Gaunts Geister - Band 1-3

des Dschungels, wo die Ruine feierlich
und mysteriös auf einer kleinen Erhebung stand. Die zweite Salve der
Leuchtkugeln erlosch gerade, aber er wusste, was er sah.
    Die Ruine wurde vom Chaos
belagert. Hunderttausend feindliche Krieger, die in dem Wolkenbruch wie Käfer glänzten
und wogten, bestürmten die Ruine von allen Seiten.
    Sie kannten kein Zaudern und
ignorierten das Unwetter, als zähle nur der unregelmäßige Steinhaufen auf dem Gipfel
der Erhebung.
    »Was ist das hier?«, fragte
Mkoll laut. »Was wollt ihr hier?«
    Das noch immer über ihm tobende
und kreischende Gewitter antwortete ihm nicht.
     
    Über ihnen zuckte der Himmel in
elektrischen Krämpfen. Der Erste Trupp setzte seinen mühseligen Rückzug
gemeinsam mit den Resten von Corbecs Einheit und den Überlebenden von Lerods
Trupp fort, die im Chaos des Unwetters zufällig zu ihnen gestoßen waren.
    Gaunt holte Corbec ein, der
sich an der Spitze der Kolonne durch den Regen und das Unterholz kämpfte.
Soldat Melk lag jetzt auf einer Trage, die weiter hinten in der Kolonne
transportiert wurde.
    »Was?«, keuchte Gaunt, dem das
Wasser über das hagere Gesicht lief.
    »Ein Fluss!«, zischte Corbec
überrascht.
    Vor ihnen rauschte ein
donnernder Strom durch die Bäume, schaumig, tief und gefährlich schnell. Auf
dem Hermarsch hatte es den Fluss noch nicht gegeben. Gaunt stand vom Regen
gepeitscht da und versuchte in der flackernden Dunkelheit aus der Umgebung
schlau zu werden. Er beorderte Soldat Mktea vorwärts und nahm einen seiner
Sprengsätze. Corbec schaute ungläubig zu, wie Gaunt die Ladung am Stamm eines
riesigen Ginkgobaums befestigte und den Zünder scharf machte.
    »Zurück!«, rief Gaunt.
    Die Explosion durchtrennte den
Stamm dicht über dem Boden, und seine sechzig Meter lange Masse fiel über die tosenden
Fluten: eine Art Brücke.
    Einer nach dem anderen krochen
die Männer über den Baumstamm auf die andere Seite. Corbec führte sie an, um zu
beweisen, dass es möglich war, und fluchte jedes Mal, wenn eine Stütze für
seine Hände wegglitt und von der durchweichten Rinde abbrach. Soldat Vowl
verlor den Halt und fiel vom Stamm ins Wasser. Die Fluten trugen ihn davon wie
einen Korken. Einen schreienden Korken.
    Auf der anderen Seite kümmerte
sich Corbec um die Sicherung ihrer Position und beorderte jeden durchnässten Mann
gleich nach der Überquerung mit dem Lasergewehr im Anschlag in Stellung, sodass
die Männer einen breiten Fächer bildeten und jene schützen konnten, die noch
mit der Überquerung der behelfsmäßigen Brücke beschäftigt waren.
    Corbec selbst positionierte
sich in den Schachtelhalmen und Hyazinthen, deren Wedel und Blätter vom
trommelnden Regen gepeitscht wurden. Voraus war Bewegung. Er meldete sie über
Interkom, bekam aber keine Antwort. Das Gewitter störte sämtliche
Kom-Verbindungen. Seine feuchten, kalten Hände krampften sich um sein
Lasergewehr, als Corbec vorwärtsschlich.
    Eine Höllenkanone feuerte
rechts von ihm vorbei, ein durchdringender, unverkennbarer Knall. Er warf sich
nach vorn und fiel förmlich in die Hände dreier großer Gestalten, die sich aus
der pulsierenden Dunkelheit auf ihn stürzten. Er verlor sein Lasergewehr. Eine
Faust traf ihn im Nacken, und er ging zu Boden, fasste sich und schlug seinerseits
zu. Einer seiner Angreifer fiel in den Schlamm. Ein anderer trat ihn, und
Corbec trat zurück und brach Knochen.
    Er rang jetzt mit dem größten
seiner Gegner, durch Regen und spritzenden Schlamm geblendet. Corbec erhaschte
einen Blick auf eine grau-goldene Panzerung und ein blaues
Imperiumsadler-Abzeichen. Unter seinem sich umherwälzenden Gegner schlug er
zweimal dorthin, wo sich das Gesicht befinden musste, und wälzte seinen
benommenen Angreifer dann herum, sodass er sich rittlings auf ihn setzen
konnte.
    Ein Blitz. Corbec sah, dass er
auf einem Volponer Blaublüter saß, einem großen Mann mit einem zerschundenen, blutenden
Gesicht.
    Einem Major. Corbecs Hände
lagen um den Hals des Mannes.
    »Was geht hier vor?«, keuchte
er. Höllenkanonenmündungen pressten sich plötzlich gegen seinen Kopf.
    »Du stinkendes Schwein!«,
ächzte der Major unter ihm giftig, während er sich zu erheben versuchte.
    Corbec hob die Hände in einer
Geste der Kapitulation, auf der Hut vor den Waffen, von denen er umringt war. Der
nun wieder freie Major stieß Corbec von sich, zog seine Höllenkanone und zielte
auf Corbecs Kopf.
    »Weg damit«, sagte eine Stimme,
ruhig und doch gebieterischer als der