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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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»Alle wollen gewinnen. Alle wollen den Sieg, die Beute. Aber keiner will den Preis dafür bezahlen …«
    Neil Fontaine nickt. Er weiß, der Jude hat recht.
    »Wenn Norman nicht Minister wäre und ich nicht draußen handeln würde«, fährt der Jude fort, »dann würden die Bergleute heute Abend auf ihren Siegesfeiern das verfluchte Red-Flag-Lied singen.«
    Wieder nickt Neil. Der Jude hat erneut recht.
    »Aber nur über meine Leiche«, verkündet der Jude. »Nur über meine Leiche, Neil.«
    Wieder nickt Neil und sagt zum Juden, er habe recht –
    Dafür ist Neil ja da. Dafür ist er gut
.
    Vorsitzender und Präsident erscheinen Seite an Seite in Yorkshire. Sie appellieren an alle, Frieden und Ruhe zu bewahren und Geheimgespräche auch wirklich geheim zu halten.
    Der Jude ruft den Vorsitzenden an. »Vergessen Sie das. Scheiß drauf – scheiß auf alle.«
    Er legt auf, ist enttäuscht. Und eifersüchtig. Das NCB und die Gewerkschaft reden noch immer miteinander –
    Noch immer, noch immer. Reden, reden, reden
.
    Der Jude wird dem bald ein Ende machen.
    Die Herren von den Medien hatten sie kreuz und quer durchs Land verfolgt, von Norden nach Süden, von Osten nach Westen. Keystone Kops, die hinter dem Daimler des Vorsitzenden und dem Rover des Präsidenten her sind –
    Von Edinburgh nach Selby –
    Der Vorsitzende und der Präsident waren gemeinsam auf den Stufen des Monk-Fryston-Hotels erschienen, Schulter an Schulter, um die Medien zu bitten, sie in Ruhe zu lassen –
    Dann waren sie wieder auf Nebenstraßen durch die tiefste Nacht gefahren –
    Nach London zurück; von London nach Doncaster. In die Büros von British Ropes in Doncaster. Noch mehr warmes Mineralwasser, noch mehr Tee, noch mehr abgestandene Schinkensandwiches. Noch mehr Margarineflecken. Hemdsärmel und Bartstoppeln. Schweiß und Mundgeruch –
    So nah

    Terry Winters sah auf die Uhr. Halb zwei in der Früh –
    Es war spät. Das Papier lag auf dem Tisch. Bereit zur Unterzeichnung –
    So nah und doch

    Unter den hellen Neonröhren rieben sich der Präsident und der Vorsitzende die Augen. Die Heizung summte, Dick und Tommy vom NCB hatten die Augen geschlossen –
    Paul und Ted vom NCB gingen noch mehr Kaffee holen.
    »Vielleicht sollten wir das alle noch mal überschlafen«, schlug Terry vor. »Und uns Freitag wieder treffen?«
    Der Präsident und der Vorsitzende sahen sich über den Tisch hinweg an –
    So nah und doch so fern

    Sie kamen überein, sich am Freitag in London erneut zu treffen.
    Terry klopfte Dick auf die Schulter. Dick wischte sich Spucke vom Kragen.
    Paul und Ted kamen mit dem Kaffee zurück. »Was gibt’s denn?« fragte Paul.
    »Es ist zu spät«, erklärte der Präsident. »Nächstes Treffen Freitag.«
    Paul knallte den Kaffee auf den Tisch und sah Terry an –
    So nah und doch so fern; zu nah und für manche nicht fern genug
.
    »Alles, was das Böse braucht zum Sieg«, verkündet der Jude zum hundertsten Mal an diesem Tag, »ist die Untätigkeit guter Männer.«
    Der Jude hat fünfhunderttausend Pfund aufgetrieben, um sicherzustellen, dass das Böse nicht triumphiert, dass gute Männer etwas tun. Diese guten Männer mögen den Juden –
    Der Gute Jude tritt wieder aus dem Schatten.
    Seine Themen für diese Woche sind die gesunkenen Fördermengen bei einer Reihe von alten Kohlenstößen und die Zunahme an neuen Kohlenstößen, allein 177 in dieser Woche –
    Der Subtext: Widerstand der Zelle gegen die Herrschaft der Straße –
    Es gibt Arbeit für jene, die arbeiten wollen. Aber wie lange noch?
    Neil Fontaine chauffiert den Juden wieder herum. Diesmal hat sich der Jude den Parteitag der Sozialdemokratischen Partei ausgesucht –
    Er hat die Medienvertreter von Neil mit dem Bus zum Buxton Pavilion in Derbyshire bringen lassen.
    »Meine Herren der vierten Gewalt«, verkündet der Jude, »darf ich Ihnen das wahre Komitee der arbeitenden Bergleute vorstellen …«
    Der Jude applaudiert, während die vier öffentlichen Gesichter des NWMC auf die Bühne treten –
    Aus den Schatten

    Das vierköpfige NWMC, nervös, in alten Stiefeln und neuen Anzügen, rasiert und für die Kameras hergerichtet, könnte genauso gut aus vier angeheuerten Taxifahrern bestehen.
    Der Jude legt Fred eine Hand auf den Rücken und packt Jimmys Schulter. »Diese mutigen Männer«, sagt er, »sind nur ein paar der vielen mutigen Männer, die an vorderster Front stehen und für das kämpfen, woran sie glauben. Diese Männer müssen erfahren, dass

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