Gears of War - Aspho Fields
eines Trupps und trotzdem wusste sie über seine wirkliche Familie noch weniger als über die Hoffmans. Marcus behielt alles für sich.
Ihnen blieben jetzt nur noch Stunden, keine Tage, um den Plan auszufeilen. Stroud vertraute auf den Stomper, ein Granatgewehr mit Gurtzuführung, das auf das Fahrzeug eines jeden Zuges montiert war. Und sie legte sich auch selbst ins Zeug und erledigte zusammen mit den Gears die schwere Arbeit beim Bereitmachen der Landungsboote und der Waffen. Das wirkte enorm motivierend. Bernie, die eigentlich niemals wirklich ein Gear sein wollte, bis ihr eines Tages ein Rekrutierungsoffizier gesagt hatte, dass Frauen sowieso beschissene Soldaten und noch beschissenere Scharfschützen abgaben, bemerkte, dass sie für Stroud extragute Arbeit erledigen wollte.
Motivation. Dazu gab es eine Million Wege. Man musste nur richtig einschätzen, welchen Hebel man bei der betreffenden Person umlegen musste.
»Ausgekochter Hund«, murmelte sie, als ihr aufging, welchen Hebel der Rekrutierungsoffizier vor all den Jahren bei ihr umgelegt hatte.
Carlos blieb mit einer Munitionskiste im Arm stehen. Er schwitzte. Diese Arbeit war eine gute Methode, um sich auf dieser eiskalten Wanne warm zu halten. »Wer, der alte Fenix?«
»Nee, nur so ’n toter Typ. Wovon redest du?«
»Marcus’ Dad kam vorbei, um sich zu verabschieden, obwohl Marcus ihm gar nicht erzählt hatte, wo und wann er abfahren würde.« Carlos setzte die Kiste ab, fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wischte sie dann an seiner Hose ab. »Er hat mit dieser Operation zu tun. Hat’s Marcus aber nicht erzählt.«
»Ist Marcus diesen Geheimhaltungs-Scheiß nicht gewohnt? Bei Fenix geht’s doch nur um Geheimhalten und Nacht und Nebel.«
»Naja, da gibt’s ’ne Menge Kram, die sein Dad ihm über die Jahre nicht erzählt hat. Persönlicher Kram. Scheuert, glaub ich, ziemlich an seinen Nerven.«
Bernie verstand diesen Wink, sich eine Weile zurückzuhalten. Dafür wusste sie jetzt genug: Trotz seiner scheinbaren Reife und eisernen Disziplin war Marcus ein ganz normaler Bursche, der von seinem Vater gekränkt werden konnte. Das war genau der Kram, den ein Sergeant wissen musste.
»Jep, ausgekochter Hund.«
FLUGBESATZUNGSQUARTIER, CMS »POMEROY«, ZWEIHUNDERT KILOMETER NÖRDLICH VON ASPHO POINT VOR ANKER
»Sir, was werden Sie meiner Familie erzählen, falls ich falle?« Hoffman hörte auf, seine Jacke zu bügeln, und sah zu dem Jungen hoch, der in der Türöffnung stand. Ludovic Young sah nicht sonderlich ängstlich aus. Diese Burschen dachten über die Möglichkeit nach, ohne sich vorzustellen, dass es tatsächlich passieren würde. Young war ein ordnungsliebender Typ, der es gerne sah, wenn alles seine Richtigkeit hatte.
»Ich werde ihnen die Wahrheit erzählen«, antwortete Hoffman. Er vermied es immer, die reflexartige Beruhigungsmasche auszuwalzen, dass schon niemand sterben würde. Das hatte er nur ein Mal getan und es hatte sich als quälend falsch erwiesen. »Soweit es mir die Geheimhaltung der Mission ermöglicht. Und wenn wir die Sache hinkriegen, wird es nicht besonders geheim bleiben.«
»Danke, Sir. Ich würde nicht wollen, dass sie Jahre später einen Schock bekommen.«
Hoffman entschied, dass seine Uniform ruhig ein paar Falten behalten konnte. Die Zeit wäre wahrscheinlich besser mit einer kleine Sitzung mit dem Trupp in Sachen Kampfmoral genutzt. Er war nicht besonders gut in so etwas. Er stand dann immer nur da und erzählte denen unter sich, was er über sie dachte und was er von ihnen erwartete, um dann einer von ihnen zu werden, während sie es taten. Es schien zu funktionieren.
»Young, trommeln Sie alle auf dem Hangardeck zusammen«, sagte er. »Ich bin dann gleich bei Ihnen.«
Hoffman war auch nicht gut im Warten. Er ging in die Operationszentrale, um nach Michaelson zu sehen und die Fortschritte der Scheinflotte und des Trägerschiffs zu überprüfen. In der Zentrale war es schummrig und still. Schiffsleute saßen vor ihren Schirmen und konzentrierten sich auf die Daten oder Pläne, die vor ihnen flimmerten. Hoffman brauchte eine Weile, um herauszufinden, welche Abteilung für die Karten zuständig war. Für ihn sah alles gleich aus.
»Also, wo ist die Kalona jetzt?«, fragte Hoffman.
Der erste Offizier der Pomeroy, Füller, zog ihn zu einem der Schirme und zeigte auf ein paar, verloren wirkende Punkte, über die sich Zahlen legten. Ein paar Kilometer nördlich von ihnen fingen sie an, sich zu sammeln,
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