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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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einzelne Erwähnung der Auseinandersetzung –
    Jedes einzelne Wort aus jeder einzelnen Veröffentlichung
.
    Terry fischte sich einen Bericht aus dem Stapel. »Was ist damit?« fragte er.
    Len sah wieder auf. Der Präsident drehte sich um –
    Terry lachte. »Nun ist es offiziell – der Vorsitzende bläst dem Präsidenten einen.«
    Der Präsident sah ihn nur an und kümmerte sich dann wieder um sein Telefonat. Len beugte sich wieder über die Landkarte. Joan starrte aus dem Fenster, Paul grinste –
    »Du hast echt das Zeug zum Komiker, Genosse«, meinte er. »Du verschwendest deine Gabe.«
    »War doch nur ein Witz«, sagte Terry.
    »Nein«, entgegnete Paul. »Ein Witz ist es, sich eine Tüte über den Kopf zu ziehen, bevor man ein Hotel betritt.«
    »Sollte nur ein Witz sein«, wiegelte Terry ab. »Tut mir leid.«
    Paul schüttelte den Kopf: »Ein Witz sorgt für Gelächter, nicht für Mitleid.«
    Terry blinzelte. Er wünschte sich, er hätte den Wodka nicht getrunken. »Tut mir leid«, wiederholte er.
    Der Präsident beendete das Telefonat.
Klick-klick
. Dann sah er Terry an.
    Len stand vom Bett auf. »Wir sollten gehen, Genosse Präsident.«
    »Jetzt?« fragte Terry. »Auf der Stelle?«
    Len und Joan nickten, Paul lächelte. »Es ist später, als du denkst, Genosse.«
    Terry kümmerte sich nicht um ihn. Er rannte auf sein Zimmer, packte in zwei Minuten, lief die Treppe hinunter, checkte für alle aus, beglich die Rechnung.
    Dann ging er hinaus zum Auto –
    Der Wagen war voll. Alle blickten zu Boden –
    »Es gibt einen direkten Zug nach York«, erklärte Paul. »Ruf uns an, wenn du angekommen bist, okay?«
    Terry nickte und blinzelte. Er winkte und sah ihnen nach.
    Presse und Fernsehen waren ihnen auf den Fersen.
    Die reinste Verfolgungsjagd
.
    Terry ging wieder ins Hotel, auf die Toilette. Er setzte sich in eine Kabine und fing an zu weinen. Er konnte gar nicht mehr aufhören.
    Dann zog er einen schwarzen Filzstift aus der Jackentasche, nahm die Kappe ab und malte eine große haarige Möse in einem Herz aus Hakenkreuzen an die Innenseite der Tür.
    Terry wischte sich die Augen trocken, setzte die Kappe wieder auf den Stift und steckte ihn ein. Dann ging er in die Bar, bestellte sich noch einen Wodka und griff nach dem Telefon –
    Er rief Diane an.
Klick-klick
. Diane ging dran. Terry musste ihr was sagen. Diane hörte zu. Dann sprach sie und Terry hörte zu. Er legte auf.
    Er nahm ein Taxi zum Bahnhof und stieg in den nächsten Zug nach York.
    Phil und Adam stehen um den Küchentisch herum und beobachten den Mechaniker, der das Geld verteilt. Die Kohle. Fünfzig für Phil, fünfzig für Adam, fünfzig für den Mechaniker, fünfzig für Jen. Der Mechaniker schaut die beiden an. Phil und Adam wollen etwas sagen. Der Mechaniker starrt sie an. Phil und Adam lächeln und beäugen das Geld. Die Beute. Fünfzig für Phil, fünfzig für Adam, hundert für den Mechaniker, hundert für Jen. Der Mechaniker schaut die beiden erneut an. Phil und Adam wollen etwas sagen. Sie lächeln noch immer. Dann richten sie wieder die Blicke auf das Geld. Die Kohle. Phil und Adam sagen kein Wort

    Der Mechaniker weiß, dass sie nichts sagen werden

    Die Premierministerin ist auf Balmoral Castle gewesen, der Sommerresidenz der Queen. Der Jude war nicht eingeladen. Er träumt davon, eines Tages auch dabei sein zu dürfen. Der Vorsitzende ist nach ihrer Rückkehr nach Chequers gefahren, dem Landsitz der Premierministerin. Der Jude war nicht eingeladen. Er nimmt es hin, dass die Premierministerin und der Vorsitzende Zeit zu zweit verbringen müssen. Ab und zu, manchmal. Der Vorsitzende hat sich auch mit der Labour Party getroffen. Der Jude war nicht eingeladen. Das ist ihm gleichgültig. Es wäre allerdings nett gewesen, wenn man ihn wenigstens gefragt hätte. Der Vorsitzende hat sich auch mit dem TUC getroffen. Auch dort war der Jude nicht eingeladen. Dem Juden war das völlig egal. Da hätte er nicht einmal eine Einladung gewollt –
    Die Elektriker und die Ingenieure wollen, dass das NCB und die Gewerkschaft miteinander reden –
    Reden, reden, reden
.
    Auch das Kabinett und die Verwaltungsbeamten machen sich Sorgen, wieder mal wegen der Docks und der NACODS. Sie machen sich Sorgen wegen Presse und Fernsehen, wegen Mr. und Mrs. Durchschnittsbürger.
    Proleten. Feiglinge. Schisser. Memmen

    Sie plagen die Premierministerin, das Kabinett und die Öffentlichkeit –
    »Ist doch immer dasselbe in Kriegszeiten«, sagt der Jude.

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