Gebannt: Band 3 (German Edition)
wenn ich keine Zeit mehr hatte. Ich lie f schon seit zwei Stunden, um zu spüren, wie ich an meine Grenzen kam. Obwohl ich am Ende war – vor Hunger und Müdigkeit –, hatte ich noch immer eine super Ausdauer. Ich wollte Schmerzen, brauchte die Ablenkung.
Und … ich mied Dad.
Ich hatte ihn seit gestern Nachmittag nicht mehr gesehen.
Die Dinge waren ins Rollen geraten, und ich musste darüber nachdenken, mich neu konzentrieren. Anders funktionierte ich nicht. Phoenix hatte mich an die Wand gespielt, und das durfte ich nicht noch einmal zulassen.
Ich war erleichtert, dass Steph okay war. Und überrascht.
Ich konnte Phoenix einfach nicht durchschauen. Manchmal war ich mir fast sicher, dass ein Teil von ihm es hasste, diese Dinge zu tun, und die anderen Verbannten verabscheute. Und doch war er gerade dabei, die Ober-Verbannte Lilith wiederauferstehen zu lassen. Das ergab keinen Sinn. Es war, als wollte er sich selbst dazu zwingen, etwas zu werden, was er eigentlich hasste.
Ich fragte mich, ob es ihm eigentlich nur darum ging, mich umzubringen. Wenn das sein höchstes Ziel war, wäre es vielleicht besser, es ihn einfach tun zu lassen. Ich könnte alles beenden, bevor er sie zurückbrachte. Doch tie f in meinem Inneren wusste ich, dass die Zeit, sich selbst zu opfern, vorbei war. Wenn es nur darum gehen würde, mich zu töten – dazu hatte er schon reichlich Gelegenheit gehabt.
Ich ging so spät in die Wohnung zurück, dass ich gerade noch Zeit hatte, zu duschen und mich umzuziehen, bevor ich zur Schule ging. Doch als ich in die Küche ging, um mir rasch einen Kaffee zu schnappen und dann wieder hinauszugehen, saß Dad dort und wartete au f mich.
Arbeitete er denn gar nicht mehr?
» Morgen. Ich dachte nicht, dass du … ich war gerade laufen.«
» Hm.«
Er war für die Arbeit angezogen und hatte seine Aktentasche in der Hand. Er war noch immer sauer au f mich. Ich musste jetzt einfach seinen Vortrag über mich ergehen lassen, dann würde er schon gehen.
» Tut mir leid wegen gestern«, versuchte ich es.
» Violet, trotz allem, was du vielleicht über mich denkst, ich bin kein Idiot. Worin immer du verwickelt bist – jetzt ist Schluss damit.«
Ich stand wie gelähmt an der Kaffeemaschine. » Ich bin in nichts verwickelt.«
» Doch, das bist du. Ich weiß zwar nicht, was es ist, aber ich werde es noch herausfinden. Und bis du dich entschließt, ehrlich zu mir zu sein …« Er holte tie f Luft, » hast du Hausarrest.«
Fast hätte ich das Milchkännchen fallen lassen. » Was?«, sagte ich und knallte den Krug au f die Theke.
Hatte er getrunken?
» Du … das kannst du nicht machen!« Wir hatten einfach nicht diese Art von Beziehung.
» Doch, kann ich. Du gehst in die Schule und dann direkt nach Hause. Jeden Tag. Am Wochenende kannst du hier oder in der Bibliothek lernen, aber um sechs bist du zu Hause. Das war’s. Kein bis spätabends Ausgehen mehr. Ich werde es so einrichten, dass ich in nächster Zeit viel von zu Hause aus arbeite, sodass ich an den meisten Tagen da bin, wenn du nach Hause kommst.«
Ich stand mit offenem Mund da, völlig erstarrt. Es gab eine ganze Menge von Dingen, die ich gern gesagt hätte, aber aus irgendwelchen Gründen brachte ich nichts heraus.
Dad betrachtete mein Schweigen fälschlicherweise als Zustimmung und nickte mir kurz zu, bevor er zur Tür ging. Bevor er sie öffnete, blieb er stehen und ließ die Schultern hängen. » Tut mir leid, Violet. Aber du lässt mir keine andere Wahl.« Leise schloss er dir Tür hinter sich.
» Ich habe Hausarrest«, sagte ich zu Steph in Geschichte, nachdem wir es endlich geschafft hatten, Lydia loszuwerden, indem wir schworen, dass wir Spence gute Besserung von ihr wünschen würden. Spence hatte beschlossen, nicht mehr in die Schule zu kommen. Er hatte vor, seine Entschuldigung wegen Pfeifferschem Drüsenfieber noch bis zum Abschluss nächsten Monat auszudehnen.
» Es ist, als hätten wir in eine Art Paralleluniversum gewechselt. Dein Dad ist plötzlich ganz väterlich und meine Eltern verlieren komplett den Faden.« Steph schüttelte den Kopf. Keine von uns konnte begreifen, was da passiert war.
Der Bluterguss au f Stephs Wange war unter einer Schicht Make-up kaum noch zu erkennen und sie schien in jeder Hinsicht wieder ganz die alte zu sein, auch wenn ich wusste, dass noch irgendwo Folgeschäden lauern konnten.
» Wie lie f es gestern Abend noch mit Jase?«, fragte ich, weil ich wissen wollte, ob wir noch ein weiteres Problem
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