Gaunts Geister - Band 1-3
Grenzwelt überhaupt je
aufgestellt worden waren.
Acht Jahre hatte Gaunt als
politischer Offizier beim 8. Hyrkan gedient, einem tapferen Regiment, das er
von dessen Gründung auf den windumtosten Hügeln Hyrkans bis zu seinem grimmigen
Sieg auf Balhaut begleitet hatte. Doch viele Krieger waren gefallen, und eine weitere
Gründung würde bekannte Uniformen mit unbekannten Gesichtern ausfüllen. Es war
an der Zeit weiterzuziehen, und Gaunt war dankbar für das neue Kommando.
Sein Dienstalter, seine
Erfahrung — sogar seine relative Berühmtheit machten ihn zu einer idealen Wahl,
die jungfräulichen Einheiten Taniths in Form zu peitschen. Ein Teil von ihm,
ein junger, eifriger, aber kleiner Teil, genoss die Aussicht, einen neuen Namen
für die Ehrentafeln der Armee aufzubauen. Aber der Rest von ihm war matt,
erstarrt, leer. Mehr als alles andere hatte er das Gefühl, einfach nur
mechanisch zu funktionieren.
So empfand er schon seit Slaydos
Tod. Sicher hätte der alte Kommandant gewollt, dass er hier war und weiter nach
Ruhm strebte ... Hatte er ihm schließlich nicht genau deswegen sein Geschenk
gemacht? Ihn gleich auf den Schlachtfeldern Balhauts zum Kommissar-Oberst
befördert und so einen der ganz wenigen politischen Offiziere in der Armee aus
ihm gemacht, die in der Lage waren, ein Regiment zu führen. Welch ein
Vertrauensbeweis.
Aber Gaunt war so müde. Jetzt
kam es ihm eigentlich nicht mehr wie eine Belohnung vor.
Die Fähre neigte sich abwärts.
Große Messingjalousien an einem der höchsten Türme der Stadt öffneten sich wie die
Blüten einer Orchidee, um sie zu empfangen.
Auf dem Gründungsfeld schauten
die Männer hoch, als die Fähre im Landeanflug über sie hinwegrauschte, sich vor
den träge dahinziehenden Wolken in eine Kurve legte, wie ein Käfer über die
Stadtmauern hinwegsetzte und den Landeturm ansteuerte.
»Jemand Wichtiges«, stellte
Larkin fest, der in den Himmel blinzelte. Er spie auf das Putztuch in seiner
Hand und polierte weiter die Schnallen seines Koppels.
»Nur noch mehr Verkehr. Noch
mehr aufgeblasene Fremd-weltler.« Rawne ließ sich wieder zurücksinken und
drehte das Gesicht in die Sonne.
Corbec, der neben seinem Zelt
stand, schirmte die Augen gegen den grellen Sonnenschein ab und nickte. »Ich
glaube, Larkin hat recht. Jemand Wichtiges. Auf diesen Flieger ist ein großes
Wappen der Armee gemalt. Jemand ist zur Abnahme der Gründung gekommen.
Vielleicht sogar dieser Kommissar-Oberst persönlich.«
Er senkte den Blick und schaute
sich um. Rechts und links von ihm erstreckten sich Dreimannzelte in geordneten
Reihen, und Gardisten in brandneuer Uniform saßen herum, säuberten Ausrüstung,
nahmen Waffen auseinander, aßen, würfelten, rauchten und schliefen. Alles in
allem sechstausend Mann, hauptsächlich Infanterie, aber auch einige Artillerie-
und Panzertruppen, drei volle Regimenter, und alles Männer von Tanith.
Corbec setzte sich vor seinen
Kocher und rieb sich die Hände.
Seine neue schwarze Uniform
scheuerte an den Ecken und Kanten seiner massigen Gestalt. Es würde die Hölle
werden, sie einzutragen. Er betrachtete seine Zeltkameraden Larkin und Rawne.
Larkin war ein schlanker, sehniger Mann mit einem Dolchgesicht. Wie alle
Tanither war er hellhäutig und schwarzhaarig. Larkin hatte gefährliche Augen
wie blaues Feuer, drei silberne Kreolen im linken Ohr und eine blaue
Spiralwurm-Tätowierung auf der rechten Wange. Corbec kannte ihn schon eine
ganze Weile. Vor der Gründung hatten sie zusammen in derselben
Bürgerwehreinheit von Tanith Magna gedient. Er kannte Larkins Stärken — die
Augen eines Scharfschützen und ein tapferes Herz — und Schwächen — ein unsteter
Charakter, der sich leicht aus der Fassung bringen ließ.
Rawne kannte er nicht so gut.
Rawne war ein gut aussehender Teufel. Seine sauberen, schlanken Züge zierte eine
Nova-Tätowierung über einem Auge. Er war Unteroffizier in der Bürgerwehr Tanith
Atticas oder einer der anderen Städte im Süden gewesen, aber er redete nicht viel
darüber. Corbec hatte das unbestimmte Gefühl, dass sich unter Rawnes öligem
Charme eine mörderische, rücksichtslose Ader verbarg.
Bragg — der große,
ungeschlachte, herzliche Bragg — kam mit einer Flasche heißem Sacra in den
Händen herangeschlendert.
»Was zum Aufwärmen?«, fragte
er, und Corbec nickte dem riesigen Mann lächelnd zu.
Bragg goss vier Tassen ein und
reichte eine Larkin, der kaum aufsah, aber ein Dankeschön murmelte, und eine davon
Rawne,
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