Gaunts Geister - Band 1-3
eine fast gleichzeitige
Salve.
Vielleicht — hundert Gewehre,
schätzte Caffran. Er befahl ihnen, in Deckung zu bleiben, und schlich sich mit
Adare weiter vorwärts.
Was sie hinter dem nächsten
Bunker sahen, schockierte sie.
Im Herzen dieses Teils des
Inselkomplexes befand sich ein freier Platz, der fast einen Kilometer im
Quadrat maß. Den Markierungen auf dem Boden nach war dies einmal ein Landeplatz
für Frachtmaschinen gewesen. In der Mitte standen tausend Kith-Soldaten in
Reihen zu hundert. Nicht weit entfernt davon lag ein blutiges Durcheinander von
Leichen, die von Bulldozern und Gabelstaplern auf Lastwagen verladen wurden. Caffran
und Adare schauten zu. Die vorderste Reihe der Kith trat zwanzig Schritte vor
und drehte sich zu den anderen Reihen um. Auf das Zeichen eines Offiziers legte
die nun vorderste Reihe ihre Waffen an und mähte die hundert Männer mit einer
unregelmäßigen Salve nieder.
Während die Gabelstapler und
Bulldozer die Leichen wegschafften, trat die Reihe vor, die geschossen hatte,
und nahm den Platz der von ihnen niedergemähten Reihe ein. Sie drehten sich um
und warteten. Der nächste Befehl. Die nächste Salve.
Caffran wusste nicht, was ihn
am meisten anwiderte: das Ausmaß der Massenexekutionen oder die bereitwillige, klaglose
Art, wie jede Reihe die vorherige niederschoss und dann vortrat, um auf den
eigenen Tod zu warten.
»Was, bei Feth, machen die
da?«, keuchte Adare.
Caffran dachte kurz nach und
wühlte in seiner Erinnerung, um Teile der Einsatzbesprechung wieder auszugraben,
die er ausgeblendet hatte. Die Teile, wo Gaunt über Sholen Skara gesprochen
hatte.
Nach und nach stieg die
Erinnerung aus den düsteren Bereichen seines Verstands auf wie Sumpfgasblasen
aus dem Schlamm der Vergesslichkeit. Plötzlich hörte er Gaunts Stimme und sah
den Kommissar dabei vor sich. Das Auditorium des gewaltigen Truppentransportes Beharrlichkeit ,
Gaunt in seinem langen Uniformmantel und mit seiner Mütze auf dem Kopf, wie er
auf das Podium unter dem steinernen Bühnensturz schritt und zu dem vergoldeten
Adler mit den gespreizten Flügeln und den zwei Köpfen auf dem Samtvorhang
hinter sich schaute. Gaunt, wie er seinen Mantel auszog und ihn über den
schwarzen Ledersessel legte, wie er in seiner Galauniformjacke dastand und
seine Mütze absetzte, um sich seine Stoppelhaare zu glätten, während die Männer
Haltung annahmen.
Gaunt, wie er von den Widernatürlichkeiten
und schmutzigen Ideen sprach, die Caffran ausgeblendet hatte.
»Sholen Skara ist ein
Ungeheuer. Er betet den Tod an. Er hält den Tod für den ultimativen Ausdruck
des chaotischen Willens. Kurz vor unserer Landung auf Balhaut hat er dort
Mordlager eingerichtet, in denen er auf rituelle Weise fast eine Milliarde
Balhauter abschlachten ließ. Seine Methoden waren sehr einfallsreich und ...«
Selbst jetzt konnte sich
Caffran nicht dazu überwinden, Gaunts Beschreibungen innerlich zu wiederholen.
Die Namen der üblen Chaos-Spezies, die Sholen Skara befehligt hatte, die
symbolische Bedeutung ihrer Verbrechen. Doch nun verstand er, warum Ibram
Gaunt, Streiter für das menschliche Leben und Soldat des göttlichen Imperators,
das Ungeheuer namens Skara und seinesgleichen so unversöhnlich hasste.
»Er tötet, um dem Chaos zu
dienen. Jeder Tod nützt ihm. Hier wird er mit Sicherheit alle imperiumstreuen Makropolenarbeiter
in Massen abgeschlachtet haben. Wir können außerdem davon ausgehen, dass er,
wenn er die Niederlage auf sich zukommen sieht, mit einer systematischen Vernichtung
allen Lebens beginnen wird, seine eigenen Truppen eingeschlossen. Massenselbstmord
zu Ehren des Chaos. Zu Ehren der Blasphemie, die sie Khorne nennen.«
Gaunt hustete bei dem Wort, als
käme ihm die Galle hoch, und ein Murmeln des Abscheus durchlief die Reihen der
versammelten Geister.
»Das ist eine Siegmöglichkeit,
die wir haben. Wir können ihn besiegen — und wir können ihn davon überzeugen,
dass er besiegt wird und uns damit die Mühe sparen, sie alle selbst zu töten.
Wenn er glaubt, dass er verliert, wird er anfangen, seine eigenen Männer
abzuschlachten als letzte Hymne des Trotzes und der Verehrung des Chaos.«
Caffrans Gedanken wandten sich
wieder der Gegenwart zu. Adare sagte gerade etwas.
»... noch viel mehr von ihnen,
Caff! Sieh doch!«
Hunderte Kith-Soldaten
marschierten auf den Platz und bauten sich hinter den bereits abgeschlachteten
Reihen auf.
Nicht abgeschlachtet , dachte Caffran. Eingebracht .
Es erinnerte ihn an die
Weitere Kostenlose Bücher