Gaunts Geister - Band 1-3
Trupp?« Wie immer, wenn der Kommissar ihn direkt ansprach,
hatte er das Gefühl, seine Zunge sei festgebunden.
Auch nach so langer Zeit hegte
er noch gemischte Gefühle für den Kommissar, der sie mit ein und demselben Befehl
gerettet und zu Geistern gemacht hatte.
»Wir warten alle auf den
Befehl«, sagte er schließlich. »Es juckt uns in den Fingern. Diese Warterei
...«
»Ist immer das Schlimmste, ich
weiß.« Gaunt setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm. »Bis das Töten
anfängt und einem klar wird, dass die Warterei doch nicht so schlimm war.«
Caffran sah das Lächeln in
Gaunts Augen und musste unwillkürlich grinsen.
Gaunt war zufrieden. Er war
sich der Steifheit sehr bewusst, die Caffran in seiner Nähe immer an den Tag
legte. Ein guter Soldat, einer der jüngsten, aber ganz nah daran, einer von
Rawnes Unzufriedenen zu sein.
»Machen Sie ruhig weiter«,
regte Gaunt an.
Etwas verlegen drehte sich
Caffran um und wiederholte seine Übung. Schwung, Parade, Zustechen,
Zurückziehen ... Es dauerte einen Moment, bis er seine Klinge aus der
dicken Rinde gezogen hatte.
»Rucken sie sie etwas hin und
her«, sagte Gaunt.
»Sie kommt leichter heraus,
wenn Sie sie vor dem Herausziehen hin und her bewegen.«
Caffran tat es. Es stimmte.
Gaunt stand auf und setzte
seinen Rundgang fort. »Jetzt dauert es nicht mehr lange, Caffran«, sagte Gaunt
im Weggehen.
Caffran seufzte. Nein, nicht mehr
lange. Nicht mehr lange, bis die Hektik und der Wahnsinn beginnen würden.
Schwung, Parade, Zustechen,
Zurückziehen ... Schwung, Parade, Zustechen, Zurückziehen ...
NEUN
Ein einfacher Plan
Mit heulenden Triebwerken
fielen die imperialen Truppentransporter über die Wasserwelt Sapiencia her. Wie
Schwärme fetter schwarzer Käfer, die über die Ufer eines Teichs summten,
griffen sie die Bucht von Belano an. Ihre gemeinsamen Abwinde wühlten die
Wasseroberfläche auf und erzeugten einen schaumigen Sprühnebel, eine drei Kilometer
lange und zweihundert Meter hohe Nebelbank, die vorwärts über die Uferfelsen
wehte und die äußeren Verteidigungsanlagen der Insel blendete.
Sie verbarg vollständig die
gnadenlose Mauer aus solidem Wasser, die sich infolge der Erschütterungskräfte unter
der Gischt bildete, und diese Flutwelle krachte, zwanzig Sekunden nachdem sie
von der Dampfwolke geblendet worden waren, auf die meerwärts gerichteten
Geschützstellungen der Insel Oskray.
Gestein, Metall und Fleisch
wurden pulverisiert, in die Luft geschleudert und dann wieder ins Becken der
Bucht gesogen, als sich die Druckunterschiede ausglichen. Ein Gischtnebel hing
über der Insel, verdeckte die Strände und verbarg den letzten, langsamen Teil
des Anflugs der gewaltigen Truppenschiffe.
Die schweren Geschützstellungen
höher auf den Klippen Oskrays spien grimmige Salven in den Nebel oder hoch in
die gestreiften Wolken, wo weitere Formationen von Truppenschiffen zum
Landeanflug auf die Inselküste ansetzten. Das Feuer der Batterien tanzte blau
und flackernd wie Glühwürmchen zwischen den käferartigen Schiffen. Einige
Schiffe explodierten, wenn sie berührt wurden, und verbrannten. Andere
trudelten rauchend und mit einem Schweif sich lösender Wrackteile zur Erde.
Die zwanzig Kilometer der Insel
Oskray bestanden nur zum Teil aus Gestein. Tatsächlich handelte es sich um eine
Gruppe kleinerer Inselchen, die durch eine auf den Schultern von
Unterwasserbergen errichtete gewaltige industrielle Befestigungsanlage
miteinander verbunden waren. Hinter den den Ozean abhaltenden hundert Meter
dicken Mauern erhoben sich Pumpengebilde, Bohrtürme, Flammen speiende
Abluftschlote und Stahlträger in den Himmel.
Das Primärziel, die große
Raffinerie-Makropole auf Oskray-Insel-Eins.
Rote Warnlampen blinkten, und
Sirenen stimmten ihr ohrenbetäubendes Jaulen an, als sich die Schlösser der Schleuse
von Truppenschiff Lambda mit einem lauten, bleiernen Klacken öffneten. Trübes
Licht fiel von draußen herein, als sich die Schleuse öffnete.
Caffran, angespannt und bereit,
wusste, dass sie ein Ziel im Meer angriffen und es für die Infanterie nur einen
Weg dorthin gab: über den Strand. Das war der Plan. Aber als sich die Schleuse
öffnete, glaubte er einen Moment, sie seien zu niedrig hereingeflogen und es
seien durchsichtige Wassermassen, die in den Mannschaftsraum fluteten. Er
atmete tief ein und hielt die Luft an, aber es war nur Dampf und fahles Licht,
das ihm entgegenströmte.
Das Geschrei der Männer, das
Knallen der
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