Gaunts Geister - Band 1-3
gesucht, also haben wir uns freiwillig gemeldet.«
»Ich werde das nicht vergessen,
wie kurz mein Leben auch sein mag«, erwiderte Dorden.
»Wir haben die Flanke gut
bewacht«, sagte Mkoll zu Dorden mit einer Geste auf den Doppelzaun. »Wir alle zehn.«
»Zehn?«
»Mehr hat der Kommissar-Oberst
nicht erlaubt. Wir fünf, deine drei und die anderen beiden. Alle Geister haben sich
gestritten, wer bleiben würde — hast du das gewusst? Alle haben sich freiwillig
gemeldet.«
»Alle? Nicht Major Rawne, würde
ich wetten!«
Mkoll grinste wehmütig. »Na
schön, nicht alle. Aber es gab einen richtigen Ansturm auf die Plätze.
Schließlich hat Gaunt entschieden, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Also hast du
deine drei bekommen, mich, Brostin, Claig, Caffran und Gutes. Dazu Tremard, der
Wache am Tor hält. Und ...«
»Und?«
Dorden fuhr herum, weil er
spürte, dass plötzlich jemand hinter ihm war. Er schaute in das lächelnde
bärtige Gesicht von Colm Corbec.
»Und mich. Also, Doktor, Sie
haben das Kommando. Wie gehen wir die Sache an?«
Die Nacht brach herein. Die
Luft wurde klar. In der Ferne heulten Aashunde. Drei oder mehr Monde gingen auf
und wieder unter und kamen sich dabei in ihrem Orbit in die Quere. Die
Dunkelheit war klar und kalt und roch nach Tod. Weit entfernt am südlichen
Horizont brauten sich bernsteinfarbene Wolken zu einem Unwetter zusammen. Eine
gewaltige Landarmee marschierte ihnen entgegen.
Das und ein richtiges Gewitter.
Blitze zuckten weißlich über den Himmel. Die Luft wurde schwer und süßlich.
In dem Anwesen fing einer der
Blaublüter an zu zucken und starb. Dorden kämpfte um das Leben, und sein Kittel
war glitschig vom spritzenden Blut. Weder er noch Lesp konnten etwas
ausrichten.
Dorden trat von dem
auskühlenden Leichnam zurück und reichte Lesp blutverschmierte Instrumente.
»Notieren Sie Art und Zeit des Todes und Name und Nummer auf der Hundemarke«,
sagte er finster. »Wenn der Imperator es will, können wir der Registratur der
Volponer die Unterlagen übergeben, damit sie entsprechende Einträge in den
Akten machen können.«
Lesp schnaubte. »Die Blaublüter
haben all diese Leute mit Sicherheit schon als tot gekennzeichnet.«
Lesp war ein hochgewachsener,
dünner Mann aus Taniths Küstengebiet mit kalten blauen Augen und einem Adamsapfel,
der in seinem schlanken Hals wie ein Knie aussah. Früher war er Fischer
gewesen, Angehöriger einer Hochseefischerei-Familie, die im Gebiet jenseits des
Archipels auf Fischfang ging. Er war äußerst geschickt mit Segeltuch und
Netznadeln und hatte ein beinahe chirurgisches Talent im Umgang mit einer
Klinge, das er sich beim Ausweiden der Fische angeeignet hatte. Dorden hatte die
Fähigkeiten in den Dienst des Heilens gestellt, als er Lesp als Sanitäter
requirierte. Lesp hatte keine Probleme damit gehabt und erfreute sich an seiner
Arbeit neben dem Sanitätsoffizier.
Dorden akzeptierte jede Hilfe,
die er bekommen konnte. Die meisten ausgebildeten Sanitäter, die bei der
Erstgründung der Geister auf Tanith dabei gewesen waren, hatten die Welt gar
nicht erst verlassen. Ursprünglich waren Dorden, Gherran und Mtane mit zwanzig
anderen zu Feldsanitätern ausgebildeten Soldaten die einzigen vollständig
qualifizierten Sanitäter gewesen. Dorden hatte sämtliche Überlebenden ausgiebig
studiert und befragt, bevor er Männer für seinen dringend benötigten
medizinischen Stab rekrutierte. Ohne hingebungsvolle, beständig lernende
Anfänger wie Lesp, Foskin und Chayker hätte die Gesundheit des Regiments schon
vor langer Zeit nicht mehr aufrechterhalten werden können.
Mtane und Gherran waren mit
Gaunts Hauptstreitmacht weitergezogen, obwohl beide hatten bleiben wollen. Alle
drei ausgebildeten Mediziner in einer überstürzten Aktion zu verlieren war
mehr, als Gaunt zu dulden bereit war.
Dorden trat auf den matschigen
Hof, und als sei dies das Stichwort, öffnete der Himmel seine Schleusen, und ein
Sturzregen prasselte auf ihn nieder und wusch das Blut eines anderen aus seiner
Jacke. Tropfnass stand er da, während der Wolkenbruch ein wenig nachließ.
»Sie werden nass da draußen«,
sagte eine Stimme aus der Nähe.
Dorden drehte sich um und sah
Corbec, der unter dem Schutz des Dachüberhangs einen Zigarillo rauchte. Dorden
konnte lediglich die Gestalt und den leuchtend roten Punkt der Glut erkennen.
Dorden ging zu ihm. Corbec bot
ihm eine mit Wachs abgedichtete Schachtel mit Zigarillos an. »Lakritz. Bin auf Voltemand
auf den
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