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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Tonys Beine und packt seine Hoden –
    Tony Davies sitzt in der Ecke und versucht nicht zu schreien.
    Neil lässt los. »Verschwinde wieder in dein Rattenloch, Tony«, sagt er.
    Tony steht auf und rennt hinaus.
    Neil Fontaine trinkt die Limonade aus und steht auf –
    Er folgt Tony.
    Der Alte Mann war krank. Er war bei dem Aufmarsch zu Ehren der Märtyrer von Tolpuddle zusammengebrochen. Bisher war er noch nicht wieder auf die Beine gekommen. Der Jahreskongress sollte in drei Wochen stattfinden. Der Fette Mann hatte die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Er nahm den Zug nach Sheffield und fuhr mit dem Lift in den zehnten Stock. Der Fette Mann wollte es mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören –
    »Die Konten der South Wales NUM bei den regionalen Genossenschaftsbanken und der Midland Bank sind eingefroren worden«, erklärte Terry Winters. »Der Großteil der Einlagen war aus Sicherheitsgründen bereits überwiesen worden, deshalb sind die entsprechenden Beträge nicht sehr hoch. Allerdings kommen dazu noch die jüngsten Spenden; wir hoffen, wir können vor Gericht argumentieren, dass dieses Geld genau genommen nicht der South Wales NUM gehört und deshalb freigegeben werden sollte. In der Zwischenzeit allerdings haben sie keinerlei Bargeld.«
    Der Fette Mann wandte sich an den Präsidenten: »Kann die NUM ihnen denn keine Hilfe anbieten? Kurzfristige Kredite? Umleitung anderer Spendengelder?«
    »Ausgeschlossen«, antwortete der Präsident. »Genosse Geschäftsführer, bitte weiter«.
    »Die NUM ist selbst äußerst knapp bei Kasse«, fuhr Terry fort. »Auch unsere Einlagen wurden zu Beginn der Auseinandersetzungen abgezogen. Die großen Summen, die wir an Spenden und kurzfristigen Darlehen von anderen Gewerkschaften erhalten haben, sind fast vollständig dafür draufgegangen, Härtefälle in den einzelnen Ortschaften zu mildern. Wir haben keinerlei Mittel mehr, um in den Bezirken bei streikrelevanten Aktivitäten zu helfen. Dieses Büro hier braucht im Monat selbst weit über hunderttausend Pfund, um arbeiten zu können, und gegen Ende Oktober werden wir diese Kosten nicht mehr decken können …«
    »Es sei denn«, setzte der Präsident ein, »die Gewerkschaftsbewegung kommt uns zu Hilfe.«
    Der Fette Mann nickte und nahm seinen TUC-Stift. »Was ist mit Krediten?«
    »Wir haben Kredite bekommen«, antwortete der Präsident. »Wir brauchen volle physische Unterstützung …«
    Wieder nickte der Fette Mann. »Das weiß ich. Und was ist mit zinsfreien Darlehen aus der gesamten Gewerkschaftsbewegung? Nicht nur von den üblichen Verdächtigen.«
    »Das würde die volle Unterstützung beweisen«, pflichtete der Präsident bei.
    »Die Kredite sollten abgesichert sein«, fuhr der Fette Mann fort. »Und sie müssten natürlich zurückgezahlt werden.«
    »Natürlich«, sagte der Präsident.
    »Und
natürlich
«, betonte der Fette Mann, »müssten die Kredite auf eine Weise gegeben werden, die die rechtliche Position unserer Mitglieder in keinster Weise kompromittiert.«
    Der Präsident sah Terry an. »Genosse Geschäftsführer?«
    »Im Augenblick befinden sich über acht Millionen Pfund auf unseren Auslandskonten«, erklärte Terry. »Diese Konten sind unauffindbar und können daher als Sicherheit dienen. Werden die Kredite als Spenden gegeben, dann kann die rechtliche Position des Schenkenden nicht belastet werden, sollte die NUM selbst in weitere Finanzprozesse hineingezogen werden. Nach Abschluss der Streitigkeiten werden unsere Einlagen wieder nach Großbritannien zurückgeholt, sodass die Rückzahlung der Kredite angegangen werden kann.«
    Der Fette Mann hörte auf zu schreiben und legte seinen TUC-Stift beiseite. »Die Konten sind nicht aufzuspüren?« fragte er. »Da sind Sie sich absolut sicher?«
    Terry Winters lächelte. »Ganz sicher.«
    »Es gibt noch einen anderen Weg«, sagte der Präsident.
    Der Fette Mann nahm den Stift wieder auf: »Und welcher Weg wäre das?«
    »Genosse Geschäftsführer«, sagte der Präsident, »würdest du bitte …«
    »Der Präsident hat bereits einen Antrag eingereicht, in dem um die umfassende Unterstützung durch den Trades Union Congress gebeten wird«, erklärte Terry. »Nach dem Meeting mit ASLEF, NUS und NUR letzten Mittwoch wurde entschieden, dass wir noch ein paar Ergänzungen anfügen – unter anderem die Forderung, von jedem Mitglied der an den Congress angeschlossenen Gewerkschaften eine Abgabe von zehn Pence die Woche zu verlangen.«
    Der Fette Mann legte den

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