Gebannt: Band 3 (German Edition)
wie pulsierende Hotspots. Drei. Einer versteckte sich in der Gasse hinter dem Café, einer au f dem Dach, einer am Hintereingang. Ich konnte auch die Grigori sehen, die in verschiedenen Farbtönen schimmerten, deren Umrisse gepunktet waren. Sie waren paarweise unterwegs. Irgendwie erkannte ich Spence. Ich sah ihn eigentlich nicht deutlich – ich wusste einfach, dass er es war. Er war blau. Ich nahm auch Griffin wahr, er hatte eine Art purpurroten Ton. Bei ihm war noch jemand anderes, den ich nicht erkannte. Weder Grigori noch Verbannter.
Ich verlagerte mein Empfindungsvermögen durch die Decke in das Café. Phoenix saß hinten. Er glühte nicht so rot wie die anderen Verbannten, bei ihm war es anders – ein sanftes Orange, fast golden. Neben ihm war eine Präsenz, aber ich konnte nicht erkennen, was es war. Vielleicht eine Illusion.
Phoenix Aufmerksamkeit wanderte zur Decke, als würde er sehen, dass ich ihn von oben beobachtete. Sein Blick schien mich zu fixieren.
Erschrocken zog ich mich in mich selbst zurück und stolperte ein Stück zurück.
Lincoln ergrif f meinen Arm, während ich mich vorbeugte und das Gefühl, das wie eine Mischung aus Grippe und Reisekrankheit war, zurückdrängte. Am liebsten hätte ich mich au f den Boden sinken lassen, um mich auszuruhen und zu Atem zu kommen. Aber das tat ich nicht. Ich zwang mich dazu, mich aufzurichten, und schluckte die Galle hinunter, die mir in der Kehle aufstieg.
Um Himmels willen, reiß dich zusammen! Wenn ich jetzt zusammenbreche, wird Linc wahrscheinlich » Kirsche, Kirsche!« schreien!
» Alles in Ordnung?«, fragte er, man merkte ihm seine Besorgnis an.
Ich nickte und hielt mich irgendwie aufrecht. » Nur etwas schwindlig.«
Er fasste mir an die Stirn. » Mehr als nur schwindlig. Wo bist du gewesen?«
Er betrachtete mich eingehend. Suchte nach Lügen. Oder vielleicht wollte er auch nur sehen, ob ich gleich in Flammen aufgehen würde.
» Ich … das ist schwer zu erklären.« Ich konzentrierte mich darauf, meine Atmung zu verlangsamen, jeder Atemzug erdete mich ein wenig mehr.
» Versuch es.«
Ich schluckte und wischte mir den Schweiß aus dem Nacken. » Es ist, als könnte ich … ich weiß nicht … die Sinneswahrnehmungen dazu einsetzen, um Dinge zu sehen, die weit weg sind. An andere Orte gehen, sozusagen …«
Lincoln bekam große Augen. » Wie lange kannst du das schon?«
» Seit dem Angrif f im Hades, aber ich wusste nicht, wie ich das damals machte. Seitdem ist es ein paarmal passiert. Au f diese Weise erfuhr ich, dass Verbannte im Flughafen waren, und so habe ich auch dich und Nahilius gefunden. Das ist aber jetzt das erste Mal, dass ich es so sehr gesteuert, die Kraft so weit ausgestreckt habe.«
Und jetzt zahle ich den Preis dafür.
Er packte mich an den Schultern und schüttelte mich. » Hör mir jetzt zu. Mach das nie wieder. Aus welchem Grund auch immer. Bis … bis wir wissen, was das ist.« Er verströmte Angst.
Ich nickte, erschrocken über seine Heftigkeit.
Er ließ eine Hand herunterfallen und fuhr sich damit durch das Haar.
» Wir sollten zurück ins Hades gehen«, sagte er. Er blickte sich um und kramte in seiner Tasche.
» Wag es nicht, dein Handy herauszuholen. Ich gehe da jetzt hinein, ob es dir gefällt oder nicht«, sagte ich. Ich entzog meinen Arm seinem Grif f und verlor dabei fast das Gleichgewicht.
Wir starrten einander an. Er wusste, dass ich mir die einzige Chance, Steph zurückzubekommen, nicht entgehen lassen würde. Schließlich seufzte er, und ich wusste, das war das einzige Zugeständnis, das ich bekommen würde. Doch dann schüttelte er den Kopf.
» Du hättest es mir sagen sollen.« Er zog die Hand aus der Tasche. Leer.
» Ich weiß. Es tut mir leid. Aber es ist so viel, zu viel, passiert und ich wollte einfach nicht zugeben, dass es noch etwas an mir gibt, das ich mir nicht erklären kann.« Und das war die Wahrheit.
» Weiß sonst noch jemand davon?«
Gleich erschieß ich mich.
Ich überlegte, ob ich etwas erfinden, ob ich es abstreiten sollte, aber das konnte ich nicht, deshalb machte ich mit meinem dummen Anflug von Wahrheitsliebe weiter.
» Ich glaube, Phoenix ist dahintergekommen. Er nannte es › Sehkraft‹. Und gerade habe ich es dazu eingesetzt, ins Café zu gehen. Ich glaube, er hat mich dort wahrgenommen.«
Lincoln biss die Zähne zusammen und nickte. Er steckte sich den Ohrstöpsel ins Ohr und steckte mir die Mikrofonnadel an. Ich folgte seinem Beispiel und schaute au f die Uhr.
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