Gebannt: Band 3 (German Edition)
f der anderen Seite war ein freier Platz für Steph. Onyx hatte es sich ein paar Plätze weiter gemütlich gemacht, und ich bemerkte, wie er etwas aus einer silbernen Flasche in seinen Kaffee schüttete.
Typisch.
Die Blutergüsse au f seinem Gesicht waren fast ganz verheilt. Er hatte sich in einer schier unmöglichen Geschwindigkeit erholt, ganz anders als Steph. Ich starrte ihn an, bis er aufblickte und mich hämisch angrinste.
Beth und Archer saßen in der Mitte des Tischs und plauderten miteinander. Ich konnte mir vorstellen, dass sie in ihren fünfhundert Jahren eine ganze Menge erlebt hatten. Heute war einfach nur ein weiterer Arbeitstag für sie.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem anderen Ende des Tisches zu. Lincoln saß neben Griffin. Als ich ihn anschaute, war f er mir ebenfalls einen Blick zu. Wir lächelten einander zu, so wie es Freunde tun würden, aber dann sahen wir beide rasch wieder weg. Wie immer raubte es mir den Atem.
Dapper ging zu den » wichtigen Leuten« hinüber und nahm neben Griffin Platz. Samuel und Kaitlin saßen neben Dapper, und ein weiteres Grigori-Paar, Nathan und Becca, saß gegenüber. Ich hatte sie nur flüchtig kennengelernt. Sie arbeiteten in den Außenbezirken der Stadt. Griffin hatte mir einmal erzählt, dass sie so etwas wie eine Grenzkontrolle waren, und nach allem, was er mir nicht erzählt hatte, zu urteilen, hatte ich den Eindruck, dass das ein ziemlich harter Job war. Sie waren jung – etwa so alt wie Lincoln –, und ich wusste, dass Griffin sie als Kämpfer sehr schätzte. Er hatte mir zuvor gesagt, dass wir sie unbedingt dabeihaben sollten, falls es zu einem Kamp f käme. Die Tatsache, dass sie jetzt hier waren, sprach Bände.
Das waren alle, die zu diesem Insider-Treffen eingeladen waren. Der überraschendste Teilnehmer war definitiv Onyx. Ich fragte mich, was er getan oder gesagt hatte, um au f die VIP -Liste zu kommen.
Alles in allem war ich froh darüber, dieses Tischende gewählt zu haben – zwischen Spence und Steph zu sitzen war sehr viel einfacher als zwischen Griffin und Lincoln.
» Alles okay?«, unterbrach mich Spence in meinen Gedanken.
Ich blickte nach unten. Ich war so gebeugt von dem Schmerz, den ich mir nicht eingestehen wollte, dass ich mir den Arm um die Taille geschlungen hatte.
» Ähm …« War es das? » Ja, ich fühle mich nur nicht so besonders.« Ich ließ meinen Arm fallen und setzte mich auf.
» Monatliches Unwohlsein?«
» Nein!«, sagte ich und machte mir nicht die Mühe, gegen seinen Seitenhieb zu protestieren. Ich versuchte noch dahinterzukommen, was das überhaupt für ein klopfender Schmerz war.
Griffin fing an Blätter herumzureichen, Kopien der Prophezeiung. Ich nahm eine, auch wenn ich das Original noch in meiner Tasche hatte, und setzte mich aufrecht hin.
» Tod in Versform«, flüsterte mir Spence ins Ohr und ließ die Augenbrauen au f und ab hüpfen.
Doch obwohl Steph und ich uns am Tag zuvor noch totgelacht hatten, konnte ich jetzt, wo ich mehr vom Inhalt verstand, nicht einmal mehr ein Lächeln aufbringen. Stattdessen wich mir alle Farbe aus dem Gesicht.
» Leute, lasst uns ganz hinten anfangen«, sagte Griffin. Dann drehte er sich zu Dapper um und nickte ihm zu.
Dapper beugte sich au f seinem Stuhl vor und holte eine Brille heraus. Ich war fasziniert, wie anders er damit aussah. Dapper ist Clubbesitzer, alles andere als schmächtig und von seiner Art her eher ruppig. Aber mit dieser diamantenbesetzten Brille kam eine Seite von Dapper zum Vorschein, die er nur äußerst selten zeigte, da war ich mir sicher.
» Gut. Ich sage euch jetzt mal, was ich entschlüsseln konnte. Phoenix ist der Verehrer mit dem schrecklichen Verlangen. Darin liegt eigentlich keine versteckte Bedeutung. Der Obolus ist traditionsgemäß eine Silbermünze, die früher au f die Augen der Toten gelegt wurde, als Bezahlung für den Fährmann, der sie in die nächste Welt beziehungsweise ins Jenseits befördern sollte. Phoenix wird etwas bezahlen müssen, wahrscheinlich in Silber, und › rot‹ würde ich als Blutopfer interpretieren.«
Die Erklärung entsprach ungefähr der von Dad.
» Wessen Blut?«, rie f Spence.
» Da sind wir uns nicht sicher. Griffin glaubt, es handelt sich um Phoenix’ eigenes Blut, aber es könnte auch das von jemand anderem sein. Wenn die Rechnung beglichen ist, wird derjenige, der gerufen wird …«, er blickte auf, » in diesem Fall Lilith, aus dem Tartarus befreit.«
» Die Hölle?«, rie f Spence
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