Gaunts Geister - Band 1-3
junge Soldat Caffran, der nur zwei Jahre älter
als Milo war, starrte auf das Kabinendach und murmelte ein Gebet oder eine
Schutzformel. Ihm gegenüber fand Milo die harten Augen von Rawne. Der Major
lächelte und nickte ihm aufmunternd zu.
Milo holte tief Luft. Von Major
Rawne unter diesen Umständen ermutigt zu werden war so, als klopfe einem am Tor
zur Hölle der Teufel persönlich auf die Schultern.
Milo schloss die Augen wieder.
Im rückwärtigen Teil der schmalen
Pilotenkanzel auf seinen Sessel geschnallt, reckte Kommissar Gaunt den Hals, um
an Piloten und Astropath vorbei durch die kleinen vorderen Bullaugen zu
schauen. Anzeigen flackerten über das dicke Glas, und das Schiff bockte heftig,
aber Gaunt sah das Ziel nahen: die Makropole namens Nero, die aus der
ockerfarbenen Erde eines neunzig Kilometer durchmessenden Kraters ragte wie ein
verkrusteter Kohlebrocken aus einem plumpen Nabel.
»Sechzig Sekunden bis zu
Landung«, sagte der Pilot gelassen über die Bordsprechanlage. Seine Stimme
wurde elektronisch angepasst.
Gaunt zog seine Boltpistole und
spannte sie. Er fing an, rückwärts zu zählen.
Hoch über der Stadt Nero kamen
die Landungsboote wie Kugeln herunter und rasten durch Wolkenbänke.
Luftabwehrbatterien beharkten den Himmel.
Dann fingen die wollweißen
Wolken an zu brennen. Die flaumigen Ecken schmolzen und welkten dahin. Ein dunkelvioletter
Fleck breitete sich am Himmel aus und mischte sich mit den Wolken wie Blut mit
Wasser. Blitze zuckten und peitschten.
Kilometer darüber starrte Kreff
auf den Planeten. Etwas verfärbte die Atmosphäre.
»Was ist das ...?«, begann er.
»Eine Gewitterfront!«, rief der
Copilot und nahm hektisch Einstellungen vor. »Wir bekommen es mit Hagel und
Blitzen zu tun.«
Gaunt wollte nachfragen, aber
das Beben hatte sich verstärkt. Er richtete den Blick auf den Astropathen, als
ihm plötzlich bewusst wurde, dass der Mann ein leises, monotones Knurren von
sich gab.
Er bekam gerade noch mit, wie
der Kopf des Astropathen explodierte. Pilot, Copilot, Gaunt und die ganze Kabine
wurden mit Blut und Gewebe bespritzt.
Der Pilot schrie eine Frage.
Es war ein psionisches
Gewitter, dessen war sich Gaunt schrecklich gewiss. Tief unter ihnen versuchte
etwas mit unvorstellbarer dämonischer Kraft, sie aufzuhalten und den Angriff
mit einem tobenden Gewitter des Chaos abzuwehren.
Das Schiff erbebte jetzt so
stark, dass Gaunt sich nicht mehr konzentrieren konnte. Zahlreiche Warnrunen
blinkten in einer Reihe über der Hauptanzeige und verschwommen vor seinen
durchgeschüttelten Augen zu scharlachroten Streifen.
Irgendwo explodierte etwas.
Die Vibrationen und das
Kreischen hörten nicht auf, aber sie veränderten sich. Plötzlich wusste Milo,
dass sie sich nicht mehr im Angriffssturzflug befanden. Sie stürzten ganz einfach
ab.
Ihm war nicht mehr übel. Aber
die boshafte »Beim Hoch-geschwindigkeitsabsturz verbrannt«-Stimme fing an zu krähen: Ich hab's dir doch gleich gesagt.
Da war der Aufprall ...
... so gewaltig, dass es sich
anfühlte, als sei jedes Gelenk ausgekugelt worden.
Dann kam das Rutschen ...
... jäh, bebend, erschreckend.
Und schließlich ...
... war da tosendes Feuer.
Und wie als Nachgedanke ...
... völlige qualvolle Schwärze.
Hunderte von imperialen
Landungsbooten waren bereits weit unter der Wolkenbank, als der psionische
Taifun explosionsartig ins Leben gerufen wurde, und entgingen so den
schlimmsten Auswirkungen. Sie sanken auf die gewaltige Zitadelle der
Nero-Makropole nieder wie eine Heuschreckenplage. Es wimmelte von ihnen, und
das Tosen ihrer Schubdüsen steigerte sich zu einem allgegenwärtigen Brüllen,
als sie auf dem Brachland der Ausläufer der schwarzen Stadt-Makropole
niedergingen. Laser- und Plasmastrahlen teilten den Himmel an tausend Stellen
und verliehen ihm das Aussehen einer wahnsinnig komplexen Serie von Blaupausen.
Einige trafen Landungsboote, die aufflammten, flatterten und starben.
Flak-Granaten ließen laute, schwarze Blumen am Himmel erblühen. In regelmäßigen
Abständen jagten Staffeln von Luftunterstützung im Tiefflug wie Meteoriten
vorbei.
Sie jagten im Rudel und deckten
den Boden mit feurigen Gewittern ein. Über allem brodelte der violette Himmel
und spie elektrische Bänder.
Unten auf dem Boden führte
Oberst Colm Corbec vom Ersten und Einzigen Tanith seinen Trupp über die Rampe des
Landungsboots und in die Kampfzone. Auf beiden Seiten sah er Reihen von
Schiffen, die ihre Truppen
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