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Gayheimnisse reloaded (German Edition)

Gayheimnisse reloaded (German Edition)

Titel: Gayheimnisse reloaded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Herbst , Simon Rhys Beck , Justin C. Skylark , Verena Rank , Hanna Julian , Nicole Henser , Inka Loreen Minden , Kerstin Dirks , Sandra Gernt , Sandra Henke
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sich zu haben, und nur Tokugawas beinahe aristokratisches Gesicht und sein hoch gewachsener Körper erinnerten noch an den Offizier, der selbst bei alltäglichen Situationen seine stramme Haltung warte.

***

    Die Tage der Gefangenschaft bildeten einen langen gleichmäßigen Strom, der träge durch den Kalender floss, getragen von der Hitze und dem süßlich-schweren Duft der Pflanzen, der das Lager umgab. Jack tat den ganzen Tag Dienst im Lazarett und war nicht einmal verärgert über die mangelnde medizinische Ausstattung, die er zur Verfügung hatte. Denn wenn er sich an seine kleine Praxis zu Hause erinnerte, so tat sich da auch so manche Lücke auf. Vor allem, da die arme Landbevölkerung kaum dazu in der Lage gewesen wäre, das Geld für eine moderne medizinische Versorgung aufzubringen . Was Jack, der nie – außer für sein Studium – aus seinem heimatlichen County rausgekommen war, alleine wütend machte, war, dass er wieder und wieder Patienten verlor, einfach aufgrund der Tatsache, dass diese, bedingt durch das schlechte Essen und die harte Arbeit in den Sümpfen, kraftlos an Leib und Seele geworden waren.
    Eines Tages aber geschah etwas Unfassbares. Es war kurz vor Einbruch der Dunkelheit und die Männer waren gerade aus den Sümpfen zurückgekommen – dreckig, hungrig, müde –, als man ihm einen japanischen Soldaten hereinbrachte , der draußen zusammengebrochen war. Jack untersuchte den Mann sorgfältig und stellte fest, dass er hohes Fieber hatte, dessen Ursache er noch herausfinden musste.
    » Machen Sie bitte dem Kommandanten Meldung, dass wir einen Fall eines unbekannten Fiebers im Lazarett haben«, teilte er Hemmings mit, der auch sofort loseilte. Minuten später wurde die Tür aufgerissen und alles ging ganz schnell. Jack hob gerade den Kopf von seinen Notizen, als er den Kommandanten erkannte, der mit langen Schritten hereinmarschiert kam. Er sprang auf und nahm Haltung an, denn es war etwas ganz Besonderes, dass Tokugawa sich ins Lazarett bemühte. Jack bemerkte, dass er sich einen kleinen, etwas lichten Oberlippenbart hatte stehen lassen, was ihn ein klein wenig männlicher aussehen ließ und nicht mehr gar so jungenhaft. Da Tokugawa seine Kiefer in diesem Moment aufeinanderpresste , entdeckte Jack zum ersten Mal auch den Ansatz zu kleinen Grübchen auf dessen Wangen sowie die leicht zu einem Dreieck erhobenen, dichten Augenbrauen. Tokugawas Uniform saß perfekt an diesem trainierten Körper und Jack konnte nicht anders, als ihn fasziniert betrachten. Im gleichen Moment, da der Arzt sich diesen Beobachtungen hingab und sie mit seinem eigenen runtergekommenen Äußeren verglich, zog Kommandant Tokugawa eine Pistole aus dem Holster, streckte den bewaffneten Arm nach vorne, senkte dann den Lauf und drückte ab. Er betrachtete ruhig den zerschmetterten Kopf des auf der Pritsche liegenden Soldaten, sicherte seine Waffe und verließ das Lazarett.
    Im nächsten Moment waren alle auf den Beinen. Jack machte förmlich einen Hechtsprung und kniete sich in Blut und Gewebestücke, die um den Mann herum alles beschmierten. »Oh mein Gott«, schrie jemand, während Jack zu einer Herzmassage ansetzte. Der Schweiß rann in Sturzbächen über seinen Körper und ließ seine Augen brennend erblinden, während er sich wieder und wieder auf den Brustkorb des Soldaten warf. Wie besessen vermochte Jack nicht mehr, aufzuhören . Es war ein Albtraum. Dann begann er, den Toten anzuschreien und ignorierte dabei, dass Hemmings sich bereits neben die Pritsche gekniet hatte und Gebete sprach. Als hätte sich nun alle Lethargie, die ihn umfing, seit er in Gefangenschaft geraten war, plötzlich in ihr irrwitziges Gegenteil verwandelt, stemmte er schreiend seine Hände gegen den blutigen Torso. Dann, ebenso plötzlich, sprang Jack auf und stürmte los. Es gab wohl noch die eine oder andere Hand, die ihn bremsen wollte auf dem Weg zur Unterkunft des Kommandanten, doch es war ihm egal. Er würde diesen Scheißkerl zur Rede stellen. Keuchend stieß er die Verandatür auf und blieb augenblicklich stehen, denn er blickte im gleichen Moment in den Lauf einer Pistole. Tokugawa stand da, die Arme vor sich ausgestreckt, und sah ihn an.
    » Erschieß mich doch, du Wichser!«, brüllte Jack und schlug mit der Rückhand gegen die Waffe. Damit hatte der Kommandant scheinbar nicht gerechnet, denn sein Arm gab nach und flog nach hinten. Doch dann schlug Tokugawa zurück. Mit ein paar geschickten Griffen hatte er den wenig kampferprobten

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