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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Kissen gelegt, da hämmerte jemand gegen die Haustür. So laut, dass ich schon an ein Einsatzkommando dachte. Mary schaute zum Schlafzimmerfenster hinaus – Keith. Der ist doch betrunken, sagte ich – Er schläft, rief Mary. Er muss in drei Stunden wieder raus – Sag ihm, er muss jetzt raus, erwiderte Keith. Eine ganze Bande ist zu Frank Ramseys Haus gegangen – Verdammte Scheiße, brüllte ich. Warte kurz. Ich komme. Das hatte jetzt schon eine ganze Weile geköchelt. Frank Ramsey, Paul Banks und noch ein paar Jungs hatten kurze Arbeitsverträge in Nottingham angenommen, Bevercotes. Die Verträge waren nur den ersten Streikmonat über gelaufen, und die Jungs im Dorf hatten bei denen ein Auge zugedrückt, denn eigentlich war das Streikbruch. Aber wenn sie mit uns rausgegangen wären, hätten sie keine Vergünstigungen erhalten. Die waren schon in Ordnung. Waren im ganzen Dorf als gute Kumpel bekannt. Dann waren die Verträge ausgelaufen, und damit hatte es sich. Die Sache war erledigt. Aber in der Woche zuvor hatte das NCB ihnen dann Dauerverträge angeboten – und das war was anderes. Gingen sie auf das Angebot ein, nahmen sie streikenden Kumpeln aus Bevercotes die Arbeit weg – das war die Zeche, wo der Scheißscab »Silver Birch« arbeitete und auch noch überall damit angab. Dann wären sie auch nur Scabs – es war falsch, und das wussten sie. Aber sie hatten die Arbeit angenommen, und nun würden sie den Preis dafür bezahlen – einen ziemlichen Preis, wie es aussah – Frank sei am Welfare Club vorbeigekommen, hieß es, und jemand habe was gesagt. Ein Wort habe das andere ergeben. Im Club hätten sich ein paar Kumpel aufgeregt und in Rage geredet – da wette ich, sagte ich – Kaum kamen wir in Franks Straße, da hörten wir, wie seine Scheibe eingeschmissen wurde. Dann ein Schuss – eine verdammte Schrotflinte. Der verrückte Hund hatte mit seiner Flinte aus dem Schlafzimmerfenster gefeuert – Keith hielt sofort an. Ich stieg aus. Frank brüllte herum, er habe noch mehr Munition. Es seien Kinder im Haus – aber die Männer verzogen sich sowieso schon. Ein Kumpel meinte, sie würden zu Paul Banks’ Haus in der nächsten Straße ziehen. Ich wollte mitgehen, um sicherzustellen, dass nicht noch so ein Blödsinn passierte, aber ich machte mir Sorgen um Frank. Ich fürchtete, die Bullen würden auftauchen und ihn erschießen

DREIUNDZWANZIGSTE WOCHE
    Montag, 6. August – Sonntag, 12. August 1984
    Heute trifft sich der Aufsichtsrat des NCB. Der Jude hat ebenfalls eine Einladung bekommen. Er ist vom Vorsitzenden gebeten worden, eine Rede zu halten. Er weiß, dass das NCB sich nicht für ihn interessiert, aber das ist ihm egal. Er kämpft an vorderster Front, sie nicht. Er gewinnt den Krieg, sie nicht –
    »Den Bergleuten helfen, ja«, sagt der Jude. »Aber nicht ihm. Niemals, dem nicht. Niemals. Dieser Mann hat über fünftausend Verhaftungen zu verantworten, hat sechshundert verletzte Polizisten und zweihundert Streikposten auf dem Gewissen. Der Krieg dieses Mannes hat zwei seiner eigenen Leute auf der Straße das Leben gekostet und viele, viele mehr in den Selbstmord getrieben. Er hat unzählige Millionen an Sachschäden verursacht. Bergmann hat Bergmann angegriffen, der Kollege den Kollegen, der Bruder den Bruder. Er hat zu verantworten, dass die Familien jener, die nicht an diesem Ein-Mann-Krieg teilnehmen wollten, mit Angriffen, mit Vergewaltigung und Mord bedroht wurden. Nun, meine Herren, die Zeit ist gekommen, den Gegenangriff zu starten, und ich bin heute hier, um ihnen zu sagen, dass dieser Gegenangriff bereits begonnen hat. Es sind unabhängige Rechtsschritte von ganz gewöhnlichen arbeitenden Bergleuten aus allen Abbaugebieten Großbritanniens eingeleitet worden. Es wird Spendensammlungen von ganz gewöhnlichen Bergleuten geben, um die Opfer von Einschüchterung und Gewalt zu unterstützen. Es sind Komitees aufgestellt worden von ganz gewöhnlichen Bergleuten, die eine Rückkehr zur Arbeit organisieren wollen. Diese Männer stehen an der vordersten Front. Sie stehen da allein gegen die Versuche eines einzelnen Mannes, die demokratischen Rechte der arbeitenden Bevölkerung zu vernichten. Wenn er damit durchkommt und diese Männer unterliegen, wird auch dieses Land unterliegen – der Kampf ist aufgenommen, der Gegenangriff ist gestartet. Wenn er gewonnen werden soll, und zwar schnell, dann müssen alle, die Freiheit und Demokratie lieben und daran glauben, tun und geben, was ihnen finanziell

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