Gaunts Geister - Band 1-3
anzukämpfen, das seine besondere Gabe zu sein schien.
Milo drang niemals in die
Privatsphäre des Kommissars ein, aber er schien Gaunts Absichten und Wünsche
instinktiv zu verstehen.
Gaunt konnte vor dem Jungen
keine Geheimnisse bewahren, aber er vertraute ihm — und war ihm für seine
Einsichten über alle Maßen dankbar.
Gaunt sah Corbec an. »Brin hat
recht. Dahinter steckt viel mehr ... Ich erkläre es später, aber ich will die
Schiffshierarchie heraushalten, bis wir wissen, wem wir trauen können.«
Der Waffenalarm jaulte weiter.
»In diesem Fall verschwinden
wir besser ...«, begann Corbec.
Er wurde vom Zischen der sich
öffnenden Fahrstuhltüren und dem Warnchor unterbrochen. Sechs Soldaten der
imperialen Flotte in Faserrüstung und schmalrandigen Helmen sprangen
gleichzeitig heraus, sanken auf ein Knie und richteten kompakte, kurzläufige
Gewehre auf das Trio. Einer bellte kurze Befehle in sein Helmkom.
Ein Offizier verließ in ihrem
Kielwasser den Aufzug. Wie die Uniform der Soldaten war auch seine smaragdgrün
mit silbernem Besatz, die Farben der Flotte des Segmentum Pacificus, aber er
war nicht so gerüstet wie seine Abteilung. Er war groß und ein wenig
übergewichtig, und seine aufgedunsene Haut war von einer ungesunden Blässe.
Ein Berufs-Raumoffizier , dachte Corbec. Hat
wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten keinen richtigen Boden mehr unter den
Füßen gehabt.
Der Offizier starrte sie an:
den zotteligen Gardisten, der schändlicherweise eine verbotene Laserpistole in
der Hand hielt, den verletzten Mann, der sich an ihn lehnte und das Deck vollblutete,
und den mageren Jungen mit den seltsamen Augen.
Er spitzte die Lippen und
sprach leise in sein Helmkom, dann drückte er einen Knopf auf dem
Vielzweckstab, den er trug, und schwenkte ihn beiläufig hin und her. Der Alarm
verstummte abrupt mitten im Heulton.
»Ich bin Deckoffizier
Lekulanzi. Es ist meine Aufgabe, im Namen von Kapitänsadmiral Grasticus dafür
zu sorgen, dass die Sicherheitsbestimmungen auf diesem Schiff eingehalten
werden. Ich sehe nicht gern verbotene Waffen auf diesem heiligen Schiff, obwohl
ich beständig damit rechne, dass irgendwelcher Abschaum von der Imperialen
Armee etwas versucht. Noch weniger gern sehe ich die Benutzung besagter
Waffen.«
»Hören Sie mal, die Sache
verhält sich ganz anders ...«, begann Corbec, indem er mit beruhigendem Lächeln
vortrat. Sechs kurzläufige Gewehre richteten sich auf ihn. Die Waffen der
Abteilung waren Repetiergewehre mit kurzer Reichweite, die für den Gebrauch an
Bord eines Schiffes konzipiert waren. Die Glassplitter und Drahtstücke in jeder
Patrone waren durchaus in der Lage, einen Mann auf kurze Entfernung zu
zerfetzen. Doch anders als bei einer Laserwaffe oder einem Bolter bestand keine
Gefahr, dass sie die Bordwand durchschlugen.
»Keine hastigen Bewegungen.
Keine eifrigen Erklärungen.« Lekulanzi starrte sie an. »Fragen werden noch früh
genug gestellt und beantwortet werden, und zwar im Zuge Ihrer offiziellen
Vernehmung. Sie sind sich der Tatsache bewusst, dass das Abfeuern einer
verbotenen Waffe auf einem Transportschiff der Adeptus Mechanicus ein Vergehen
ist, das eine kriegsrechtliche Bestrafung nach sich zieht. Geben Sie mir Ihre
Waffen.«
Corbec hielt seine Laserpistole
einem der Soldaten hin, der sich zackig erhob und sie ihm abnahm.
»Das ist doch albern«, sagte
Gaunt plötzlich. Die Gewehre richteten ihre Aufmerksamkeit auf ihn. »Wissen
Sie, wer ich bin, Lekulanzi?«
Der Deckoffizier spannte sich,
da er nur mit seinem Namen und ohne seinen Dienstgrad angesprochen wurde. Die
Augen unter den fleischigen Lidern verengten sich.
Gaunt schleppte sich ein Stück
vorwärts und löste sich aus Corbecs stützender Umarmung.
»Ich bin Kommissar-Oberst Ibram
Gaunt.«
Deckoffizier Lekulanzi
erstarrte. Ohne Mantel, Mütze und Rangabzeichen sah Gaunt aus wie jeder x-beliebige
Offizier niedriger Abstammung.
»Kommen Sie her«, sagte Gaunt
zu ihm.
Der Mann zögerte, dann ging er
zu Gaunt, wobei er leise einen Befehl in sein Helmkom flüsterte. Sofort erhoben
sich die Soldaten von den Knien, nahmen Haltung an und schulterten die Waffen.
»Das ist schon besser ...«,
lächelte Corbec.
Gaunt legte Lekulanzi eine Hand
auf die Schulter, und der Offizier versteifte sich vor Empörung. Gaunt zeigte
auf etwas am Boden, einen verkohlten grünlichen Schmierfilm oder Fleck, der ölig
und klumpig aussah.
»Wissen Sie, was das ist?«
Lekulanzi schüttelte den Kopf.
»Das
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