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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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nicht. Es reicht nie

    Das weiß der Jude, und er weiß auch, warum –
    Weihnachten vorbei. Neujahr vorbei. Alles vorbei –
    Es war an der Zeit, dass sich jeder einzelne Bergmann endlich entschied
.
    Doch nun gibt es schon wieder Gerede über Gespräche über mögliche Gespräche. Von Außenstehenden im Fernsehen –
    Frische Forderungen nach Frieden. Gute Gründe für neue Grubengespräche
.
    Der Jude flucht, schäumt, tobt, brüllt. »Die sind seit zehn Monaten im Ausstand«, schreit er ins Telefon. »Zehn verdammte Monate! Die werden doch jetzt nicht all das fallen lassen und den Streik brechen, nur weil es mal eine Chance auf Einigung gibt, oder? Sagen Sie dem Minister, er soll mich anrufen …«
    Er knallt den Hörer auf die Gabel und lässt sich in den Sessel fallen. Er starrt seine Gäste an –
    Piers Harris und Dominic Reid begutachten ihre Fingernägel und schauen in ihre Notizen. Don Colby und Derek Williams sehen sich gegenseitig an und runzeln die Stirn.
    »Wir legen die Hunde an die Leine«, erklärt der Jude. »Hat keinen Sinn, die Gewerkschaft weiter mit Prozessen zu überziehen, sie steht ja schon unter Kontrolle eines Zwangsverwalters.«
    Piers und Dominic nicken. Don und Derek kratzen sich.
    »Natürlich werden wir weiter gegen Einzelpersonen der Nationalen Exekutive vorgehen«, verspricht der Jude. »Und eine Einschränkung der Massenbestreikung einklagen.«
    »Aber alles andere setzen wir aus?« fragt Piers. »Bis auf Weiteres?«
    Der Jude streicht sich über den Schnurrbart, nickt und tritt an seine Landkarte. »Unser Hauptaugenmerk liegt jetzt darauf, dass die Leute wieder zur Arbeit gehen, und auf unseren Freunden in Nottingham.«
    »Nottingham?« fragt Derek. »Die sind doch praktisch eh schon wieder alle bei der Arbeit.«
    »Die Männer vielleicht«, meint der Jude. »Aber die Gewerkschaft streikt weiter.«
    Don und Derek runzeln die Stirn. Piers und Dominic nicken.
    »Diese Männer brauchen eine neue Gewerkschaft«, verkündet der Jude. »Das wird unser nächster Sieg.«
    Das Band war stehen geblieben. Das Orchester spielte nicht mehr

    Das Restaurant war still und leer

    Der Ehrenwerte Parlamentsabgeordnete saß an einem Tisch in den Schatten, im Hintergrund, dort, wohin das Licht nie richtig fiel und die Kellner keine Speisekarten brachten

    Malcolm Morris beobachtete ihn, wartete auf ihn

    In der Stille, in den Räumen

    Der Ehrenwerte Parlamentsabgeordnete drückte auf Eject, nahm einen Stift in die Hand, blätterte durch die Abschrift und unterstrich, kreiste ein, machte Punkte

    Die Abschriften der Toten

    Ihre Komminationen
.

PETER
    engagierten sie auch – um zu helfen. Außerdem sah das dann nicht so nach Mildtätigkeit aus – Sie hatten alle bereitwillig gegeben. Aber es war kein Ende abzusehen. Es kam nichts dabei heraus. Jetzt hatten sie nichts mehr zu geben. Sie wollten nur, dass es zu Ende ging – Das nervte, wirklich – all das Gestöhne und Gemurmel. Die Gerüchte und Einflüsterungen. Das Auf und Ab – Man hoffte auf Fortschritte. Doch bei den nächsten Nachrichten war jeder Schwung schon wieder dahin – Keine Gespräche auf nationaler Ebene. Nichts – Dann wurden die Gespräche wieder aufgenommen. Doch wieder nichts – Es war frustrierend, es forderte seinen Tribut. Man sah es den Leuten an den Augen an – und daran, wie sie dasaßen. Wie sie auf einen zukamen – wegen Stromrechnungen. Autoreparaturen. Schuhen für die Kinder. Alles Mögliche – Die Leute waren gereizt. Nervös. Schnell verärgert. Sie gaben immer häufiger der Gewerkschaft die Schuld – Das Auf und Ab machte alle fertig. Die trügerischen Lichtstreifen am Horizont. All das Hin und Her – Die Kumpel schauten sich die Nachrichten an und hörten, dass noch immer diskutiert wurde. Sie gingen zu Bett und hofften, am kommenden Montag wieder in der Arbeit zu sein – dann würde es wieder Geld geben. Die Schulden würden sinken – Und nach dem Aufwachen stellten sie fest, dass die Gespräche wieder gescheitert waren. Das war’s dann für Wochen oder Monate – also weiter auf Streikposten oder zum Kohlenklauben. Warten –
Ich fahre ein. Hinab
– Um das Ganze ein wenig aufzulockern, schickten wir ein paar Autos zu den Kraftwerken. Um uns die Langeweile ein bisschen zu vertreiben – Ich fuhr mit Chris und Keith im Auto nach Ferrybridge. Martin hatte wieder mal eins seiner Zauberkunststücke vollbracht und war verschwunden – Einfach gut war das, mal aus dem Dorf zu

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