Gauts Geister 6 - Tödliche Mission
für die Anregung!«, verkündete er.
Sie war völlig verblüfft. Dann gab er auch Cown einen
dicken Schmatz auf die Stirn. »Und danke auch für Ihre Einsicht!«
»Was denn, Chef?«
»Stellen Sie es sich vor! Sie greifen die Linie an.
Frontal. Aber bevor Sie dort ankommen, schaffen die Einheiten rechts und links
von ihnen den Durchbruch in ihrem Angriffsgebiet. Warum Männer mit einem
Angriff auf eine intakte Linie vergeuden? Jeder Feldkommandeur, der auch nur
einen Schuss Pulver wert ist, würde zu einer der bereits geschlagenen Breschen
umschwenken.
Sie können darauf wetten, dass die Schweine, die es
ursprünglich auf uns abgesehen hatten, jetzt gerade die Angriffe auf 294 und
296 unterstützen. Wie aus dem Lehrbuch. Sichern und halten, danach ein Angriff auf
uns von der Seite, durch den Graben. Kom-Soldat!«
Rerval kam angelaufen. »Herr Oberst?«
»Haben wir schon wieder eine Kom-Verbindung?«
»Nein, Herr Oberst.«
»Schön. Dann machen wir Folgendes: Jeder zweite Mann
verlässt den Schützengang. Alle, die hier in Stellung bleiben, haben den Befehl,
wachsam zu bleiben und eventuelle Angriffe abzuwehren. Irvinn, Sie übernehmen
während meiner Abwesenheit das Kommando hier oben auf dem Schützengang. Beim
ersten Anzeichen für Kampfhandlungen geben Sie das Feuer frei und blasen in
Ihre verdammte Pfeife.«
»Ja, Chef.«
»Der Rest teilt sich in zwei Gruppen. Wo ist Bewl?«
»Chef?«
»Sie nehmen eine Hälfte. Gehen Sie nach Süden. Unterstützen
Sie Domors Haufen. Halten Sie den Graben der Länge nach.« Bewl nickte und
setzte sich in Bewegung, um den Befehl an die Männer am Südende ihrer Stellung
weiterzugeben. »Der Rest kommt mit mir«, sagte Corbec.
Der Rest waren Rerval, Cown, Mkvenner, Sillo, Veddekin und
Ponore. Detowine, der neue Flammer-Soldat des Zweiten Trupps, gehörte ebenfalls
dazu, doch Corbec schickte ihn wieder auf den Schützengang. Falls später doch
noch ein Angriff kam, brauchte er den Flammenwerfer zusammen mit Surchs und
Loells Autokanone hier in Stellung.
Corbec eilte mit den sechs Männern im Laufschritt nach
Norden durch den Graben. Jeder Geist, der sich noch auf dem Schützengang
befand, wünschte ihnen im Vorbeigehen die Gnade des Gott-Imperators.
Der Angriff war laut Corbecs Uhr seit siebzehn Minuten im
Gange. Der durch das gewaltige Bombardement aufgewirbelte Rauch und Qualm war
mittlerweile so undurchdringlich und allgegenwärtig, dass jemand, vermutlich
in den hinteren Linien, Leuchtkugeln abschoss, um das Schlachtfeld aufzuhellen.
Die Leuchtkugeln erfüllten jedoch keinen sinnvollen Zweck, abgesehen davon, alles
in einen weißen Dunst zu hüllen.
Corbecs Mannschaft lief weiter und verharrte dabei alle
paar Sekunden, wenn wieder eine Granate über ihre Köpfe flog, den Boden
erzittern ließ und sie mit einem Regen aus losen Erdbrocken überschüttete. Als
sie schließlich die gepanzerte Traverse erreichten, welche die Grenze zu Stellung
295 darstellte, ging Corbec auf, dass er ziemlich außer Atem war.
»Alles in Ordnung, Chef?«, fragte Mkvenner ihn leise, so
dass die anderen ihn nicht verstehen konnten.
»Meine Knochen sind zu verdammt alt, Sohn, und sie haben
zu viel Krieg erlebt.« Corbec blieb einen Moment stehen und hustete.
Er hatte immer von vorn geführt, und das hatte seinen
Preis gehabt. In Voltis hatte er den kleinen Finger der linken Hand verloren.
Das war der Anfang gewesen. Der Anfang der Liste. Auf Menazoid war er verwundet
worden. Auf Hagia schwer. Auf Phantine hatte er Glück gehabt, überlebt zu
haben. Tiefe Wunden in Rumpf und Bein, die er sich in der Schlacht um Cirenholm
zugezogen hatte und denen obendrein noch eine Blutvergiftung gefolgt war.
Es war ein Wunder, dass er nicht aus augmetischen Prothesen
bestand. Es war ein Wunder, dass sein Glück so lange angehalten hatte.
Ein Verghastit namens Androby hielt den letzten Platz vor
der Traverse. »Reichlich Lärm in den letzten Minuten«, meldete er.
»Nicht viel zu sehen.« Er hatte mit einem ramponierten
Artilleriezielrohr, dass er sich von den Mörsertruppen ausgelichen hatte, um
das Ende der Traverse auf die andere Seite gespäht.
»Bleiben Sie hier und halten Sie sich bereit, einen Alarmruf
durch die Reihe weiterzuleiten«, sagte Corbec zu ihm.
Sie drangen hinter die Traverse vor. Zum zweiten Mal in
einer Woche rückte Mkvenner um eine Abwehr-Trennwand in einen Graben vor, der
möglicherweise vom Feind gestürmt worden war.
Corbec wusste das. Er hatte Mkolls Abschlussbericht
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