Gaunts Geister - Band 1-3
vergewaltigt und erobert worden.
Was für ein Universum war das,
fragte sich Dorden, in dem Menschen sich mühen und schuften und ihre Familien lieben
und zum Imperator beten und jahrelang aufbauen konnten, nur um in ein paar
Stunden alles zu verlieren? Sein Universum, beantwortete er die Frage, dasselbe
Universum, das Tanith genommen hatte.
Ein später Mond war
aufgegangen, ein einsamer Wachposten an einem plötzlich gewitterfreien Himmel.
Der Regen hatte aufgehört, und silberne Wolken zogen über seine violette
Weitläufigkeit.
Als Widerpart des Monds stand
ein einsamer Wachposten am Tor der Station. Soldat Tremard saß in der von Sandsäcken
geschützten Stellung seine zweite Schicht ab und beobachtete die Baumlinie,
schwarze Flecken aus Dunkelheit am Rande der gleichermaßen schwarzen Felder und
Marschen. Er war müde und wünschte, die verdammten Volponer hätten ihre
schweren Geschütze zurückgelassen.
Nebel stieg über dem Marschland
auf und trieb langsam seitwärts wie Rauch. Etwas funkelte in der Dunkelheit. Tremard
schrak zusammen und nahm sein Nachtsichtgerät aus den Sandsäcken. Er drehte am
Fokussierring und regelte die Schärfe des Grünschattierungsbilds. Nebel — und
andere Dinge darin. Das Funkeln, welches er gesehen hatte.
Mondlicht, das von der
reflektierenden Netzhaut jagender Augen zurückgeworfen wurde.
Er aktivierte sein
Kehlkopfmikro.
»Tor an Geister! Können Sie
mich hören, Oberst? Zu den Waffen! Zu den Waffen! Bewegung im Süden!«
Corbec erhob sich jäh von
seiner Pritsche wie ein Toter aus einem Grab, und Dorden schrak zusammen. Der
Oberst hatte auf einem nicht belegten Bett in der Krankenstation ein Nickerchen
gemacht, während der Feldarzt Pillen sortierte und in Papierschnipsel
einwickelte.
»Was ist los?«
Corbec war auf den Beinen.
»Dreimal dürfen Sie raten, Doktor.«
Dorden war ebenfalls
aufgestanden. Er sah sich in der fragilen Halle um und betrachtete die
verwundbaren, halb toten Männer, während Corbec sein Lasergewehr bereitmachte
und sich über Kom mit den anderen Soldaten unterhielt. Plötzlich kam sich
Dorden dämlich vor. Er wusste, wie ein Frontalangriff des Chaos aussah. Sie
würden alle zerbrechen wie eine Eierschale. Es war dumm von ihm gewesen, auf
dem Bleiben zu bestehen. Jetzt waren sie alle so gut wie tot — die Blaublüter
und die Geister ... Wertvolle, einzigartige Geister wie Corbec und Mkoll. Er
hatte sie wegen seines törichten Stolzes auf einen alten Eid zum Tode
verurteilt.
Wegen eines uralten ärztlichen
Eids, den er in sichereren Zeiten abgelegt hatte, in einer netten Landpraxis,
wo die schlimmste Verletzung eine in der Sägemühle erlittene Schnittwunde
gewesen war.
Zur Hölle mit mir für meine
Dummheit! Zur Hölle mit mir für meinen Stolz!
»Wir bieten ihnen die Stirn, so
lange wir können. Die Jungs kennen ein paar Tricks«, sagte Corbec zu ihm. »Ich brauche
Chayker und Foskin Lesp kann bei Ihnen bleiben. Wenn wir den ersten Angriff nicht
abwehren können, müssen Sie sich darauf vorbereiten, so viele Verwundete wie
möglich in die hinteren Räume zu schaffen. Ich weiß, dass sie in Trümmern
liegen, aber damit legen Sie mehr Mauern zwischen sich und die Kämpfe.«
Dorden schluckte und dachte an
die Arbeit, die auf ihn und Lesp zukam, wenn sie siebenundsechzig Männer auf Bahren
nach hinten tragen wollten. Er hörte das entfernte Zischen von Laserschüssen,
und ihm ging auf, dass es nicht halb so viel Mühe war, wie Corbec und seine
Soldaten auf sich nehmen würden. Also nickte er nur und winkte Lesp zu sich.
»Möge der Imperator mit Ihnen
sein und über Sie wachen, Colm Corbec«, sagte er.
»Und über Sie, Doktor.«
Tremard hielt das Tor. Dunkle
Gestalten bewegten sich durch die Felder und die dunklen Hecken auf ihn zu und beschossen
ihn dabei mit grünen Laserstrahlen und weiß glühenden Boltergeschossen. Der
trügerische Mond zeigte Bewegung und das gelegentliche Funkeln von Rüstungen,
und er suchte sich seine Ziele mit Bedacht aus und schickte orange Laserstrahlen
in das offene Marschland jenseits des Anwesens.
Eine Gestalt wich den
heranzuckenden Lasersalven aus und ging neben ihm in Deckung. Es war Corbec.
Der Oberst grinste Tremard an und machte eine obszöne Bemerkung in Bezug auf
die mütterliche Herkunft des Feinds, über deren Vulgarität Tremard schallend
lachen musste. Dann reckte sich Corbec über die Sandsäcke und gab eine Salve
Schüsse aus seinem Lasergewehr ab, die über das Marschland
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