GB84: Roman (German Edition)
hier«, hatte er gesagt.
Der Präsident legte auf.
Klick-klick
. Seine Hand zitterte –
Terry wusste, dass die Zeit knapp wurde.
Er schrieb mit Seife Warnungen an den Badezimmerspiegel des St. James’s House. Dann wischte er sie mit Papierhandtüchern wieder weg, die nach Schule rochen. Tweedjacketts und Jeansträger kamen herein, wuschen sich in den Waschbecken neben Terry die Hände und glotzten ihn an wie einen Außerirdischen. Dann ging Terry den Flur entlang zurück in sein Büro –
Paul wartete auf ihn. Er packte ihn am Arm, hielt seine Hand hoch, roch an den Fingern –
»Irgendwer malt obszöne Bildchen an die Klotüren«, sagte Paul.
»Ich hab’s gesehen«, meinte Terry. »Und dann noch die Hakenkreuze in Herzform drum herum.«
»Sehr künstlerisch«, höhnte Paul. »Und warum hast du das gemacht, Winters?«
Terry schüttelte den Kopf. »Diesmal hast du den Falschen, Genosse.«
»Ich beobachte dich, Winters«, sagte Paul. »Und ich kriege dich …«
Paul gab ihm die Schuld an allem.
Terry hatte keine Zeit, sich darüber Sorgen zu machen. Die Zeit lief ihm davon. Er brauchte das Ohr des Präsidenten. Er ging den Flur entlang zum Fahrstuhl. Paul beobachtete ihn. Terry fuhr in den zehnten Stock –
Vor dem Ohr des Präsidenten hatte sich eine Schlange gebildet. Terry wartete. Hinter den Bischöfen und Parlamentsabgeordneten, hinter den Männern von NACODS und ACAS, ASLEF und TGWU. Terry sah auf die Uhr. Die Zeit wurde knapp. Telefone klingelten –
Aber Terry musste Geduld haben. Diane hatte gesagt, seine Zeit würde kommen. Und Diane irrte sich nicht. Terry flüsterte drei Wörter ins Ohr des Präsidenten –
»Mohammed Abdul Divan«, sagte er.
Neil Fontaine öffnet die Tür. Jennifer schiebt sich an ihm vorbei ins Hotelzimmer. Sie leert ihre Handtasche auf dem Boden aus. Pillen. Rezepte. Portemonnaie. Sie kniet sich hin und breitet alles auf dem Boden aus. Sie sucht nach einem Zeitungsausschnitt und hält ihn schließlich in die Höhe –
»Du verfluchter Lügner«, schreit Jennifer Johnson. »Er ist nicht tot. Er ist wieder da.«
MARTIN
Weißt du, was das bedeutet, verdammt? Krieg, das bedeutet es. Ich komme gleich hin, sage ich – Bring jeden mit, den du unterwegs aufgabeln kannst, sagt er. Alles und jeden – Mach ich, sage ich. Ich komme sofort. Ich lege auf, schließe ab, setz mich ins Auto und fahre zu Geoff. Hab ihn seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Ist aber egal – Als ich dort ankomme, brennt kein Licht. Er hat Kinder. Ich überlege es mir anders – Einen anderen kenne ich nicht in meiner Gegend. Doch dann sehe ich Chris. Ich halte an, er steigt ein. Hast du schon mitgekriegt?, fragt er. Ja, Keith hat mich angerufen. Er nickt. Keith hat alle angerufen. War schon irgendwie komisch, oder? Was denn?, frage ich. Na, vorhin. Der Polizeiwagen, der immer wieder rund ums Dorf gefahren ist. Terrace Street und Hall Street. Dann wieder runter. Ist bestimmt fünf Mal an mir vorbeigekommen, als ich den Hund ausgeführt habe. Keith meinte, ein paar Jungs hätten ihn auch gesehen, als sie vom Streikposten in Brookhouse nach Hause kamen. Und zum Schankschluss war er immer noch da. Oben beim Barrel – So wie es sich jetzt anhört, war das aber mehr als nur ein Wagen, sage ich. Chris nickt. Weißt du, wer das sein könnte? Ich schüttle den Kopf. Du? Er schüttelt ebenfalls den Kopf. Scheißkerl, wer immer es ist – Ein toter Scheißkerl vor allem, sage ich. Dann sehe ich die Straßensperre vor uns, gleich hinterm Rising Deer. Jetzt geht’s los, denke ich – Ich halte an und kurble die Scheibe herunter –
Krk-krk
. Ein Bulle aus der Hauptstadt mit weißem Hemd streckt den Kopf rein. Guten Morgen, Abschaum, sagt er. Chris ist nervös. Ich sage noch, hier ist nichts. Aber das Bullenschwein sagt: Na, ihr Wichser, wo wollt ihr denn hin? Ich arbeite in der Zeche Thurcroft, antworte ich. Der Bulle lacht. Nein, tust du nicht, sagt er. Du streikst, du verlogenes, faules kleines Arschloch – Das ist meine Zeche, sage ich, dort streike ich. Er gähnt mir ins Gesicht. Haut ab nach Hause, sagt er. Sechs Streikposten, ihr Hübschen. So lautet das Gesetz – Na dann, sage ich. Gehe ich eben wieder ins Bett – Das ist gut, sagt der Bulle. Und nimm dein Riesenbaby da mit. Ich nicke und kurble die Scheibe wieder hoch. Ich setze zurück – Das Schwein im weißen Hemd dreht sich zu seinen Leuten um. Sie lachen uns aus und winken – Und was jetzt?, fragt Chris. Wagen stehen lassen. Querfeldein,
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