Gaunts Geister - Band 1-3
herrschte
ganz allgemein der Eindruck vor, die Zoicaner seien in die Makropole
eingedrungen und verwüsteten die Viertel im Süden. Die Hydra-Batterien
eröffneten kurz das Feuer, bis der Irrtum entdeckt wurde, aber da waren bereits
dreizehn Volponer tot.
Der Zweite Ansturm machte eine
gewaltige Schwäche in der Kommandostruktur der Vervunmakropole deutlich.
Vervunwehr, Oberkommando und VWMK hatten Kommunikationsprotokolle und
reservierte Frequenzen, die in Friedenszeiten und bei Übungen hervorragend
funktionierten, aber vollkommen unzureichend waren, mit dem erhöhten
Gesprächsbedarf zurechtzukommen, der eine normale Begleiterscheinung schwerer
Kämpfe war. Schlimmer noch, das Kom-System des Oberkommandos, das dem Standard
des Imperiums nachempfunden war, benutzte dieselben Frequenzen wie die
Imperiale Armee und die Einheiten des KolNord. Eine Stunde nach Beginn des
Angriffs war es dem Kommandeur einer Einheit praktisch nicht mehr möglich,
seinen Truppen Befehle über Langstrecken-Kom zu erteilen, und Signale des Oberkommandos
drangen nicht mehr zum Boden durch. Es war sogar unmöglich, das Oberkommando zu
rufen, um Klarstellungen zu erhalten. Nur Kurzstrecken-Kom zwischen Soldaten
und Offizieren im Feld funktionierte noch. Manche Kommandeure versuchten die
Frequenz zu wechseln, in der Hoffnung, ihre Männer würden auf dieselbe Idee
kommen, aber es war ziemlich unwahrscheinlich, dass sich Offiziere und Männer
unabhängig voneinander gleichzeitig für dieselbe Frequenz entschieden.
Am Croetor hatte General Nash
Erfolg mit dieser Maßnahme. Er schaltete auf ein Frequenzband, auf das seine Roaner
bekannterweise einmal auf Kroxis hatten umsteigen müssen, und seine
Kom-Offiziere am Boden hatten dieselbe Idee. Fast den ganzen Tag war Nash der
einzige hochrangige Offizier im Feld, der eine direkte freie Verbindung zu
seinen Truppen hatte.
Einer Einheit der Volponer
unter Corday gelang es ebenfalls, die Verbindung mit ihren weiter entfernten
Elementen zu halten.
Corday benutzte sein
Kurzstrecken-Interkom, um die neue Frequenz von Mann zu Mann im Feld weiterzugeben.
Zu seinem Pech hatte er sich eine Frequenz ausgesucht, die durch Interferenzen
mit dem Energieschutzschirm gestört war.
Am Veyveyrtor war alles noch
schlimmer dadurch, dass Modile den Hauptkanal abgeschaltet hatte, um die Anfragen
seiner Offiziere — Männer wie der gefallene Racine — ins Leere laufen zu
lassen, die Modiles Befehle nun infrage stellten. Corbec empfing Bulwars
»Amboss«-Signal über Kurzstrecken-Kom und konnte seinen Widerstand mit dem
KolNord-Befehlshaber abstimmen, aber ihre Einheiten gerieten immer öfter in
Konflikt mit Vervunwehrsoldaten, die Modiles zunehmend mechanischen Befehlen
befolgten.
Gaunt, der beim Beginn des
Angriffs in Hass-West war, eilte mit Daur und einem Trupp Tanither sofort zum
Veyveyrtor. Ihre Kolonne mit Truppentransportern erreichte das Ende der
festsitzenden Verstärkungseinheiten, und sie mühten sich, eine Ausweichroute zu
finden. Gaunt versuchte hektisch, zum Oberkommando durchzukommen, um das
wachsende logistische Desaster aufzuhalten, aber er fand die Frequenzen ebenso
verstopft vor wie alle anderen Kommandeure vor ihm.
Er gab Raglon das Sprechgerät
zurück und sah den blassen Daur an. Das Getöse und Rumoren der albtraumhaften
Schlacht am Veyveyrtor wurde von den Gebäuden und Habitaten vor ihnen
zurückgeworfen, über deren Fassaden der Widerschein der Explosionen huschte.
»Wie weit ist das Veyveyrtor
von hier entfernt?«, fragte Gaunt scharf.
»Vier, vielleicht fünf
Kilometer«, erwiderte der Verbindungs-offizier.
Gaunt beäugte die solide Mauer
aus Truppen und Transportern, welche die Autobahn vor ihm verstopfte, und fluchte.
Die Ausarbeitung angemessener und funktionierender Kom-Protokolle würde seine
oberste Priorität sein, wenn dieser Tag vorbei war.
Die Männer der Vervunwehr waren
tapfer, die Adelshäuser ehrenwerte Einrichtungen, aber was den Krieg anging,
waren sie blutige Amateure.
»Aussteigen!«, rief Gaunt nach
hinten und sprang vom führenden Transporter.
Daur folgte ihm mit dem
Lasergewehr, das er nach dem Ersten Ansturm requiriert hatte. Sein Arm
schmerzte noch immer und war noch nicht verheilt, aber es reichte, um eine
Waffe zu tragen, und er wollte verdammt sein, wenn er dem Kommissar noch einmal
in die Schlacht folgte und sich von ihm eine Waffe leihen musste. Er schluckte
ein paar schmerzlindernde Tabletten.
Die fünfzig Geister
versammelten sich auf der Straße
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