Gaunts Geister - Band 1-3
die Halde verflucht tückisch: steil, unsicher und
ständig in Bewegung. Wahrscheinlich ist sie schwerer zu überwinden als der
Wall. Ein Feind würde bei einem derart närrischen Unternehmen Tausende sinnlos
opfern!«
Daur lächelte Milo aufmunternd
zu, dann wandte er sich ab und gesellte sich wieder zur Orientierungsgruppe.
Er tat Milo leid. Daur hatte
keine Erfahrung mit dem Feind und konnte nicht wissen, wie sie ihre Truppen
vergeudeten und in Massen einsetzten, um ihre Ziele zu erreichen. Die Soldaten
der Vervunmakropole und die von ihnen entwickelten Taktiken verließen sich zu
sehr auf die Erfahrungen, die sie im Kampf gegen zurechnungsfähige Feinde
gesammelt hatten.
In der Orientierungsgruppe sah
Gaunt die anderen Regimentskommandeure an. »Lagebeurteilung?«
»Im Moment sind es viel zu
viele Panzer für einen Gegenstoß mit der Infanterie, aber ich würde diese
Schweinehunde lieber nicht so schnell in die Nähe des Walls kommen lassen«, sagte
Nash.
»Ich würde meine
Panzerdivisionen gern in Stellung bringen und sie da draußen bekämpfen«, sagte
Grizmund. »Mit Unterstützung aller KolNord-Panzer. Noch sind wir nicht
überwältigt. Wenn wir sie in den Außenhabs ein gutes Stück vor der eigentlichen
Makropole aufhalten können, dann gelingt uns vielleicht auch ein Vorstoß direkt
in ihr Zentrum. Wir haben es zwar mit einer gigantischen Zahl zu tun, aber sie
sind auch über ein riesiges Gebiet verteilt. So würde ich vorgehen: ein
Gegenangriff mit Panzern, direkt und überraschend, ihnen den Boden unter den
Füßen wegreißen, wenn auch nur in einem Abschnitt, dann eine Bresche schlagen,
um sie zu umgehen, ihnen in den Rücken zu fallen und ihre Nachschublinien zu
unterbrechen. Und auch eine Bresche für die Infanterie zu schlagen.«
Nash stimmte dem vehement zu.
»Ich würde mit Freuden einen organisierten Vorstoß dieser Art unterstützen.«
»Ich auch«, sagte Gaunt. »Sie
haben mehr als genug Gelände gewonnen. Wir sollten sie aufhalten, wenn auch nur
in diesem Westsektor.«
Grizmund nickte. »Die Tore auf
dieser Seite der Makropole müssen geöffnet werden. Ich werde mit Freuden gegen
diese Schweinehunde kämpfen, wie viele es auch sein mögen, aber ich brauche
Raum für den Aufmarsch meiner Panzer und zum Manövrieren. Und ich würde es lieber
da draußen in den Habs tun, als zu warten, bis sie vor dem Wall stehen.«
»Oder dahinter«, fügte Rawne
hinzu.
»So etwas wie eine Premiere«,
lächelte Gaunt seine Kollegen an.
»Drei Regimentsoffiziere, die
sich über eine taktische Vorgehensweise einig sind.«
Wieder gab es allgemeines
Gelächter, das durch das erste jaulende Zischen der Raketenwerfer auf dem Turm verschluckt
wurde, die das Feuer nun wieder eröffneten, da die Markisen abgebaut worden
waren.
»Diese Beurteilung stimmt nicht
mit General Sturms Strategie überein«, sagte Tarrian von der Seite.
Gaunt wandte sich ihm zu. »Ich
fühle mich unbehaglich, wenn ein Politoffizier etwas mit so vagen Worten wie >stimmt
nicht überein< beschreibt, Kommissar Tarrian. Wie meinen Sie das?«
»Mir ist zu Ohren gekommen,
dass General Sturms taktische Empfehlungen für die Weiterführung dieses
Konflikts bereits skizziert wurden und von Marschall Croe, dem
Strategie-Ausschuss des Oberkommandos der Häuser und Vertretern der Adelshäuser
begutachtet werden. Wie ich höre, haben sie die volle Unterstützung von
Vizemarschall Anko und Kommissar Kowle.«
»Das hört sich an, als hätten
sie sich schon entschlossen!«, knurrte Nash, dessen kantiges Kinn mit den
grauen Bartstoppeln Härte signalisierte.
»Verschwenden wir hier oben
unsere Zeit? Was nützt ein Orientierungsrundgang, wenn sie sich bereits für
eine Vorgehensweise entschieden haben?«, fragte Grizmund.
»Ich hatte schon früher mit dem
General der Volponer zu tun«, bemerkte Gaunt mürrisch. »Ich habe keinen Zweifel,
dass er sich auf diesem Schauplatz für den rang höchsten Offizier hält, und die
Würdenträger der Makropole haben ihn auch als solchen gepriesen. Aber er ist
kein Mann für persönliche Konfrontationen. Besser, er beschäftigt uns mit
etwas, während er seine Entscheidungen trifft. Daher diese — Besichtigung.« Gaunt
fuhr abrupt herum und wandte sich an Tarrian.
»Und Sie wissen, wie diese
Entscheidungen aussehen, nicht wahr, Tarrian?«
»Es steht mir nicht zu, sie
auszuposaunen, Kommissar-Oberst«, sagte Tarrian kategorisch.
»Den Wall halten, die Tore
geschlossen lassen, alles Gelände außerhalb aufgeben
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