Gaunts Geister - Band 1-3
muss jetzt geschlossen
werden. Das Unwetter wird nicht ewig dauern.«
Muon Nol sank auf beide Knie
und machte die formelle Geste der Bittstellung. »Lord, ich beschwöre Euch noch ein
letztes Mal, lasst uns den Weg hier nicht aufgeben! Lasst mich Dolthe um
Verstärkung bitten. Mit Exarchen, mit dem großen Avatar persönlich können wir
aushalten und ...«
Eon Kull hieß ihn aufstehen und
schüttelte langsam den behelmten Kopf. Er war froh, dass Muon Nol das Blut nicht
sehen konnte, das ihm aus der Nase und über die ausgedörrten Lippen lief. »Und
ich sage dir zum letzten Mal, dass es nicht sein kann. Dolthe kann nichts mehr
für uns erübrigen. Sie werden belagert. Hast du eine Vorstellung vom Umfang des
Feinds hier auf Monthax?« Eon Kull beugte sich vor, berührte Muon Nols Stirn
mit der bloßen Hand und sandte ihm einen zögerlichen mentalen Impuls, der ihm
eine Vorstellung von der Zahl des feindlichen Heers vermittelte, wie er es
gespürt hatte. Muon Nol versteifte sich und schauderte. Er schaute weg.
»Das Chaos darf uns nicht
einnehmen. Der Zugang zum Wegenetz muss ihm verwehrt bleiben. Unser Weg hier
muss jetzt geschlossen werden, wie ich es gewünscht habe.«
»Ich verstehe«, nickte der
Krieger.
»Geh und triff die letzten
Vorbereitungen. Wenn alles bereit ist, komm und begleite mich zum Höchsten.
Dort werde ich mein Ende finden.«
Wieder allein, sammelte sich
Eon Kull, der Alte, um seine geistigen Fühler auf die Welt jenseits des
Innersten ausgreifen zu lassen. Doch er hatte keine Kraft. Hatte er so viel
verbraucht? Was hatte Muon Nol mit seiner Bemerkung über das Unwetter gemeint?
Mit unsicheren, schlurfenden
Schritten durchquerte Eon Kull das Innerste und öffnete den Deckel einer
Quarztruhe an der Wand. Sie enthielt verkohlten Staub und einige leere
Seidenbeutel. Einige wenige enthielten noch Gegenstände, und er holte einen
heraus.
Der Phantomknochenstab glitt
aus dem schützenden Beutel in seine Hand. Er war warm und pulsierte. Einer der
Letzten, die er noch übrig hatte. Er schlurfte zum Thron zurück, ließ sich mit einem
Seufzer darauf sinken und drückte den Stab an die Brust. Er betete, ihm möge
noch genug Kraft innewohnen, um seine vergeudeten Kräfte kanalisieren und
fokussieren zu können. Der Funke seiner Kräfte durchfuhr den Stab, und die
Seelensteine ringsum und in seiner Rüstung erwachten flackernd zu einer
Andeutung von Leben. Zumindest die meisten. Einige blieben matt und tot, viele
flackerten lediglich mit geringer Lichtstärke.
Sein Geist blinzelte zwei- oder
dreimal und sah Bilder von draußen, wo es toste und heulte. Dann stabilisierte sich
das Bild, und er sah.
Er sah das Unwetter, das Ausmaß
des Unwetters. Er verfluchte sich. Ihm hätte klar sein müssen, dass er zu schwach
war, um solch eine Beschwörung kontrollieren zu können. Natürlich hatte er ein
Unwetter beabsichtigt, und zwar als Ablenkung und Tarnung für seine raffinierteren,
komplexeren Illusionen. Aber die Anstrengung hatte ihm das Bewusstsein geraubt,
und er hatte die Kontrolle verloren.
Er hatte ein Warpgewitter
entfesselt, eine katastrophale Gewalt, die seine Fähigkeit, sie zu beherrschen,
jetzt bei Weitem überstieg.
Weit davon entfernt, den
Menschen Deckung zu geben und ihnen zu gestatten, sich so weit zu nähern, dass
die Illusionen sie für seine Sache gewinnen konnten, hatte er sie praktisch
verscheucht.
Sein Kopf fiel in den Nacken.
Seine letzte Tat war ein Misserfolg.
Er hatte seine Kräfte
erschöpft, seine Runen verbrannt und einige seiner verbündeten Seelen
ausgelöscht und das alles dafür. Kaela Mensha Khaine! Eine elementare Kraft der
Zerstörung, die wahllos über alles herfiel. Sie tobte rings um ihn wie ein Kampfhund,
den er monatelang dressiert hatte, nur um zu erleben, wie er Amok lief.
Es gab einige wenige schwache
Lichtfunken, die Spuren einer Handvoll Menschen, die nahe genug gewesen waren,
um von seinen Illusionen erfasst zu werden. Aber nicht annähernd genug.
Lord Eon Kull, der Alte, der
Runenleser, weinte.
Er hatte es versucht. Und er
hatte versagt.
Mkoll war fünfzehn Minuten oder
noch länger durch den Sturzregen gestolpert, als er wie angewurzelt stehen
blieb, sich vor Überraschung schüttelte und dann hinter einer tropfenden,
entblößten Baumwurzel in Deckung ging.
Es war nicht möglich. Es war —
irgendein Wahnsinn.
Er schaute in den stürmischen
Himmel, schauderte und schlang die Arme um sich. Er hatte von Anfang an den Verdacht
gehabt, dass das
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