Gayheimnisse reloaded (German Edition)
wünschte sich, wenigstens so viel vom Leben gesehen zu haben wie Joe, der aus Hell´s Kitchen kam, oder Hemmings, der in London gelebt hatte. Dann, so sagte er sich, hätte er vielleicht verstanden, warum er keinen Schlaf mehr fand. Warum all seine Sinne nur noch dafür da zu sein schienen, Tokugawa zu hören oder zu sehen. Wie oft schaute er aus dem Lazarett nach der Veranda hin, spähte nach der Tür oder einem der Fenster, ob er nicht auftauchen würde. Gleich einer Endlosschleife durchlebte er immer wieder diesen Moment, da der Offizier ihn niedergerungen hatte und auf ihm lag.
Wenn der Kommandant aber auf der Veranda auftauchte, die Fäuste hinter dem Rücken verschränkt, die Beine martialisch auseinandergestellt, das Gesicht eine emotionslose Maske, da begann Jacks Puls zu rasen, dann flackerte seine Lunge und rauschte das Blut in seinen Ohren.
Wenn er nachdachte, so schien es ihm zumindest, dann nur noch darüber, was Tokugawa gerade tat oder wie er es schaffen konnte, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Er sann tausend Gründe aus, um den Kommandanten aufzusuchen und verwarf sie doch alle wieder, da er dachte, sie würden sich augenblicklich als so fadenscheinig erweisen, wie sie auch tatsächlich waren. Ja, er war sich sogar sicher, dass Tokugawa ihn in dem Moment erschießen würde, wie er auch nur ansatzweise begriff, welcher Natur Jacks Überlegungen waren.
Kurz: Jack erkannte seine Situation als absolut aussichtslos. Als das, was sie war: ein irrwitziger Strohhalm, geboren aus Hitze, Feuchtigkeit und Todesangst. Und würde nur eine dieser Komponenten verschwinden, so würde auch diese Fixierung enden. Dessen war er sich in seinen klaren Momenten vollkommen sicher.
***
» Jack … schnell … du musst sofort kommen. Im Dampfbad ist jemand umgekippt!«, brüllte Joe und wedelte aufgeregt mit den Armen. Der Arzt schnappte seine Tasche und folgte seinem Kameraden in das kleine hölzerne Bad, in dem die japanischen Offiziere eine Art Saunagang unternahmen. Der Patient war ein älterer Offizier, der – so erkannte Jack schnell – einen Kreislaufkollaps erlitten hatte. Er gab Anweisungen, was man mit ihm machen solle und wollte sich gerade wieder erheben, als er ein Paar Füße und nackte Beine vor sich sah. All seine Beherrschung sammelnd, hob er den Kopf. Vor ihm stand kein anderer als Tokugawa, nur ein Tuch um die schlanken Hüften geschlungen, und sah auf ihn herab.
» Liegt es an seinem Alter, oder hat es organische Ursachen?«, fragte er so sachlich, als habe er gar nicht bemerkt, dass dem amerikanischen Offizier die Kehle wie zugeschnürt war, während dieser seinen nackten, schweißglänzenden Oberkörper betrachtete. Die glatte, haarlose Brust, die Muskeln, die die golden glänzende Haut hoben und senkten, die Brustwarzen, die zu kleinen Knoten erigiert waren. Dazu die perfekt definierten Bauchmuskeln. Jack räusperte sich. Ein Prickeln raste durch seinen Unterleib und ließ das Blut in seinen Schwanz schießen.
» Ich … muss ihn noch untersuchen, Sir. Das kann ich jetzt noch nicht so sagen.«
» Kommen Sie zu mir, wenn Sie ein Ergebnis haben.«
» Jawohl, Sir«, versetzte Jack mit gesenktem Gesicht, dies aber nicht aus Ehrerbietung, sondern aus Furcht, der halbnackte Mann könnte erkennen, was sich in seinem Kopf und seinen Lenden gerade abspielte.
Jack schaffte es gerade noch in sein Arztzimmer. Dort riss er seine Hosen auf, zerrte seinen Schwanz heraus und begann zu masturbieren. Er dachte nicht an Stacy oder irgendeine der Spind-Schönheiten – er dachte nur an diesen überirdischen Körper, lediglich bedeckt mit einem Tuch, den er gerade gesehen hatte. Mit Tränen in den Augen verschoss er seinen Saft, überzeugt, nie mehr als das zu bekommen: Bilder in seinem Kopf …
Mit den primitiven Mitteln, die ihm in dem Lazarett zur Verfügung standen, fand er bald heraus, dass der ältere Offizier an einer Herzschwäche litt, und er wusste, dass er nun zu Tokugawa gehen musste, und diesem Bericht erstatten. Seit jener Begegnung im Dampfbad hatte er ihn nur wenige Male und das auch nur kurz gesehen. Und das ist gut so , dachte er, als er mit langen Schritten, umso entschlossener, die Räume der Kommandantur ansteuerte. Wenn ich ihn nicht sehe, kann ich mich auch nicht verraten. Und dann geht diese ganze Scheiße hier vielleicht noch gut aus. Der Krieg wird irgendwann enden und ich fahre heim zu meiner Praxis und zu Stacy.
Tokugawa saß hinter seinem Schreibtisch und machte Notizen. Als Jack
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