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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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könnten wegen dem, was du ihnen angetan hast – Ihrer Zeche. Ihrem Dorf – Das warst doch du, Billy? Willst du dich auch noch dem Einsatzkommando anschließen und dich auf die jungen Kumpel stürzen? Sie bedrohen. Einschüchtern. Willst du durch die Gitter eines NCB-Busses mit dem Lohnzettel wedeln und mit deinem Streikbrechergeld

EINUNDFÜNFZIGSTE WOCHE
    Montag, 18. Februar – Sonntag, 24. Februar 1985
    Die Zigarette, der Kuss, die falsche Nummer, der Blick und das Schweigen

    Bis es an der Tür klopfte und alles zerbrach

    Herzen, Charakter, Personen, Ehen, Familien, Gewerkschaften, Regierungen und Gesellschaften

    Das taten sie immer, tun sie immer, werden sie immer tun

    Alles Zerbrechliche belastet. Alles Schwache zerbrochen. Versprechen und Verträge. Treue. Überlegungen und Übereinkünfte. Loyalität
.
    Überzeugungen, die verrotteten, schlecht wurden

    Böswilligkeit, 1969–1984.
    Lärm aus dem Tierreich erfüllte das Zimmer. Wieder klopfte es an der Tür. Malcolm ging hin, berührte die
Notfallhinweise.
    »Wer ist da?«
    »Zimmerservice.«
    Der Fette Mann und seine sieben fetten Freunde hatten sich mit der Premierministerin getroffen –
    Kleine Jungs, die zu Kreuze krochen

    Auf den Tag genau ein Jahr, nachdem sie beim britischen Nachrichtendienst eine streiklose Übereinkunft abgelehnt hatte.
    Sie hatte ihnen aufgeholfen und die blutigen Knie wieder heil geküsst

    Kein Bier, keine Sandwiches, nur jede Menge Kaffee und Kekse, um die Zeit totzuschlagen –
    Tee und Mitleid und

was für eine Schande, dass es so weit kommen musste
‹ –
    Dann hatte die Premierministerin sie hinausbegleitet –
    »Wir haben ein gutes Tagwerk vollbracht«, erklärte der Fette Mann der wartenden Menge –
    »Für wen, verflucht?« fuhr der Präsident Terry und den Fernseher an. »Für wen?«
    Der Fette Mann fuhr von der Downing Street als Erstes ins Goring Hotel –
    Das Nationale Exekutivkomitee der NUM musste ausharren, es war erschöpft

    Vom Goring Hotel zurück zum Congress House –
    Das Nationale Exekutivkomitee des TUC musste ausharren, es war erschöpft und hungrig

    Der Fette Mann und der Vorsitzende wollten zur Zufriedenheit der Regierung und des NCB die acht Punkte umschreiben –
    Das Komitee war verzweifelt, suchte händeringend nach einer Einigung

    Zur Zufriedenheit des verfluchten TUC –
    Nach einer Einigung über die Rückkehr zur Arbeit
.
    Das Komitee war nach Hause geschickt und sofort wieder einberufen worden –
    Die Nerven waren abgewetzt, die Teppichböden waren abgewetzt –
    Fünfter Stock im Congress House, Konferenzraum. Das Nationale Exekutivkomitee saß rings um den hufeisenförmigen Tisch und wartete –
    Unten in der Kälte versammelten sich müde, hungrige, verzweifelte Männer
.
    Der Fette Mann stand von seinem Stuhl auf. Er hielt ein Dokument in der Hand –
    »Als wir uns das letzte Mal trafen«, sagte er in die Runde, »war unsere Position eindeutig. Seitdem hat es Änderungen gegeben. Allerdings sollte den Mitgliedern des Exekutivkomitees klar sein: Es ist die feste Überzeugung des Verbindungskomitees, dass keine weiteren Änderungen mehr durchsetzbar sind. Das ist unser aller Einschätzung, und das haben wir dem NCB schriftlich mitgeteilt. Die Änderungen, die vorgenommen wurden, sind allen Beteiligten abgerungen worden, und zwar nachdem der TUC an höchster Stelle vorgesprochen hatte – eine höhere gibt es nicht.«
    Stille legte sich über die Runde. Ärger machte sich breit –
    »Der TUC erklärt also dieser Gewerkschaft hier, dass sie keine Änderungen an einem Dokument vornehmen kann, bei dessen Verhandlung sie keinerlei Teilhabe hatte?« fragte Yorkshire. »Ist das korrekt?«
    »Klarstellungen, ja«, antwortete der Fette Mann, »Verhandlungen, nein.«
    »Heißt das, friss oder stirb?« fragte Wales.
    »Das ist das letzte Wort«, sagte der Fette Mann. »Das ist uns deutlich gesagt worden.«
    »Und was ist mit der Amnestie für die gefeuerten Bergleute?« fragte Kent. »Was wird aus denen?«
    »Es wird keine Amnestie geben«, erwiderte der Fette Mann. »Auch das wurde deutlich gemacht.«
    Die Runde sah den Präsidenten an. Der sah zum Fetten Mann –
    »Ich werde den Herrschaften Zeit geben«, erklärte der Fette Mann und stand auf. Die Runde wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte. Dann drehten sich alle zum Präsidenten um –
    Der schob das Papier von sich weg. »Das ist ja noch hundert Mal schlimmer!«
    Alle nickten, pflichteten

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