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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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Stiefel auf dem Metalldeck und das Sirenengeheul waren
überwältigend. Mit fünfzig anderen stürmte er mit erhobenem Lasergewehr aus der
Schleuse. Auf der Rampe ging der Decklärm einen Moment in der größeren
Lautstärke der ringsum dröhnenden Landungsboote unter. Caffran konnte nichts
sehen außer den Männern, die ihn umgaben, und der Atmosphäre aus Nebel und
Rauch. Er konnte Salz und Ozon riechen und dazu Öl und Thermit.
    Dann nichts. Rauschende Stille,
tosende Dumpfheit, eine Kälte um und über ihm, die ihn einhüllte, dunkelgraue Streifen
in seinen Augen.
    Er war unter Wasser und
zappelte in der kühlen, gedämpften Dunkelheit des Meeres. Sich windende
schwarze Leiber strampelten rings um ihn, jeder mit Blasen silbriger Luft wie
mit Diamanten geschmückt.
    Das Landungsboot war vor dem
Strand gelandet, und alle Männer, die blind von der Rampe sprangen, fielen in
den dreißig Meter tiefen Ozean, wo der Inselboden steil abfiel.
    Caffran konnte nicht schwimmen.
Er war in einem Wald aufgewachsen, der tausend Kilometer von jedem größeren
Gewässer entfernt war. Er hatte nie den Ozean gesehen, irgendeinen Ozean,
obwohl er andere — wie den Sanitäter und ehemaligen Fischer Lesp — darüber
hatte reden hören. Ihm würde das Letzte widerfahren, womit er je gerechnet
hatte: Er würde ertrinken.
    An dieser Stelle ging ihm auf,
dass er den tiefen Atemzug, den er instinktiv genommen hatte, als er glaubte,
das Deck werde geflutet, noch nicht wieder von sich gegeben hatte, und er hätte
fast gelacht — und beinahe ausgeatmet.
    Stattdessen behielt er ihn bei
sich und spürte, wie er in ihm brannte und sich langsam verbrauchte, während er
der Oberfläche entgegenstieg. Das rettete ihm das Leben, wo andere schreiend
und ohne Luftreserven über die Rampe gestürmt waren.
    Sinkende, strampelnde, schwarze
Gestalten umgaben ihn: tanithische Kampfuniform, dunkel wie getrocknetes Blut,
die Gesichter blass wie Phantome oder Ghule. Ein Geist versank neben ihm, die
Arme zu Klauen erstarrt, den Mund geöffnet, aus dem eine Kette von Luftblasen
drang, die Augen glasig. Caffran strebte weiter aufwärts.
    Etwas traf ihn betäubend hart
im Nacken, und er verlor seine kostbare Atemluft in einem Strom silberner
Luftblasen. Männer sprangen immer noch über ihm von der Rampe und fielen auf
diejenigen Geister, die jetzt von unten auftauchten. Ein Stiefel hatte ihn
getroffen. Der Mann, dem er gehörte, lag hinter ihm verkehrt herum im Wasser, panikerfüllt,
und starb. Caffran paddelte mit den Füßen, um schneller aufzusteigen und nicht
einzuatmen, um seinen leeren, brennenden Lungen Erleichterung zu verschaffen.
Er sah Männer von oben explosionsartig in die graue, verträumte Welt eintauchen
und dann gegen das Wasser ankämpfen, wenn sie darin versanken. Aber das verriet
ihm zumindest, dass die Oberfläche nur ein paar Meter entfernt war.
    Der Mann, der ihn auf seinem
Weg nach unten getreten hatte, war einem anderen ins Gehege gekommen, und die
Tragegurte ihrer Lasergewehre hatten sich ineinander verstrickt. Einer von
ihnen feuerte seine Waffe aus Verzweiflung zwei—, dreimal ab. Das Wasser
brodelte rings um jeden orangefarbenen Lichtstrahl.
    Caffrans Ohren dröhnten, als
sie den zischenden Knall der Unterwasserschüsse hörten. Einer der Laserstrahlen
durchbohrte eine im Wasser treibende Leiche in der Nähe. Ein anderer traf das
Bein eines verzweifelten Schwimmers neben Caffran. Blut trübte das Wasser.
Caffran hörte die wispernden Stimmen seiner Vorfahren in den Ohren, die durch
den Druck, die Flüssigkeit und die Entfernung in Raum und Zeit gedämpft wurden.
    Er tauchte in einer keuchenden
Explosion auf, würgend und Wasser tretend, während ihm das Blut aus der Nase lief.
Ringsum tauchten überall Geister auf und schwammen zum Ufer oder drehten ganz
einfach voller Panik durch. Manche trieben leblos und tot an der Oberfläche. Geräusche
drangen wieder an seine Ohren, und der Kampflärm wurde jetzt nicht mehr durch
die Stille des Meeres gefiltert. Geschrei, das Zischen von Lasergewehren, das Tosen
der Abwinde der Landungsboote. Er roch Blut, Wasser und Rauch, war aber dankbar
dafür, weil das bedeutete, dass er atmete.
    Hinter ihm zuckten
Laserstrahlen aus dem Wasser und in den Nebel, als andere Unglückliche beim
Ertrinken die Kontrolle über alles verloren außer über den Abzug ihrer Waffe.
    Caffran paddelte vorwärts und
hustete dabei beständig Meerwasser aus. Der Vorhang aus Rauch und Nebel
reduzierte die Sichtweite an

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