Gebannt: Band 3 (German Edition)
angerührt oder au f irgendeine Weise verletzt.«
» Warum ist sie dann bewusstlos?«, fauchte ich. Aber ich setzte mich wieder hin.
» Sie ist nicht bewusstlos – sie schläft. Nur bis wir den Handel abgeschlossen haben. Ich dachte, so wäre es besser für alle.« Er zog die Augenbrauen nach oben. » Sie weiß nicht immer, wann sie besser die Klappe halten sollte.«
» Wie hast du das gemacht? Hast du sie unter Drogen gesetzt?«
» Das war nicht nötig.« Er beugte sich ein wenig vor und senkte die Stimme.
» Ich bin weit mächtiger, als du mir zutraust.«
Der Kerl log mehr, als er die Wahrheit sagte, und unsere gemeinsame Geschichte war alles andere als gut verlaufen, und doch ertappte ich mich dabei, dass ich ihm glaubte.
Aber ich kann mich in seiner Gegenwart nicht auf meine Instinkte verlassen.
Er zog die Augenbrauen nach oben, weil er meine Verwirrung bemerkte.
» Wird sie wieder in Ordnung kommen?«, fragte ich. Mein starkes Äußeres erbebte ein wenig, auch wenn ich versuchte, meine Gefühle auszuschalten. Steph sah so zerbrechlich aus, ihre zarte Gestalt – die für gewöhnlich über ihren Witz und ihre Frechheit hinwegtäuschte – hing über dem Stuhl. Ich kämpfte gegen das Bedürfnis an, zu ihr zu gehen. Ich wusste, dass das momentan nicht möglich war.
» Abgesehen von dem Bluterguss im Gesicht ist sie unversehrt. Sie wird schon wieder.«
Wieder wollte ich ihm glauben. Dann bemerkte ich etwas Seltsames. Er beeinflusste mich nicht, indem er seine Kräfte in mich schob. Ich sah ihn misstrauisch an.
» Ich möchte das nur schnell über die Bühne bringen«, sagte er. Wieder hatte er meine Gefühle durchschaut.
Ich nickte. Doch dieses Mal hatte ich nicht dasselbe Vertrauen in seine Worte. » Versprich mir, dass ich sie sicher hier rausbringen kann.«
Er blickte sich im Café um und hatte offensichtlich kein Interesse an diesem Gespräch. » Ich habe hinterher keine Verwendung mehr für sie.«
Mehr würde ich wohl nicht aus ihm herausbekommen.
Da er gerade nicht an meinen Gefühlen zog und zerrte, sah ich etwas, was mich daran erinnerte, wer er einmal gewesen war.
» Warum gibst du mir nicht einfach die Grigori-Schrift? Du weißt, dass sie nicht für Verbannte gedacht ist.«
Er lachte, ehrlich amüsiert, und schüttelte den Kopf. » Eure dumme Grigori-Schrift ist mir gleichgültig. Ich habe sie mir nicht einmal angeschaut.«
Ungläubig und verächtlich starrte ich ihn an.
Er zuckte die Schulter, als gäbe er einen Dreck darauf, was ich dachte. » Das ist wahr. Auch von den anderen Verbannten hat sie sich keiner angeschaut. Sie ist gut versteckt und ich kenne bereits die Namen und Gesichter der Grigori, die ich vernichten möchte. Ich habe nicht vor, den Rest meines Lebens Mischlinge zu jagen, aber …« Er schien sich zu entspannen und gleichzeitig anzuspannen, während er mich anstarrte, als wollte er, dass ich die Bedeutung dessen, was er gerade sagte, verstand. » Ich musste einen Preis dafür bezahlen, dahin zu gelangen, wo ich heute bin. Die, die mir folgen, glauben, dass es sehr wichtig ist, Grigori zu jagen. Ich kann mich nicht ohne guten Grund erfolgreich gegen sie wenden. So ist es eben.«
» Du hast also nicht vor, sie gegen uns zu verwenden?«, fragte ich verwirrt.
» Nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Vielleicht wirst du später einmal etwas finden, das es wert ist, es dagegen einzutauschen.« Er ließ seinen Blick vertraulich über mich wandern. » Mir würde da schon eine Sache einfallen, gegen die ich sie eintauschen würde …«
» Mistkerl! Ich komme jetzt rein«, hörte ich Lincoln in mein Ohr sagen.
» So weit wird es nicht kommen«, sagte ich rasch zu beiden.
Phoenix lächelte. » Aber bis dahin sollte es in meinem besten Interesse sein, sie auszunutzen …«
Er brauchte nicht zu Ende zu sprechen. Ich wusste bereits, worau f das hinauslief. Phoenix war in erster Linie und vor allem eigennützig.
Mit angehaltenem Atem wartete ich ab, aber Lincoln kam nicht durch die Tür gestürmt.
» Was denkst du, was passieren wird, wenn du sie zurückholst?«, fuhr ich fort. Ich hatte die Zeitleiste aus den Verbanntenprotokollen gesehen, zu denen Griffin Zugrif f erlangt hatte. Bevor Lilith zurückgeschickt wurde, hatte Phoenix bereits Hunderte von Jahren in menschlicher Form gelebt und war ihr kaum einmal begegnet. Im Grunde schien es sehr wahrscheinlich, das einer von beiden – oder beide – nichts mit dem anderen zu tun haben wollte.
» Manchmal weiß man erst,
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