Gaunts Geister - Band 1-3
Unwetter nicht natürlichen Ursprungs war. Jetzt wusste er,
dass es seinem Verstand Streiche spielte.
Dies war Monthax, Monthax,
sagte er sich immer wieder.
Nicht Tanith.
Warum hatte er dann die letzten
zwanzig Minuten damit verbracht, nach Hause zu seinem Gehöft zurückzukehren,
das er gemeinsam mit seiner Frau und seinen Söhnen in den Nalwäldern über Heban
bewirtschaftete?
Der Schock hämmerte in seinen
Adern. Es war, als verliere er Eiloni noch einmal, obwohl er wusste, dass sie schon
vor fünfzehn Jahren am Canthfieber gestorben war. Es war, als verliere er
Tanith noch einmal. Und seine Söhne.
Er war so überzeugt davon
gewesen, dass er durch ein Sommergewitter von den Cuchlainherden auf der
Bergweide zurückkehrte, so überzeugt davon, dass er eine Frau, einen Hof, eine
Familie und ein Leben hatte, zu dem er zurückkehren konnte.
Aber in Wirklichkeit war er zur
Ruine und den massierten Streitkräften des Feinds zurückgekehrt.
Wie war sein Verstand nur so
jeder Wahrheit beraubt worden?
Welche Hexerei war hier am
Werk?
Er raffte sich auf und
marschierte weiter, jetzt in die entgegengesetzte Richtung, wo, wie er hoffte,
die eigenen Linien waren.
Auf Liliths Befehl stieß eine
ansehnliche Streitmacht von Männern weiter in den sturmdurchtosten Dschungel
vor. Ihre Leibgarde formierte sich um sie und folgte einer etwa gleichen Anzahl
tanithischer Geister unter Gaunt: den neu formierten Überresten des Ersten,
Zweiten und Siebten Trupps. Die Verwundeten waren zurück zu den eigenen Linien
geschickt worden.
Gilbear hatte protestiert,
sowohl gegen den Vorstoß als auch gegen die Zusammenarbeit mit den Tanithern,
aber Lilith hatte sich keine große Mühe gegeben, bei der Ablehnung seiner
Einwände ihre Verachtung für ihn zu verhehlen. Wenn sich ihre Befürchtungen
bewahrheiteten, war dies ebenso Gaunts Sache wie ihre. Außerdem waren die
Geister bereits dort gewesen und hatten einen Vorgeschmack darauf bekommen, was
sie erwartete. Aller gerühmten Veteranenfähigkeiten der Zehnten Elitebrigade der
Volponer zum Trotz wollte sie eine richtige Kampfeinheit mit so vielen Männern
bei sich haben, dass sie einige Verluste verkraften konnten. Etwa sechzig
Männer, die Hälfte davon schwere Infanterie, die vom General den Befehl
erhalten hatte, sie zu beschützen, die andere Hälfte die besten Kommandotruppen
der Garde, die von ihrem eigenen charismatischen Kommissar angeführt wurden.
Eine akzeptable Streitmacht,
fand sie. Trotzdem ließ sie von ihrem Astropathen Verstärkung anfordern. Thoth war
sehr unwillig gewesen, bis sie ihren Rang ausgespielt und den Umfang der
Bedrohung angedeutet hatte. Jetzt rückten fünfhundert Blaublüter unter
Marschall Ruas und dreihundert Roaner unter Major Alef und Kommissar Jaharn
vor, die ihnen im Abstand von etwa einer Stunde folgten. Der Astropath war
mittlerweile an der Überanstrengung gestorben, bei diesem Unwetter zu senden
und zu empfangen. Sie ließen seinen Leichnam zurück, wo er lag.
Auf den ersten Blick musste es
einem niederträchtig vorkommen, eine Einheit zurück in die Unwetterzone zu schicken,
aus der sich alle anderen imperialen Einheiten zurückgezogen hatten. Und dieser
Einheit noch frische Truppen hinterherzuschicken schien diesen Irrtum noch zu
verschlimmern. Aber Lilith wusste, dass der Schlüssel zum Sieg auf Monthax im
Herzen dieser Zone lag, Unwetter oder nicht, Chaos-Armee hin oder her. Und
vielleicht auch der Brennpunkt ihrer eigenen persönlichen Inquisition.
Lerod bildete die Spitze. Er
hatte sich freiwillig gemeldet und dabei eine Begeisterung versprüht, die Gaunt
ein wenig alarmierend fand. Yael, einer von Lerods Männern vom Siebten, hatte
ihm erzählt, dass Lerod am Ufer des Bachs wie durch ein Wunder von den
feindlichen Karabinerschützen verfehlt worden war, und erklärt, Lerod glaube nun,
er habe einen Schutzengel.
Gaunt dachte einen Moment
darüber nach. Er hatte solch ein scheinbar unglaubliches Glück schon zuvor
erlebt, wo sich ein Mann für unverwundbar hielt. Die Konsequenzen konnten
entsetzlich sein. Aber er wollte Lerod lieber sein Glück an der Spitze
strapazieren als ihn weiter hinten alle verfluchen lassen.
Außerdem war Lerod ein
hervorragender Soldat.
Einer der besten und
vernünftigsten.
Aber da war noch mehr ... Alle
Geister, auch Corbec, schienen geradezu erpicht darauf zu sein, in das tödliche
Unwetter zurückzukehren. Es war, als riefe sie etwas. Gaunt hatte sie selten so
hochmotiviert erlebt.
Und dann, in
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