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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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negativ für derartige
Selbstzufriedenheit.
    Trotz seiner Schwäche las
Heldane träge die stumpfsinnigen Gedanken der Mediziner rings um ihn, wie ein
Mensch in einem geöffneten Buch geblättert haben würde. Er wüsste, dass sie ihn
fürchteten, dass einige seine von der Norm abweichende Gestalt abstoßend
fanden. Einer, ein Mediziner namens Guylat, wagte es, in ihm ein Tier zu sehen,
eine Bestie, die man mit Vorsicht behandeln musste. Heldane hatte seinen Spaß
daran gehabt, mit Guylats Vorurteilen zu spielen, und von Zeit zu Zeit glitt er
anonym in den Geist des Mannes, feuerte ein paar der Synapsen, die er vorfand,
und ließ den Mediziner mit Durchfall oder Übelkeit in die Latrinenräume
jenseits der Sphäre rennen.
    Brauchbare Bewusstseine. Die
waren Heldanes bevorzugte Werkzeuge.
    Er setzte seine Betrachtung
stumpfsinniger Intelligenzen fort, die ihn mit ihren schlichten Beschränkungen
offen gestanden alarmierten. Zwei Mediziner unterhielten sich leise an der Tür
— außer Hörweite des Patienten in seinem Bett, glaubten sie. Einer hielt
Heldane für wahnsinnig, so große Schäden habe sein Gehirn erlitten. Der andere
schloss sich dieser Ansicht an.
    Sie hatten Angst vor ihm. Wie
entzückend. Heldane kicherte.
    Er hatte seinen Geist genug
trainiert. Er war frei und arbeitete. Er konnte seine Aufgabe erfüllen. Er
legte die schräge Stirn in Falten und rief einen der Mediziner. Der kam sofort,
obwohl er eigentlich gar nicht wusste, warum er eine Seite des Plastikzelts
anhob und sich Heldane näherte.
    »Einen Spiegel. Ich brauche
einen Spiegel«, sagte Heldane mithilfe der Kehlkopfverstärker. Der Mann nickte,
verließ das Zelt und kehrte einen Moment später mit einem runden chirurgischen
Spiegel zurück.
    Heldane nahm ihn mit der
rechten Hand, dem einzigen seiner Glieder, das noch funktionierte. Er entließ
den Stumpfsinnigen mit einem knappen Gedanken, und der Medikus machte sich
wieder an die Arbeit.
    Heldane hob den Spiegel und
schaute hinein. Er sah die schrägen Linien seines Schädels, den grinsenden
Mund, die blutigen Wundränder und die medizinischen Instrumente. Er schaute in
den Spiegel.
    Eine Marionette zu erschaffen
war nicht leicht. Es beinhaltete ein kompliziertes Fokussieren von Schmerzen
und die Anerziehung einer Reaktion, sodass der Verstand der Marionette zu einem
Schloss wurde, in das Heldanes psionischer Schlüssel passte. Dieser Effekt ließ
sich auf grobe Art allein mit dem Verstand erzielen, bessere Ergebnisse
lieferte aber die ausgiebige Anwendung von Messerklingen.
    Heldane genoss seine Arbeit.
Durch das korrekte Zufügen von Schmerzen und die subtile Veränderung der
geistigen Reaktion darauf konnte er jeden zu einem Sklaven machen, zu seiner
psionischen Marionette, mit deren Augen und Ohren er wahrnehmen konnte — und
mit deren Gliedern er handeln konnte.
    Heldane benutzte den Spiegel,
um seine Marionette zu rufen. Er konzentrierte sich, bis das Gesicht im Spiegel
erschien, trübe und verschleiert. Die Marionette würde tun, was er verlangte.
Die Marionette würde ihren Zweck erfüllen. Durch die Marionette würde er alles
sehen. Es war so gut, als wäre er selbst dabei. Wie er Dravere versprochen
hatte, war seine Marionette jetzt bei Gaunt. Er teilte alle Sinneswahrnehmungen
der Marionette, die feuchten Felsen, die verschlingende Finsternis, den
Schusswechsel. Er sah Gaunt ohne Mütze und Mantel, in einer kurzen Lederjacke,
der den Feind mit seinem Lasergewehr unter Beschuss nahm.
    Gaunt.
    Heldane griff zu und übernahm
die Herrschaft über seine Marionette, genoss die üppige Schicht Hass auf Ibram
Gaunt, die sich durch das Bewusstsein seiner Marionette zog. Das machte alles
so viel leichter. Bevor er sich seinem Schicksal ergab und starb, sagte sich
Heldane, würde er seine Marionette noch benutzen, um den Sieg zu erringen. Um
alles zu gewinnen.
     
     
    12
     
     
    Rawne warf sich flach auf den
Boden, als Laserstrahlen und Dornengeschosse durch den Tunnel geflogen kamen.
Er hob sein Lasergewehr auf der Suche nach einem Ziel. Ein dumpfer Schmerz wie
von einer Migräne zuckte durch seinen Schädel, bestürzende Erinnerungen an
durchdringende körperliche Schmerzen.

Vor seinem geistigen Auge sah
Rawne die Bestie, den Erz-Manipulator, den Inquisitor mit seinen gekrümmten
Klingen und chirurgischen Mikrobohrern, sich über ihn beugen.
    Heldane.
    Das Schwein hieß Heldane. Seine
Klingen hatten Rawnes Körper geöffnet und seinen geistigen Widerstand
gebrochen. Und Heldanes

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