Gebannt: Band 3 (German Edition)
Will ich das überhaupt?
Unsere Beziehung hatte sich verändert, und ich hatte keine Ahnung, was für ein Onyx mich au f der anderen Seite der Tür erwarten würde.
Ich trat einen Schritt zurück und fragte mich, ob ich draußen au f Griffin warten sollte. Doch bevor ich noch die Gelegenheit hatte kehrtzumachen, ging die Tür au f und Griffin stand da, das Handy in der Hand.
» Ich wollte dich gerade noch mal anrufen.«
Ich lächelte ein wenig. » Nicht nötig.«
Hinter ihm konnte ich Onyx in einem Bett liegen sehen. Er beobachtete uns. Der unsichere Ausdruck in seinen Augen, als würde er noch nicht wissen, ob er wollte, dass ich hereinkomme oder nicht, verschwand rasch.
» Oh, hervorragend«, sagte er sarkastisch. » Da ist sie ja. Ich war au f Essen-auf-Rädern und nicht au f sofortiges Ableben eingestellt. Du hättest mir wenigstens die Chance geben können, mich zu erholen, bevor du sie zu mir bringst. Weiß der Teufel, wie viele Verbannte sie heute im Schlepptau hat!«
Er war f den Kop f au f sein Kissen zurück und ich musste unwillkürlich lächeln. Manche Dinge änderten sich offenbar nie. Nicht vollständig jedenfalls. Ich machte einen weiteren Schritt in das Zimmer.
» Wenn du darau f bestehst hereinzukommen, dann lass sie wenigstens die Morphiumdosis erhöhen – das werde ich brauchen, um den Besuch durchzustehen«, sagte er, aber ohne seinen sonstigen Biss. Bei seinen letzten Worten stockte ihm die Stimme, als echter Schmerz aufloderte.
Onyx wirkte geschlagen, seine porzellanfarbene Haut hatte jetzt einen antikgelben Teint und seine normalerweise dunklen Augen sahen blass aus und hatten rote Ränder anstelle seines üblichen schwarzen Kajals. Blutergüsse bedeckten fast sein ganzes Gesicht und seiner steifen Haltung nach zu urteilen war sein ganzer Körper straf f bandagiert.
» Tut mir leid, dass du verletzt wurdest. Ich … ich habe gehört, dass du gegen sie gekämpft hast.« Unwillkürlich war ich über meine eigenen Worte gestolpert, aber ich hatte noch immer ein wenig Schwierigkeiten mit der Vorstellung von » Onyx dem Beschützer«.
Er gackerte sarkastisch. » Bist du verrückt? Natürlich habe ich nicht gegen sie gekämpft! Ich stand ihnen nur einen Moment lang im Weg, und zwar völlig unfreiwillig. Wenn ich hätte fliehen können – dann wäre ich geflohen.«
Ich zuckte mit den Schultern, wenig überzeugt. » Wie auch immer, ich bin froh, dass du okay bist.«
Er blickte an mir vorbei an die kahle Wand.
» Violet, wir müssen reden«, sagte Griffin mit einem Blick zur Tür.
Ich nickte, aber da kam mir ein Gedanke.
» Steph hat den ersten Text der Schrift gestern Abend übersetzt.«
Ich richtete meine Aufmerksamkeit au f Onyx. Er versuchte, sein Interesse zu verbergen, aber sein Kop f machte einen Ruck und hielt dann plötzlich inne.
Wie Bonbons bei einem Kind.
Griffin schüttelte den Kopf. » Dieses Mädchen ist unglaublich. Sie hat geschafft, was alle ranghohen Grigori an der Akademie versuchen, seit sie den Text zum ersten Mal zu Gesicht bekommen haben. Faszinierend«, staunte er.
Ich zog das Stück Papier aus meiner Tasche und gab es Griffin und hoffte, er würde den raschen Blick, den ich ihm zuwarf, richtig verstehen.
» Onyx«, begann ich, » glaubst du, du könntest uns dabei helfen, hinter seine Bedeutung zu kommen?«
Ich wusste, dass ich ein Risiko einging. Und ich konnte auch nicht an Griffins Gesichtsausdruck ablesen, ob er es erlauben würde, aber was immer Onyx über uns dachte – ich war mir ziemlich sicher, er würde etwas wissen, was uns weiterhelfen konnte.
Onyx knurrte missbilligend, aber er bemühte sich nicht, seine Faszination zu verbergen.
Griffin studierte das Blatt Papier, machte einen Schritt au f Onyx’ Bett zu und rezitierte das Gedicht.
» Erwache, Tartarus und bedecke den Tag, verdunkle den Blick und der Sonne Strahl.«
» Die Sonne«, sagte Onyx.
Griffin nickte zustimmend. » Feuerregen und Aschefall, einer erleidet unsägliche Qual.«
Onyx schwieg.
Griffin fuhr fort. » Tosende Flammen durchbohren die Luft, entzünden den Blick au f die steigende Flut. Eine Woge des Todes, nur um die zu erlösen, der keiner verzeiht – die Erweckung des Bösen.«
» Na ja, das Ende ist eindeutig«, sagte Onyx. » Der niemand verzeiht bezieht sich au f die Verdammte.«
» Lilith«, sagte ich, wobei mir ihr Name wie ein Splitter im Hals steckte.
Onyx nickte, dann schnitt er eine Grimasse. » Aber nicht nur sie. Damit können alle gemeint sein. Es
Weitere Kostenlose Bücher