Gauts Geister 6 - Tödliche Mission
über
den Kampf in Stellung 143 gelesen.
Mkvenner zeigte überhaupt keine Nervosität. Er war ruhig
und ausdruckslos und hatte sich in seinen Tarnumhang gewickelt. Er ging mit
angelegtem Gewehr voran, so dass es immer dorthin zeigte, wohin er schaute. Er
bewegte sich so lautlos, dass Corbec nicht mehr sagen konnte, ob er noch da
war, wenn er ihn nicht sah.
Corbec folgte ihm, die Laserpistole in einer Hand und eine
Granate in der anderen. Der Stift war bereits abgezogen, und Corbec hielt den
Zündkontakt mit seiner großen behaarten Pranke an Ort und Stelle.
Hinter Corbec folgten Sillo und Cown. Beide hatten das
Kampfmesser aufgepflanzt. Sillo war Gerber auf Verghast gewesen und war schnell
und zuverlässig. Cown, der gute alte Cown, war einer der Tanither, die einfach
nicht totzukriegen waren und seit dem furchtbaren Tag ihrer Einschiffung in
praktisch jedem Gefecht an der Front gewesen war. Er musste sich immer noch an
den künstlichen Bizeps und das gleichermaßen künstliche Schlüsselbein gewöhnen,
die er sich in Cirenholm eingefangen hatte.
Das letzte Paar bestand aus Ponore und Veddekin, beides
Verghastiten. Ponore war ein junger, schlaksiger, vorzeitig kahl werdender
Bursche, der sich unablässig beschwerte, und Corbec mochte ihn nicht besonders.
Veddekin war größer und jünger und hatte vorstehende Zähne. Beide konnten mit
einem Lasergewehr umgehen und hatten bereits Kampfhandlungen erlebt,
insbesondere auf Phantine. Corbec fragte sich, ob sie wohl schon getötet
hatten. Er wusste es nicht, und es war zu spät, sie danach zu fragen.
Rerval bildete die Nachhut. Er hatte sein Kom-Gerät bei
Androby gelassen und stattdessen einen zusätzlichen Erste-Hilfe-Koffer
mitgenommen. Corbec wusste, dass Rerval ein solider Kämpfer war. Man konnte
die Kampffähigkeiten der Kom-Soldaten leicht vergessen. Corbec hoffte, dass Raglon
nun, da er vom Kom-Offizier zum Truppführer befördert worden war, an dieser
Vorstellung rütteln würde. Abgesehen von seinem Gewehr hatte Rerval auch noch
eine Signalpistole vom Typ Pharos bei sich, damit sie mit Hilfe der
Leuchtkugeln Signal geben konnten, falls es heikel wurde.
Der Graben schien leer zu sein. Das Licht war schlecht,
und der Qualm der Artillerie vernebelte die Sicht. Corbec roch nasse Erde,
Prometheum und das unbehandelte Holz, das für die Laufbretter benutzt wurde.
Dieser Abschnitt des Schützengrabens verlief zehn Meter
weit in einem leichten Nordwest-Bogen und endete vor einer weiteren soliden
Traverse. Vier Meter weiter war eine Öffnung in der Rückwand des Grabens, die
zu einem Geschütznest führte.
Mkvenner sah nach und meldete, es sei leer. Ein
Pneumo-Mörser und Granaten, aber keine Geschützmannschaft.
»Das ist verdammt kom...«, begann Ponore.
Mkvenner legte einen Finger an die Lippen, und der
Verghastit verstummte abrupt. In Zweierreihe tasteten sie sich weiter vor.
Hier lag ein Lasergewehr, dort der abgebrochene Schaft eines
Grabwerkzeugs. Dinge aus persönlicher Ausrüstung lagen in den Einbuchtungen in
der Grabenwand. Brotbeutel, Bilder von Angehörigen, Anzünder und Lho-Stäbchen,
Atemmasken, vakuumverpackte Essensriegel, Schlafsäcke, zusammengerollte
Wollunterhemden.
Als wären sie in aller Eile aufgebrochen, dachte
Corbec.
Sie erreichten die zweite Traverse. Mkvenner hob eine
Hand. Er zeigte auf die Flakbretter der Grabenrückwand. Dort klebte geronnenes
Blut mit einigen Haarsträhnen.
Mkvenner gab ein Zeichen, eine Hand über der anderen, und
legte sich auf den Bauch. Corbec trat zur Seite und ließ Cown durch. Cown und
Mkvenner schlichen um das Ende der stabilen Trenn-Schanze, Mkvenner auf dem
Bauch, Cown über ihn gebeugt, so dass zwei Lasergewehre übereinander begrüßen
konnten, was immer sich auf der anderen Seite befand.
»Alles klar«, flüsterte Cown.
Corbec führte die anderen hinterher.
Die nächste Geschützbucht war ebenfalls nicht besetzt,
jedenfalls nicht von lebenden Wesen.
Frische Leichen füllten buchstäblich den Grabenboden.
Abgeschlachtete krassische Soldaten, tote Shadik-Angreifer,
alle lagen verdreht in einer orgiastischen Feier gemeinschaftlichen Mordes
über-, unter- und durcheinander. Rauchfahnen stiegen noch aus einigen
Laser-Treffern auf, wo Uniformstoff zu brennen begonnen hatte. Blutfontänen
waren an die Grabenwand und an einigen Stellen auch auf den Schützengang
gespritzt. Anderswo hatten Granaten Leiber in Fetzen gerissen und die
Grabenwände mit Ruß geschwärzt. Wohin sie auch traten, sanken
Weitere Kostenlose Bücher