Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
Vom Netzwerk:
kommen. Keith machte das Radio an –
Last Christmas
. Wenigstens nicht dieser beschissene Band-Aid-Song. Billy hatte im Hotel gemunkelt, das Ganze wäre nur ein Trick der Regierung, um die öffentliche Sympathie von den Bergleuten abzulenken. Damit die Bergleute gierig wirkten neben all den kleinen braunen Babys, die in Afrika verhungerten. Deshalb hätte die BBC all diese Popstars dorthin geschickt. Er konnte sich ziemlich darüber auslassen, konnte dir den ganzen Ridley-Plan runterrasseln. Billy erzählte auch, er habe einen Freund seines Bruders beim Streik gesehen, als Bulle verkleidet, einen Freund, der eigentlich in Deutschland bei der britischen Armee sei – Tatsache, meinte Keith, könnte was dran sein mit der verdammten Schallplatte. Die Leute spenden denen Geld, nicht uns. Chris nickte, klingt logisch – Ich schaltete das Radio aus. Und wünschte mir, einmal nichts sagen zu müssen – Wir kamen nach Ferrybridge , man teilte uns ein Tor zu und gab uns ein paar Flugblätter. Einige Jungs von der Socialist Workers’ Party waren auch da. Keith witzelte mit ihnen herum. Verarschte sie, wie immer. Aber es war scheißkalt, da so vor der Anlage zu stehen – dem Kraftwerk. Riesige weiße Wolken hingen vor dem grauen Himmel über Yorkshire. Alles ging einfach so weiter, völlig sorglos. Als ob wir überhaupt nicht da gewesen wären. Das trieb einem glatt die Tränen in die Augen. Gegen Mittag kamen zwei Wagen aus Frickley, um uns abzulösen. Was waren wir froh, die zu sehen. Keith fuhr uns zum Welfare Club zurück, und Chris und er gingen in die Suppenküche. Mir egal, was es gibt, meinte Chris. Hauptsache, warm. Ich ließ das Essen sausen, keine Zeit. Ich wusste, es würde dort eine Schlange geben. Am stärksten betroffen waren diejenigen, die zu Beginn des Streiks ein Baby erwartet hatten. Man plante ja nicht gerade, ein Kind zu bekommen und dann kein Geld zu haben. Schon unter günstigen Umständen ist das ein echter Stress. Aber das hier zerrte richtig an den Nerven, das konnte man sehen. Die Männer gingen zum Streik oder suchten sich ein Zubrot, und die Frauen waren mit den Kleinen allein zu Hause und sorgten sich um Rechnungen, Essen, Hypothek und was nicht noch alles. Sie aßen nichts, nur damit das Baby alles hatte, was es brauchte – Viele ließen sich scheiden. Junge Männer, die voll auf der Höhe hätten sein sollen, sahen aus, als hätte man ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen – Ich konnte die Babys plärren hören, noch bevor ich überhaupt das Haus betreten hatte. Unten gab’s Geschrei – Wo sind meine fünfzehn Pfund, Pete?, brüllte Adrian Booker. Hast du meine fünfzehn Mäuse dabei? Das fragte er jede verdammte Woche. Und nicht als Einziger. Die Regierung zog jetzt sechzehn Pfund von der Sozialhilfe ab, das Streikgeld. Adrian Booker und andere gingen zum Sozialamt und stritten sich dort herum. Das Sozialamt schickte sie zurück, damit er sich mit mir stritt. Die Gewerkschaft solle doch den Männern mehr Streikgeld zahlen. Ehrlich gesagt, gab ich ihnen recht. Aber was sollte man machen? Es war nicht mal genug Geld für die

SECHSUNDVIERZIGSTE WOCHE
    Montag, 14. Januar – Sonntag, 20. Januar 1985
    Jetzt gab es keine stehenden Ovationen mehr, keine Autogramme für die Kinder, keine Lieder ihm zu Ehren. Nur noch Stille, die Stille des Streiks, der auf den Rand einer Klippe zurollt –
    Benzin alle, Motor aus, Bremsen kaputt, die Türen verriegelt –
    Achtzigtausend Gesichter drückten sich an die Scheiben –
    Das kalte Meer brach sich unten an den Felsen und wartete.
    Der Jude lässt Neil dieses tun, jenes tun, dieses für ihn, jenes für andere. Dieses für den Vorsitzenden, jenes für Tom Ball. Dieses für Piers, jenes für Dominic. Dieses für Don und Derek, jenes für Fred und Jimmy –
    Morgens, mittags und nachts, verdammt

    Der Jude lässt ihn hierhin eilen und dorthin. Hierhin für den Juden und dorthin für die anderen. Diesen Artikel zur
Times
und jenes Papier zum High Court. Diese Berichte zum Vorsitzenden und jenes Regelwerk nach Mansfield –
    Mr. Großkotz lässt ihn nach seiner Pfeife tanzen

    Neil wird draußen auf der Straße gebraucht. In den Hauseingängen –
    Von einer Station zur nächsten. Von einem Ort zum anderen

    Wohnungen in Knightsbridge und Clubs in Mayfair. Leere Bars und gemietete Zimmer –
    Von Zimmer zu Zimmer. Von Auftrag zu Auftrag

    Er soll Jerrys und Rogers Fenster und Türen beobachten, ihre Gärten und Parkplätze –
    Ihr

Weitere Kostenlose Bücher