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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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wollte Paul wissen.
    Der Präsident setzte seine Baseballkappe auf. »Sag ihnen, wir kommen«, antwortete er.
    Paul nahm seine Papiere und ging hinaus.
    Der Präsident erhob sich.
    »Die werden dich verhaften, wenn du noch mal hingehst«, sagte Len.
    Der Präsident schob seine Kappe zurecht und nickte.
    »Wirst du es locker oder hart angehen?« fragte Len.
    »Hart«, antwortete der Präsident.
    Neil Fontaine steht vor der Tür zur Suite des Juden. Er hört das Telefon klingeln, hört Lachen. Korken knallen, Gläser klirren, Flaschen zerschellen. Er wartet darauf, dass sie herausgestolpert kommen und ihm Zwanzig-Pfund-Scheine in die Brusttasche seines Blazers stopfen, ihm mit den Händen durch die Haare fahren und auf die Schulter klopfen. Neil steht vor der Tür zur Suite des Juden und verpasst den Engelsgesang –
    Licht im Flur. Schatten an der Wand –
    Seine Flügel

    Er steht vor der Tür und lauscht den Teufeln –
    Drinnen.
    Monk Fryston, North Yorkshire. Terry und Paul saßen in der Hotelhalle und warteten. Tommy vom NCB versuchte sich im Small Talk. Ob sie eine schnelle Runde Pool spielen wollten, um die Zeit totzuschlagen? Eine Runde Pool in einem Nobelhotel, während Gewerkschaftsmitglieder verprügelt, eingebuchtet, unter Anklage gestellt wurden –
    Ihr Präsident war geschnappt, verhaftet, inhaftiert worden.
    Terry und Paul schüttelten die Köpfe und sahen auf ihre Uhren –
    Alle hatten genug.
    Die Polizei hatte genug; sie wollte, dass das NCB wieder vor Gericht zog, um einstweilige Verfügungen zu erwirken.
    Das NCB hatte genug und wollte eine Schlichtung, wollte Zugeständnisse.
    Alle hatten genug. Nur der Präsident nicht –
    Sie stehen kurz vor dem größten Erfolg seit Kriegsende!
    Der Präsident und die Premierministerin –
    Unersättlich
, dachte Terry. Alle beide. Wieder sah er auf die Uhr –
    Der Präsident war auf Kaution freigekommen, Len und Dick holten ihn ab und sollten ihn auf direktem Wege herbringen. Dann könnten die Gespräche wieder aufgenommen werden.
    Paul stand auf und suchte sich ein Telefon.
    Terry sah Tommy an. Der zwinkerte, und Terry schaute weg, aus dem Fenster –
    Der Wagen des Präsidenten kam die Einfahrt herauf.
    Terry stand auf und ging vor die Tür. Tommy folgte ihm.
    Der Präsident stieg aus. Er sah Terry an, dann Tommy –
    Tommy hielt die Handgelenke zusammen wie unsichtbar gefesselt –
    »Großbritannien«, sagte er, »1984.«



TEIL II
TWO TRIBES
    Juni 1984 – August 1984

PETER
    Der Ausschuss, Silverwood – Ich war Delegierter des Streikkomitees Thurcroft; ein Delegierter wie ich erhielt seine Anweisungen vom Ausschuss South Yorkshire in Silverwood; South Yorkshire bekam seine Anweisungen vom Streikkoordinierungskomitee für Yorkshire in Barnsley; das Koordinierungskomitee wiederum bekam seine Anweisungen vom Nationalen Koordinierungskomitee in Sheffield. Theoretisch – aber keine Chance. Das Ganze war das reinste Chaos – Scheiß drauf, brüllte Johnny. Pure Verschwendung von Zeit und Männern – Johnny, Johnny, mahnte Derek, er ist der Präsident der verdammten Gewerkschaft – Ist mir doch scheißegal, und wenn er die beschissene Königin von Saba ist. Er irrt sich – Einheit ist Stärke, Genosse. Einheit ist Stärke – Ja, sagte Johnny nickend. Und blinde Loyalität ist blanke Dummheit. Die Kumpel in Nottingham stehen unter noch mehr Druck als wir. Da sollten wir sein. Und selbst wenn wir Orgreave schließen könnten, hätte das nichts zu bedeuten. Ohne Nottingham gewinnen wir gar nichts. Wir können nicht – Johnny, Johnny – Nottinghamshire und die E-Werke. Da sollten wir sein. Nicht jeden verdammten Tag am selben Ort zuschlagen. Ist doch einfach dumm, so was. Da kannst du dir auch gleich den Schädel an einer verdammten Ziegelwand einschlagen. Überraschen wir sie! Einen Tag hier. Dann wieder nicht. Sollen sie doch raten. Aber nicht wir, nein. Wir sind so offen wie ein verdammtes Buch, wir alle. Derek drehte sich zu mir um und meinte, sag du es ihnen. Bring ihnen Verstand bei, Pete – Aber ich hatte die Finger in den Ohren und die Augen geschlossen. Dreißig Jahre lang hatten wir das alles geschultert – das war es, was wir taten. Wir waren Bergleute – Keine Streikposten. Keine Schläger. Keine Hooligans. Keine Kriminellen –
Wir waren Bergleute. Die National Union of Mineworkers
– Gewerkschaftler und Bergmänner. Seit dreißig Jahren stemmte ich das alles, aber nun war Schluss damit, so ging es nicht weiter – Nicht für Leute

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