Gaunts Geister - Band 1-3
eine mit weiß-grünen Schimmelflecken gesprenkelte Orange aussah.
Imperiumsschiffe hingen in der
Schwärze zwischen ihm und dem Planeten: einige riesige, graue, kuppelförmige
wie zwanzig Kilometer lange Kathedralen, andere aufgebläht wie Ozeanriesen,
wieder andere lang, schlank und kantig wie seine eigene Fregatte.
Sie trieben im Meer des
Weltraums, und winzige schwarze Punkte, Tausende und Abertausende von schwarzen
Punkten, fielen aus ihnen heraus und flatterten dem eroberungsreifen Planeten
entgegen.
Kreff wusste, dass die Punkte
Truppenschiffe waren. Jeder Punkt war ein zweihundert Tonnen schweres
Landungsboot, das mit kampfbereiten Truppen beladen war. Aber sie sahen eben
aus wie Pfefferkörner, die aus einer Mühle fielen. Als sei die imperiale Flotte
vorbeigekommen, um Caligula höflich zu würzen.
Kreff fragte sich, welches von
den Pfefferkörnern wohl Kommissar Gaunt enthielt. Seit dem Auftauchen des
Kommissars ging es mit Sicherheit lebhafter zu. Ibram Gaunt, der berüchtigte,
hochdekorierte Kriegsheld mit seinem bunt zusammengewürfelten Regiment, das
»Gaunts Geister« hieß, weil er es von dem dahingemetzelten Planeten Tanith
gerettet hatte.
Kreff glättete den
smaragdgrünen Besatz seiner Segmentum-Pacificus-Flottenuniform und seufzte. Als
er zum ersten Mal gehört hatte, die Navarre sei Gaunts Pöbelhaufen
zugeteilt worden, war er bestürzt gewesen. Aber getreu seiner bisherigen
Leistungen hatte Gaunt die sogenannten Geister in Form gebracht und sie durch
mehrere mutige Einsätze geführt.
Es war sehr lehrreich gewesen,
ihn an Bord zu haben. Als Deckoffizier war er der offizielle Stellvertreter des
Kapitäns in allen organisatorischen Fragen an Bord, und daher hatte er mehr mit
den Geistern zu tun als das übrige Flottenpersonal. Er hatte sie kennengelernt,
so gut, wie man eine Bande schwarzhaariger, lärmender, tätowierter Soldaten,
die letzten Überlebenden eines vom Chaos zerstörten Planeten, eben kennenlernen
konnte. Zuerst hatte er fast so etwas wie Angst vor ihnen gehabt, da ihn ihre
wilde Körperlichkeit beunruhigte. Kreff kannte den Krieg als stille, losgelöste
Langstreckendisziplin, als Schachspiel, das in Tausenden von Kilometern und
Gradabweichungen in der Umlaufbahn gemessen wurde. Sie kannten den Krieg als
blutiges, ermüdendes, hektisches Nahkampfgetümmel.
Er hatte als Gast an mehreren
Dinners in der Armeemesse teilgenommen und einen merkwürdigen Abend, an den er
sich nur noch teilweise erinnerte, in der Gesellschaft Corbecs verbracht, des
Regimentsobersts, einem zotteligen Riesen von einem Mann, der bei näherer
Betrachtung eine noble Seele hatte. Jedenfalls war es ihm nach mehreren
Flaschen und Stunden lockerer, bisweilen ernster Unterhaltung so vorgekommen.
Sie hatten über die Taktik des Kriegs debattiert und ihre jeweiligen Schulen
und Methoden verglichen. Kreff hatte Corbecs brutale, primitive Ethik abgetan
und mit der hohen Kunst der Raumflottenkriegsführung geprahlt.
Corbec war nicht beleidigt
gewesen. Er hatte gegrinst und versprochen, Kreff werde eines Tages in einem
richtigen Krieg kämpfen.
Beim Gedanken daran musste Kreff
lächeln. Sein Blick wanderte zu den Punkten zurück, die dem Planeten
entgegenstürzten, und das Lächeln erlosch. Jetzt bezweifelte er, dass er Gaunt
und Corbec je wiedersehen würde.
Weit entfernt, tief unten,
konnte er die flammenden Blitze von Luftabwehrkanonen sehen, welche die
Pfefferkörner beharkten.
Das war ein Hundeleben, so ins Maul
der Hölle zu stürzen.
So viel Lärm, Tod und
Zerstörung.
Kreff seufzte wieder und war
plötzlich dankbar für die ruhige Brücke um sich. Dies war die einzige Art,
Kriege zu führen, entschied er.
Milo öffnete die Augen, aber
nichts hatte sich verändert. Die Welt zuckte immer noch. Er sah sich im
Laderaum des Landungsboots um, wo weitere fünfundzwanzig Gardisten starr im
Griff von gelb gestreiften Sicherheitsgurten saßen und deren Ausrüstung in
Netzpaketen unter jedem Sitz zitterte und bebte. Es roch süßlich nach
Weihrauch, und das Schiff bebte so stark, dass er die in die Kabinenwände
geritzten inspirierenden Inschriften nicht mehr lesen konnte. Milo hörte das
Tosen der Außenwandung, die vom steilen Sinkflug weiß glühend war. Was er nicht
hören konnte, war das krachende Husten der Luftabwehrbatterien am Boden, die
sie in Empfang nahmen.
Er schaute sich nach einem
freundlichen Gesicht um. Der Riese Bragg umklammerte seine Sicherheitsgurte und
hatte die Augen geschlossen. Der
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