommen, so naiv wie Sie sind?«
»Wie
kommt es, dass ich Ihnen noch nie zugetraut habe, das zu wissen?«, sagte Gaunt.
Hark
schüttelte traurig den Kopf. Er nahm eine Datentafel vom Schreibtisch und gab
sie Gaunt. »Vor drei Nächten wurde eine Hab-Frau namens Onti Flyte
abgeschlachtet. Mit einem tanithischen Messer erstochen. Zeugen haben einen
Geist vom Tatort fliehen sehen. Der Sohn des Opfers hat Caffran eindeutig
identifiziert. Akte geschlossen. Ich habe Sie nicht damit belästigt, weil es nur
eine Kleinigkeit ist. Dafür bin ich schließlich da, Kommissar-Oberst. Ich
kümmere mich um den Scheiß, während Sie sich auf die größeren Zusammenhänge
konzentrieren.«
»Ist
das so? Wie geht es mit Caffran weiter?«
»Kommissar
Del Mar hat seine Exekution durch ein Erschießungskommando morgen Früh bei
Tagesanbruch befohlen.«
»Und
ist Ihnen nicht der Gedanke gekommen, dass ich den Verlust eines so wertvollen
Soldaten wie Caffran infrage stellen könnte?«
»Nicht
bei der Schwere des Verbrechens, nein, Kommissar-Oberst.«
»Und
was sagt Caff dazu?«
»Er
streitet es natürlich ab.«
»Natürlich
... er wird es vor allem dann abstreiten, wenn er unschuldig ist. Ich nehme an,
dass zumindest eine Routineuntersuchung durchgeführt wird? Zeugen können sich
manchmal irren.«
»Del
Mars Stab verfolgt den Fall. Ein Kommissar Fultingo führt ...«
»Sie
haben sich einfach davon distanziert?«
Hark
verstummte.
»Die
einheimischen zivilen Strafrechtsbehörden und das Flottenkommissariat sind
natürlich zuständig. Aber es ist auch eine Regimentsangelegenheit. Eine
Angelegenheit für uns. Wenn die Möglichkeit besteht, dass Caffran unschuldig
ist, lasse ich die Sache nicht auf sich beruhen. Lassen Sie mir die Datentafel
hier und verschwinden Sie«, sagte Gaunt.
Hark
warf die Datentafel auf den Tisch und ging. »Herr Kommissar-Oberst?«, fragte er
in der Tür und blieb dort stehen.
»Ich
weiß, dass Caffran von Anfang an dabei war. Ich weiß, dass er beliebt ist und
ein guter Soldat. Aber das hier ist sonnenklar. Das Erste Tanith ist ein
bemerkenswert anständiges Regiment. Sicher, es gibt Schlägereien und
Besäufnisse, ein paar Fehden und Diebstähle, aber das ist alles nichts im
Vergleich zu einigen anderen Einheiten, bei denen ich schon gedient habe.
Standrechtliche Exekution für Kapitalverbrechen ist in anderen Regimentern
beinahe an der Tagesordnung. Mord, Totschlag, Vergewaltigung. In der Garde
wimmelt es von Mördern, und viele können sich einfach nicht beherrschen.
Verdammt, Sie wissen das! Nur mit strikter, rascher Disziplin können wir die
Kontrolle bewahren. Ich wiederhole, dies ist nur eine Kleinigkeit. Es ist
nichts im Vergleich zu dem heiligen Krieg, den wir hier führen. Sie sollten
Ihre Zeit nicht damit verschwenden.«
»Ich
verschwende meine Zeit damit, gerade weil es in diesem Regiment so unüblich
ist, Hark. Und jetzt machen Sie, dass Sie mir eine Weile aus den Augen kommen.«
Varl
fand den Weg ins Lazarett, indem er dem Desinfektionsmittelgeruch folgte.
Zuerst war es verwirrend, weil praktisch jeder Korridor und Flur in der
Sekundärkuppel danach roch. In der ganzen Stadt waren zivile Arbeitstrupps und
solche des Munitoriums unterwegs, um Böden abzuspritzen und den Dreck und
Gestank des Erzfeinds wegzuschrubben.
Aber
das Lazarett hatte seinen eigenen Gestank. Nach Desinfektionsmitteln. Und Blut.
Die
medizinische Abteilung der Einsatzgruppe war in eine Hochschule in einer der
mittleren Ebenen nah der Kuppelwandung gezogen. In Wänden und Decken
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