Gauts Geister 6 - Tödliche Mission
tu's nicht...«
»Sehra«, sagte er leise. »Ich kann es ohnehin nicht.«
»Das ist gut«, sagte sie. »Wirklich, Larks. Sinke nicht
auf dieselbe Stufe wie dieses Tier.«
»Ach, Feth«, seufzte Larkin. Ihm drehte sich jetzt wirklich
der Kopf. Vor seinen Augen tanzten Blitze und Farbkleckse. Sie hatte Recht. Er
war so verdammt froh, dass er seine Seele nicht auf dieselbe Weise befleckt
hatte wie Cuu seine. Es gab eine Ehre. Es gab eine Moral. Es gab den
nächtlichen Schlaf, ohne schreiend aufzuwachen. Bragg würde es verstehen. Wo er
auch war, Bragg würde es verstehen.
Larkin drehte sich wieder um und warf einen letzten Blick
durch sein Zielrohr. Cuu hatte sich umgedreht und schaute zu ihnen hoch.
Lijah Cuu sah das auf ihn gerichtete Gewehr.
Und lächelte.
Brostin und Caffran vertrieben schließlich die letzten
Blutpakt-Soldaten von der linken Hausseite. Feygor und Gutes schossen auf die
rückwärtige Mauer, und Feygor erzielte noch einen Treffer.
Dann stellte der Blutpakt das Feuer ein.
Die Geister warteten. Kein Kontakt. Kein Geräusch. Der
Regen wurde stärker und wusch Rervals Blut vom Hof.
»Das war's«, sagte Feygor schließlich.
»Die kommen wieder«, sagte Caffran.
»Leg dich hin«, riet Muril ihm.
»Mein Kopf tut so weh.«
»Cuu hat dir mit dieser Pfanne ziemlich eins übergebraten,
Larks. Ich mache mir Sorgen.«
Larkin legte sich auf die schmutzige Matratze im oberen Schlafzimmer.
»Das ist es nicht. Ich kriege doch diese Migräne. Richtig schlimme. Schon
immer.«
»Wie auch immer«, sagte Muril. »Ich glaube, es ist die
Kopfwunde. Cuu hat dir wirklich wehgetan. Ich will dich nicht beunruhigen,
Hlaine, aber jemand muss sich das ansehen. Ich wünschte wirklich, Curth oder
Dorden wäre hier.«
Larkin lag bereits bewusstlos auf der Matratze. Blut lief
unter seinem Kopf in das Polster. »Gak«, sagte Muril. »Du brauchst wirklich
schnell einen Arzt...«
Sie erstarrte. Unter sich hörte sie Feygor und die anderen
die Barrikaden und Abwehrstellungen reparieren und frische Magazine für die
nächste Welle einlegen.
Sie hatte ein Geräusch auf der Vorderseite gehört.
Sie nahm ihr Lasergewehr und schlich zum Treppenabsatz.
Noch ein winziges Geräusch, eine Bewegung auf der Veranda. Sie ging die Treppe
hinunter, langsam und mit erhobenem Gewehr. Am Fuß der Treppe fuhr sie herum
und stellte fest, dass sie auf Cuu zielte.
Er zwinkerte ihr zu. »Vorsichtig, Mädchen.«
»Was machst du denn hier?«
»Ich habe vorne etwas gehört«, sagte er.
Sie hielt ihn mit ihrer Waffe in Schach. »Sieh nach«, sagte
sie.
»Warum die Feindseligkeit?«, fragte er. »Du weißt, warum,
du Schwein. Also ... sieh nach.« Cuu ging zur Vordertür. Muril ließ ihn nicht
einen Sekundenbruchteil aus den Augen. Er zog sein Messer.
Cuu stieß die Tür auf.
Das Messer flog ihm aus der Hand, als eine hochgewachsene
Gestalt ihn in den Würgegriff nahm.
»Ist euch eigentlich klar, wie leicht es war, sich um das
Haus zur Vorderseite zu schleichen?«, fragte Mkvenner.
FÜNFZEHN
Die Ungeheuer
»Auf lange Sicht ist ein Mann
mit Verstand
gefährlicher als ein Mann mit
Muskeln.«
— Kriegsmeister
Slaydo, aus
Ein Traktat über
das Wesen der Kriegführung
Feuer speiend wie riesige Kreaturen aus alten Mythen lagen
die Ungeheuer vor ihnen.
Wenn die Ungeheuer brüllten, bebte die Erde. Heiße,
stinkende Luft strömte in einer Druckwelle vorbei. Die Lichtblitze waren
schmerzhaft und gewaltig, wie vom Himmel gefallene Sterne, die in der Nacht
ein- und ausgeschaltet wurden. Der Lärm erschütterte Zähne, Knochen und Mark.
Die Schlacht im Munitionsgraben war nach sieben Minuten
zu Gunsten der Geister beendet worden. Im Kampf gegen ein etwas größeres
Shadik-Bataillon hatte Gaunts Infiltrationstrupp fünf Männer verloren — vier
Geister und einen von Golkes Bande Sezari. Doch ihre überlegene Bewaffnung
und, Gaunts Ansicht nach, überlegene Kampftechnik hatte beinah dreißig Shadiks
das Leben gekostet. Der geschlagene Rest war geflohen.
Zweifellos wussten die Anführer der Shadiks mittlerweile,
dass es Eindringlinge gab. Trotz der offenen Einladung zu den Supergeschützen,
die der Munitionsgraben darstellte, hatten Gaunt und Mkoll den Trupp nach Osten
in ein verschlammtes Ödland geführt.
Die Gegend war dunkel und kalt, und es wimmelte von alten
Drahtverhauen und Wrackteilen. Disteln und Dornen wuchsen in Büschen und
Sträuchern rings um den geborstenen Beton alter
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