Gaunts Geister - Band 1-3
Sturmtruppen des Chaos auf und rückten vor. Sym hatte sie über Gaunts
Schulter gesehen und sich hochgezogen und herumgeworfen, um Gaunt mit seinem
eigenen Körper zu schützen.
Gaunt sprang auf. Sein erster
Schuss sprengte den gehörnten Schädel der nächsten Bestie in Fetzen. Sein
zweiter und dritter rissen den Leib einer anderen auseinander. Sein vierter,
fünfter und sechster erledigten noch zwei und schleuderten sie in die Gruppe
ihrer Kameraden hinter ihnen auf der Treppe.
Der siebte war nur ein mattes
Klicken von Metall auf Metall.
Gaunt warf die leere Boltpistole
weg und wich zu den Hangartüren zurück. Jetzt roch er den widerlichen Gestank
des Chaos im Rauch und hörte das Summen der Madenfliegen. In wenigen
Augenblicken würden sie über ihn herfallen.
Autokanonenschüsse fuhren
zwischen die heidnischen Albträume, anhaltendes schweres Feuer von einer Stelle
ganz in der Nähe. Gaunt fuhr herum und sah den Jungen, den Dudelsackpfeifer mit
der Fischtätowierung. Aus dem Säulengang zum Hangar bestrich er die Treppe mit
der Autokanone eines Wachpostens, die auf dem Mauerwerk gelegen hatte. »Steigen
Sie ein! Die letzte Fähre wartet auf Sie!«, schrie der Junge.
Gaunt warf sich durch die
Hangartüren die von den Fährentriebwerken erzeugten Luftverwirbelungen. Die Seitenluke
schloss sich gerade, und er hechtete hindurch und verlor dabei den Schoß seiner
Uniformjacke, der abgetrennt wurde. Schüsse des Feindes prallten von der
Wandung ab.
Gaunt lag mit dem Gesicht nach
unten und blutverschmiert auf dem Kabinenboden und schaute in die entsetzten
Gesichter der Munitoriumsbeamten, aus denen dieser letzte Evakuierungsflug zur
Flotte bestand.
»Die Luke öffnen!«, brüllte er.
»Öffnen Sie die Luke noch mal!«
Keiner von ihnen machte
Anstalten, seinem Befehl zu folgen.
Gaunt raffte sich auf und
ruckte am Lukenhebel.
Die Luke schwang auf, und der
Junge kroch hinein.
Gaunt zog ihn von der Luke weg
und schlug sie zu. »Los!«, bellte er durch die Kabine zur Pilotenkanzel.
»Fliegen Sie, wenn Sie noch fliegen wollen!«
Die Fähre stieg schnell aus dem
Hangar, und die Triebwerke heulten, als ihnen übergangslos volle Leistung
abverlangt wurde.
Laserfeuer aus der Luft schmolz
die Messingjalousien ringsum und streifte ein Landebein. Noch eher schwebend
als fliegend, schwankte die Fähre in der Luft. Unter ihr war Tanith Magna ein
flammendes Inferno.
Der Pilot vergaß
Treibstofftoleranzen, Flugdisziplin und sogar den Namen seiner Mutter und gab
volle Leistung auf die Hauptschubdüsen. Wie eine Kugel schoss die Fähre durch
den schwarzen Rauch in die Höhe.
Die zum Sterben
zurückgelassenen Wälder brannten. Gaunt sank gegen ein Bullauge und schaute
hindurch. Wie in seinem Traum — Feuer wie eine Blume. Blühend. Blasses,
grünliches Feuer, das hin und her huschte, als sei es lebendig. Das die Welt
verzehrte, die ganze Welt.
Ibram Gaunt starrte in sein
Spiegelbild, sein eigenes hageres, blasses, blutiges Gesicht. Bäume, die wie
das Herz einer Sonne brannten, rauschten hinter seinen Augen vorbei.
Hoch über der kalten,
malvenfarbenen Welt Nameth hingen Gaunts Schiffe wie Kreaturen der Tiefsee.
Drei große Truppentransporter, deren aschgrauer, geriefelter Rumpf überwölbt
war wie bei einer riesenhaften Kathedrale, und die längliche, kraftvolle
Begleitfregatte Navarre , mit Strahlwaffen und Geschütztürmen gespickt,
eckig und kantig wie eine Holzwespe, zwei Kilometer lang.
In seiner Kabine auf der Navarre ging Gaunt die letzten Berichte der Raumüberwachung durch. Tanith war verloren,
Teil eines eroberten Keils aus sechs Planetensystemen, die der Chaos-Armada zum
Opfer gefallen waren, welcher Macaroth den Durchbruch an seiner überdehnten Front
gestattet hatte. Jetzt befanden sich Kreuzzugsflotten auf dem Rückmarsch, um
den Feind zu stellen.
Sporadische Berichte von einer
sechsunddreißigstündigen Raumschlacht zwischen Großkampfschiffen nahe dem
Circulus waren eingegangen. Der imperiale Kreuzzug sah sich einem
Zweifrontenkrieg ausgesetzt.
Gaunts unbarmherziger Rückzug
hatte dreieinhalbtausend Kämpfern das Leben gerettet, etwas über die Hälfte der
Tanith-Regimenter, und den größten Teil ihrer Ausrüstung. Aus einem grausamen,
äußerst zynischen Blickwinkel konnte man das als eine Art Sieg betrachten.
Gaunt holte eine Datentafel
unter einem Dokumentenstapel auf seinem Schreibtisch hervor und betrachtete sie.
Es war der entschlüsselte Text der Nachricht, die Macaroth persönlich
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