Gebannt: Band 3 (German Edition)
es mir so vor, als würde er mich um mehr bitten als nur um Hilfe wegen Steph? Ich wollte antworten, irgendetwas sagen, aber mir fiel absolut nichts ein.
» Also?«, fragte Jase.
Ah …
» Wie?«, erwiderte ich schließlich und tat, als wäre ich verwirrt, ich wollte Zeit gewinnen.
» Gehst du schon mit jemand anderem?«, wiederholte Jase.
» Oh.«
Ah …
» Nein. Ich meine … ich wollte eigentlich gar nicht hingehen.« Ich blickte nach unten und schnappte mir Stephs Kaffee. » Ich sollte …« Ich schlurfte in Richtung Flur und deutete au f mein Zimmer. » Ich bringe … das hier mal Steph.«
Ich ging zu meinem Zimmer, stürzte hinein und zog rasch die Tür hinter mir zu. » Steph!«, flüsterte ich eindringlich. » Ich glaube, dein Bruder hat mich gerade gefragt, ob ich mit ihm zum Abschlussball gehe!«
Steph starrte au f ein Blatt Papier.
» Steph! Hilfe!«, sagte ich wieder, wobei ich versuchte, meine Stimme nicht zu erheben. » Es ist ernst!«
Sie blickte zu mir auf, und ich hätte fast den Kaffee fallen lassen, als ich ihr Gesicht sah.
» Ich habe es geschafft, Vi.« Sie hielt das Blatt Papier hoch.
Plötzlich spielte alles andere keine Rolle mehr. Ich stellte die Tasse au f dem Schreibtisch ab und setzte mich neben Steph. » Ist das noch ein Gedicht?«
Sie schüttelte den Kopf. » Ich bin mir nicht sicher.«
Ich nahm das Blatt Papier und las, was darau f stand.
Am südlichsten Punkt verbirgt eine Insel die Pforte.
Was einst die Heimat von Atlas und auch Kallisto,
Ist eine brodelnde Öffnung, die niemals mehr ruht.
Drei für das Wasser, um die Strömung zu locken,
Drei für das Feuer, um ihr Schicksal zu wecken,
Drei von der Hand der obersten Herrschaft,
Drei von der Hand eines Herzen von Mann,
Sechs auf den Grund, im Austausch für einen.
Ein Opfer aus Schmerz für den Fluss des Feuers
Und das Wogen des Wassers, um den Strom zu wiegen.
Einer kann herbeigelockt werden,
Wenn die Rechnung beglichen.
Der Obolus rot und die Klinge
Von der Hand des Verehrers
Mit nur schrecklichem Verlangen.
» Das klingt nicht gut.«
Steph sah ernst aus. » Na ja, wir wussten ja schon, dass es nicht die Schrift der Glückseligkeit ist.«
Wir saßen beide au f dem Boden und starrten au f die Prophezeiung, die wir nicht verstanden, bis es an der Tür klopfte.
» Steph, wenn ich dich nach Hause bringen soll, dann müssen wir jetzt los. Ich muss in einer Stunde arbeiten.« Jase klang ein wenig unsicher, wie er so aus dem Flur rief.
» Oh nein«, sagte ich und ließ den Kop f in meine Hände sinken.
Steph stand auf. » Vertrau mir, Süße. Du hast gerade größere Probleme als das. Sag ihm einfach, dass wir alle zusammen au f den Ball gehen, und wenn du tatsächlich noch am Leben sein solltest, wenn der Ball stattfindet, dann lassen wir uns etwas einfallen.«
» Steph!«
» Ich bin nur realistisch.«
Die Dinge standen alles andere als gut, und Stephs Bemerkung war vollkommen richtig, um nicht zu sagen verzweifelt. Aber sie stand an der Tür, die eine Hand au f der Hüfte, und etwas in mir machte » klick«. Steph muss sich ebenso gefühlt haben oder sie hatte meine Augen aufleuchten sehen, denn wir brachen beide gleichzeitig zusammen.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir lachten oder weinten. Vielleicht beides. Als wir wieder Luft bekamen, hielten wir uns die Bäuche, ich lag au f dem Boden und Steph war halb an der Wand zusammengebrochen.
Jase klopfte erneut. » Sollte ich fragen, ob da drin gerade jemand stirbt?«
Steph machte die Tür auf, während wir noch immer von den Nachbeben unseres Gelächters geschüttelt wurden.
» Sorry. Es ist nur … Violet kann so komisch sein.«
Jase sah mich an und steckte seine Hände in die Hosentaschen.
Verdammt.
Er dachte, ich lache über ihn.
» Ich … ich hoffe, du hast einen Smoking«, sagte ich verlegen.
Jase entspannte sich ein wenig und setzte wieder sein lässiges Lächeln auf.
» Natürlich.«
Immerhin war er Stephs Bruder und ein Morris. Formelle Anlässe gehörten in seiner Welt zum Alltag.
» Also …«, sagte Steph, die sich inzwischen auch beruhigt hatte. » Was willst du jetzt damit machen?« Sie hielt die Übersetzung hoch.
» Ich werde sie morgen mitnehmen«, sagte ich, wobei ich das nicht genauer ausführte. Steph wusste, dass ich die Schule schwänzen würde, und das wollte ich Jase nicht erklären müssen.
Sie sah mich schar f an. » Dann treffen wir uns morgen früh.«
Ich wollte widersprechen – sie hasste es, Unterricht
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