Gaunts Geister - Band 1-3
schmolzen wie Eis. Eine Bresche war in den
Schutzwall der Vervunmakropole geschlagen worden, und der Schaden war
furchtbarer und ausgedehnter als alles andere zuvor, sogar als die brutalen
Verheerungen im Veyveyrbahnhof.
Am Croetor, der nächsten
größeren Befestigung im Wall gut zehn Kilometer südlich von Hass-Ost und dem
Ontabitor, sahen die Walltruppen und Beobachter mit ungläubigem Entsetzen zu,
wie die Strahlen der Vernichtung und der massive Granatbeschuss die
Befestigungen am Fluss zerlegten. Ein Feuerschwall erleuchtete die
Gewitterwolken von unten und loderte in den Himmel wie eine aufgehende Sonne.
General Nash war immer noch am
Croetor und meldete dem Oberkommando über Kom die traurige Situation. Er
forderte dringend signifikante Verstärkungen für seine Stellungen an. Nach
einem derartigen Durchbruch konnten die Bodentruppen des Feinds nicht mehr
lange auf sich warten lassen.
Wie auf ein geheimes Stichwort
meldete einer seiner Beobachter Bewegung auf der Vannick-Schnellstraße zwanzig
Kilometer weiter nordöstlich. Nash benutzte seinen Infrarotfeldstecher und
starrte damit auf die flimmernden grünen Phantomgestalten von Panzern und
Panzerfahrzeugen, die zu Tausenden in Keilformation dem Ontabitor
entgegenstrebten.
»Ich habe Kontakt! Wiederhole,
habe Kontakt! Mindestens tausend Panzereinheiten rücken über die Vannick-Autobahn
und das umliegende Hinterland vor! Sie werden Hass-Ost in weniger als einer
Stunde erreichen! Verstärken Sie umgehend meine Stellungen! Ich brauche Panzer!
Viele verdammte Panzer! Oberkommando! Können Sie mich verstehen? Können Sie
mich verdammt noch mal verstehen?«
Eine geradezu unheimliche
Stille senkte sich über das Hauptauditorium des Oberkommandos. Nur das
verzweifelte Geschnatter des Kom-Verkehrs war noch zu hören, das furchtbare Zerstörungen
an tausend verschiedenen Schauplätzen meldete.
Mit blassem, verkniffenem
Gesicht starrte Marschall Croe auf den Kartentisch im Obergeschoss. Hass-Ost
exisitierte nicht mehr. Eine massierte Panzerarmee näherte sich von Osten. Die
Artillerie verlagerte das Feuer auf das Croetor und den östlichen
Wallabschnitt. Zoicanische Truppen griffen die Halde und die Abwehrstellungen
am Veyveyrtor an. Massive Panzer- und Infanterie-Kolonnen bestürmten das
Sondartor und die Wallabschnitte zum Hasstor und zur Festung Hass-West.
Die Festung selbst lag unter
starkem Artilleriebeschuss.
Ein Angriff auf allen Fronten.
Die Verteidigung der Vervunmakropole war bereits aufs Äußerste strapaziert, und
Croe wusste, dass dies erst der Anfang war.
»Was ... Was machen wir jetzt?«,
stammelte Anko, dessen Gesicht so weiß war wie seine Galauniform.
»Marschall? Marschall Croe? Was
machen wir jetzt, Croe? Reden Sie, Sie Schweinehund!«
Croe verpasste Anko einen
Schlag quer über dessen fetten Mund, sodass er wimmernd auf den Gitterboden
fiel.
Croe wandte sich an Sturm.
»Ihre Überlegungen, General?« Croes Tonfall versprühte zu gleichen Teilen Gift
und Eis.
»Ich ...«, begann Sturm. Er
geriet ins Stocken.
»Denken Sie nicht einmal daran,
eine Evakuierung vorzuschlagen, Sturm, sonst töte ich Sie auf der Stelle. Eine Evakuierung
kommt nicht infrage. Sie wurden hierhergeschickt, um die Vervun-makropole zu
verteidigen, und genau das werden Sie tun.«
Er reichte Sturm seinen
Siegelring. »Gehen Sie zum Militärgefängnis. Nehmen Sie Truppen mit. Lassen Sie
Grizmund frei, und lassen Sie ihn wieder seine Panzer kommandieren, damit sie
nicht sinnlos vergeudet werden. Wenn dieses Arschloch Tarrian oder sonst jemand
vom VWMK sich weigert, brechen Sie jeglichen Widerstand. Ich erwarte Sie dann
am Veyveyrtor, um dort das Kommando zu übernehmen, sobald Grizmund frei ist.
Wir haben schon zu viel Zeit mit internen Streitigkeiten vergeudet. Die
Vervunmakropole lebt oder stirbt heute Nacht.«
Sturm nickte steif und nahm den
Ring.
»Wo werden Sie sein, Marschall?«
»Ich werde persönlich das
Kommando am Sondartor übernehmen. Die Makropole wird nicht sterben, solange ich
noch lebe.«
Das glatte Metalltor des
Militärgefängnisses blieb hartnäckig verschlossen. Gaunt hämmerte mit dem
Kolben seiner Boltpistole dagegen, doch er bekam keine Antwort. Gaunt, Pater
und Bwelt standen im Scheinwerferlicht und in der feuchten Kälte von Ebene
U-40. Hauptmann Daur war bei ihnen, verschlafen und blass.
Auf seinem Weg zum
Militärgefängnis hatte Gaunt den Verbindungsoffizier aus dessen Quartier
geholt.
Gaunt wandte sich an den
Advokaten,
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