Gaunts Geister - Band 1-3
Flecken aufwiesen.
Varl erschoss einen oder zwei,
bevor ihm aufging, dass hinter ihm noch viel mehr auf die Brustwehr stürmten. Wie,
in Feths Namen, waren sie in die Festung gelangt?
Eine gewaltige Explosion
erschütterte ihn bis ins Mark. Ein ganzer Abschnitt von Hass-Ost stürzte unter
ohrenbetäubendem Getöse ein, und Gesteinsstaub wallte, von Flammen unterbaut,
in den Himmel. Weitere Explosionen fegten durch den oberen Rand des Walls.
Varl sah, wie
Geschützstellungen zerfetzt wurden und explodierten, und er musste mit ansehen,
wie ganze Abschnitte der Wallbefestigungen weggesprengt wurden, als Minen
Munitions-silos und automatische Ladevorrichtungen hochgehen ließen.
Wie der Zorn eines
rücksichtslosen Gottes war der Krieg schließlich auch zu Hass-Ost gekommen.
ZWÖLF
Dunkelheit bricht
herein
»Was
ist die stärkste Waffe der Menschheit? Die Gott-Maschinen der Adeptus
Mechanicus? Nein! Die Legionen der Astartes? Nein! Der Panzer? Das Lasergewehr?
Die Faust? Nein zu allem! Mut und Mut allein überragt sie alle!«
— Generalfeldmarschall Solar
Macharius,
aus seinen Schriften
Entfernter Donner weckte Ibram
Gaunt aus einem traumlosen Schlaf.
Sein Schlafzimmer, Teil einer
kleinen Suite ihm zugewiesener Räumlichkeiten in unmittelbarer Nachbarschaft des
Ober-kommandos, war dunkel bis auf den matten bernsteinfarbenen Schein der
Runensigillen auf dem kleinen Verschlüsselungsgerät am Schreibtisch.
Er schaltete die Lampe ein und
glitt aus dem Bett, in das er erst vor wenigen Stunden vollständig bekleidet
gefallen war. Der Schlaf hatte ihn sofort übermannt.
Im Licht der Lampe ging er zum
Schreibtisch, wo Haufen mit verschnürten Papieren und Datentafeln gestapelt waren.
Er trank einen Schluck vom Wein der letzten Nacht aus einem Glas auf einem
Nebentisch.
Der Donner wiederholte sich.
Irgendwo, durch die dicken Mauern gedämpft, jaulte eine Alarmsirene.
Er aktivierte den Rufknopf des
in die Marmorfassade der Wand eingelassenen Interkoms und betrachtete
geistesabwesend das große, gerahmte Porträt über dem nackten Kamin gegenüber.
Die dicke, mit den Jahren nachgedunkelte Schicht der Ölfarben zeigte einen
eingebildet aussehenden Mann in der mit reichlich Litzen besetzten Vervunwehruniform
eines zurückliegenden Zeitalters, einen Fuß erhoben und auf einen Haufen
Menschenschädel gestellt, eine Schriftrolle in der einen und ein Energieschwert
in der anderen Hand.
Als das Interkom antwortete,
fragte sich Gaunt nebenbei, wer wohl die Person auf dem Bild sein sollte und wessen
Schädel das waren.
»Kommissar?«
»Was geht da vor?«
»Es gibt Meldungen über einen
Überfall am Ontabitor. Wir warten auf eine Bestätigung.«
»Halten Sie mich auf dem
Laufenden. Ich habe Männer in Hass-Ost.«
»Gewiss, Kommissar. Sie haben —
Besuch.«
Gaunt sah auf die Uhr. Es war
fast zwei Uhr morgens.
»Wer ist es?«
»Er trägt das imperiale Siegel
und sagt, Sie wollten ihn sprechen.«
Gaunt seufzte. »Führen Sie ihn
herein.«
Die Eingangstür zur Suite
öffnete sich, und Gaunt ging ins Wohnzimmer, um seinen Besucher zu empfangen,
wobei er die Wandlampen einschaltete.
Ein knorriger ältlicher Mann in
einer langen, violetten Robe kam hereingeschlurft und betrachtete Gaunt durch die
dicken Gläser einer Brille. Wo sein Haar unter dem hohen, roten Filzhut
hervorragte, war es grau und widerspenstig, und er stützte sich auf einen
schwarzen Stock. Ihm folgte ein hochgewachsener, blasser junger Mann in der
grauen Jacke eines Klerikers, der mit alten Wälzern und einem Wust von Papieren
beladen war.
»Kommissar — Gaunt?«, keuchte
der alte Mann, während er den Offizier vor sich studierte.
»Eigentlich Kommissar-Oberst.
Sie sind?«
»Advokat Cornelius
Pater vom Administratum Judiciarius. Ihr
Ersuchen um Rechtsbeistand ist heute Nacht eingegangen, und Intendant Banefail
hat mich angewiesen, Sie umgehend aufzusuchen.«
»Ich danke dem Intendanten für
seinen Eifer und Ihnen für Ihre Zeit.«
Der Advokat nickte und
schnaufte sich zu einem Ledersofa.
Seinen Assistenten ließ er
unter dem Gewicht der Manuskripte schwankend in der Tür stehen.
»Legen Sie alles auf dem Tisch
ab«, sagte Gaunt zu ihm.
»Sie sind ...?«
Der Mann schien nicht reden zu
wollen.
»Mein Gehilfe Bwelt«,
antwortete Pater für ihn. »Er will nicht reden. Er übt für die Advokatenschaft
und muss daher zwangsläufig die Protokolle von Fragen und Anreden
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