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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Stift beiseite. »Ihr redet hier von einer Million Pfund in der Woche.«
    »Nein«, entgegnete der Präsident. »Ich rede hier von zehn Pence die Woche.«
    Der Fette Mann schüttelte den Kopf –
    Stille im zehnten Stock. Dann Schritte –
    Paul Hargreaves öffnete die Tür und blickte Terry an –
    Der Generalsekretär stand da und starrte den Geschäftsführer an.
    »Was ist, Genosse?« fragte der Präsident. »Was ist passiert?«
    »Sie haben die South-Wales-Konten gefunden und eingefroren«, antwortete Paul. »Alle.«
    Der Präsident und der Fette Mann drehten sich zu Terry um –
    Der ganze Raum drehte sich zum verfluchten Terry Winters um –
    Terry schüttelte den Kopf. Er wurde rot. Er verbarg das Gesicht hinter den Händen. Seine Hände waren schmutzig –
    Hände über den Augen –
    Den überquellenden Augen
.
    Am Morgen haben diese möchte-gern-arbeitenden Bergleute ein wenig verpennt. Sie sind noch nicht in der Lobby des Mayfair Westbury aufgetaucht, dabei ist es schon weit nach zehn. Aber sie hatten ja eine anstrengende Woche, diese möchte-gern-arbeitenden Bergleute. Sie sind jeden Tag vor Gericht gewesen, um ihrem Prozess gegen den NUM-Bezirk Yorkshire wegen der verweigerten Abstimmung beizuwohnen. Sie sind im Fernsehen gewesen, in Radio und Zeitung. Sie sind die Männer des Augenblicks, diese möchte-gern-arbeitenden Bergleute.
    Neil Fontaine wartet in einem bequemen Sessel in der Lobby des Westbury auf sie, während der Jude Carl Baker zu Geduld mahnt.
    »Die haben sich ihren Champagner verdient«, sagt er.
    Carl Baker schüttelt den Kopf. »Ich könnte selbst ein Glas oder zehn vertragen.«
    »Das werden Sie auch bekommen«, versichert der Jude. »So viel Sie wollen. Später.«
    Carl Baker nickt und schaut auf seine Uhr –
    Der Jude hat für Grey Fox eine Mittagspressekonferenz im oberen Zimmer eines Pubs in der Nähe des High Court einberufen. Hier wird sich Grey Fox als der sanftmütige Vater zweier Kinder entpuppen, als Carl Baker, Zeche Bevercotes. Er wird den Start des
Carl Baker Fonds für Demokratie
verkünden. Dann wird er zur BBC fahren und in
The World this Weekend
sprechen, und danach wird die
Mail on Sunday
Carl auf einer weiteren Tour zu den Zechen und Dörfern der britischen Kohlegebiete begleiten –
    Carl schaut schon wieder auf die Uhr. »Ich möchte nicht zu spät kommen«, sagt er.
    »Das werden Sie nicht«, beruhigt ihn der Jude. »Bestimmt nicht.«
    Carl Baker nickt. »Ich glaub, ich muss noch mal aufs Klo.«
    Der Jude und Neil Fontaine beobachten, wie Carl Baker in seiner engen blassblauen Jeans und seiner engen blassen Baumwolljacke die Lobby durchquert. Er wird von Minute zu Minute grauer. Er hat sich seit dem ersten Treffen mit dem Juden einen Schnurrbart wachsen lassen. Der Jude fühlt sich geschmeichelt. Doch Neil macht sich Sorgen. Er ist sich nicht sicher, ob Carl der richtige Mann ist. »Fred Wallace hat angerufen, Sir«, sagt er.
    »Und, hat der John Wayne von Pye Hill seine Bande zusammengetrommelt?«
    »Alle im Sattel, Sir.«
    »Ausgezeichnet«, meint der Jude. »Sorgen Sie bitte für alles Weitere.«
    »Gewiss, Sir.«
    Die Fahrstuhltüren öffnen sich. Don und Louise, Derek und Jackie kommen heraus. Die Damen lachen; die Männer tragen die Koffer.
    Der Jude steht auf und sagt: »Guten Morgen. Und wie geht es uns allen heute?«
    Die arbeitenden Bergleute und ihre Frauen nicken und lächeln.
    »Gut, gut, gut«, sagt der Jude. »Und wohin ist unser Freund Carl verschwunden?«
    Neil steht auf und geht auf die Herrentoilette –
    Carl Baker wäscht sich das Gesicht im Waschbecken. Er schaut zu Neil auf –
    Graue Haut, rote Augen, gespaltene Zunge

    Neil weicht stolpernd zurück, weg von Waschbecken und Spiegel.
    Carl Baker wischt sich das Gesicht mit einem Papiertuch trocken. »Alles in Ordnung?« fragt er.
    »Die anderen warten oben auf Sie«, sagt Neil.
    Carl Baker wirft das nasse Papier in den Eimer mit dem anderen nassen Papier. Dann folgt er Neil nach oben und durch die Lobby. Er sagt »Hallo« zu Don und Louise, Derek und Jackie –
    Er riecht nach Erbrochenem
.
    »Also los«, sagt der Jude. »Auf ins Pub.«
    Neil hält dem Juden und seinen Freunden und ihren Frauen die Tür auf. Er ruft für Don und Louise, Derek und Jackie ein Taxi, nennt dem Fahrer den Namen des Pubs in der Nähe des Gerichts, zahlt im Voraus und schließt die Tür –
    Der Jude und Carl winken zum Abschied.
    Neil hält die hintere Tür des Mercedes auf. Carl steigt ein. Neil wartet noch,

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