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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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sie auf das schwere Tuch aus rotem Samt. Lumina konnte ruhig noch ein paar Sekunden warten – das würde sie ärgern. Als sie schließlich auf die Bühne hinaustrat, saß Lumina jedoch nicht wie üblich auf ihrem Sitz in der ersten Reihe. Das Opernhaus war menschenleer.
    In Arias Schlafzimmer beugte Lumina sich vor und legte Aria die Hand auf den Arm. »Singvogel. Wirst du hier für mich singen?«
    Aria katapultierte sich aus der Welt heraus und setzte sich verblüfft auf. » Hier? In meinem Zimmer ?«
    »Wenn ich erst einmal in Bliss bin, werde ich deine echte Stimme nicht mehr hören können.«
    Aria schob sich eine Haarsträhne hinter die Ohren. Panik erfasste sie. Sie schaute sich in dem winzigen Raum um, sah die ordentlich in die Wände eingelassenen Schubladen und den Spiegel über dem Waschbecken. Sie kannte ihre Stimme. Und sie kannte deren Wirkung: In einem so eng begrenzten Raum würde sie die Wände erzittern lassen. Ihr Gesang würde quer durch das kleine Wohnzimmer hindurch ins Freie dringen, vermutlich sogar bis zum Panop.
    Was, wenn alle sie hörten?
    Ihr Herz begann zu rasen. So etwas war noch nie geschehen. Es erschien ihr mehr als merkwürdig – eine zu große Abweichung vom üblichen Sonntagsprogramm. »Du weißt, dass es dieselbe Stimme ist wie in den Welten, Mom«, wandte sie ein.
    Luminas graue Augen blickten sie an, eindringlich und flehend. »Ich möchte die Gabe hören, die du besitzt.«
    »Es ist keine Gabe!«, widersprach Aria aufgebracht. Ihre Stimme war genetisch so angelegt worden: Lumina liebte Opern, deshalb hatte sie Arias DNS mit optimierten stimmlichen Eigenschaften versehen, um eine Tochter zu erschaffen, die für sie singen konnte. Falls Aria also eine Gabe besaß, dann war es eine Gabe, mit der Lumina sich selbst bedacht hatte. Ihr eigener, persönlicher Singvogel – Luminas Spitzname für sie. Aria hatte nie einen Sinn in ihrem Upgrade erkennen können. Niemand sang außerhalb der Welten. Sorens Bräune ließ ihn in der Realität wenigstens gut aussehen – aber das hatte sie nun mal davon, dass sie die Tochter einer Genetikerin war.
    »Bitte, tu mir den Gefallen«, bat Lumina.
    Wieder war Aria versucht zu fragen, warum. Warum , wo sich Lumina offenkundig nur für ihre Arbeit oder die Oper interessierte? Warum sollte sie etwas für ihre Mutter tun, die sie im Stich ließ? Statt einer Antwort verdrehte sie die Augen und warf die Bettdecke zurück.
    Lumina hielt ihr einen grauen Overall entgegen, doch Aria schüttelte den Kopf. Wenn heute alles anders sein sollte, dann musste es auch komplett anders werden. Sie deutete mit einer Handbewegung auf ihre spärliche Unterwäsche. »Ich werde so singen oder gar nicht.«
    Lumina fand die Bemerkung nicht lustig und verzog leicht den Mund. »Singst du mir eine Opernarie?«
    »Nein, nein, Mom. Ich habe da etwas Besseres«, erwiderte Aria, kaum imstande, das Grinsen auf ihrem Gesicht zu unterdrücken. Lumina faltete die Hände, doch ihre grauen Augen schimmerten argwöhnisch. Aria holte ein paarmal Luft und begann zu singen:
    Dein Herz ist wie Kannibalenkandis,
    Kannibalenkandis, Kannibalenkandis.
    Dein Herz ist wie Kannibalenkandis
    Und ich hab dich zum Fressen gern!
    Sie lachte, während sie den Text trällerte – einer ihrer Lieblingssongs der Tilted Green Bottles . Aber als sie Luminas Gesicht sah, bekam sie ein schlechtes Gewissen. Nicht weil ihre Mutter enttäuscht gewirkt hätte – sie verzog keine Miene. Aber Aria wusste, dass sie sich ihren Unmut nur nicht anmerken ließ, und irgendwie fühlte sie sich deswegen noch schlechter.
    Lumina stand auf und umarmte Aria rasch. Ihre kühle Hand verweilte kurz auf Arias Wange. »Was für eine Melodie, Singvogel«, sagte sie und ging.
    Nach diesem Sonntag hatte sich etwas zwischen ihnen verändert. Aria gab ihren täglichen Gesangsunterricht auf und kümmerte sich nicht darum, ob das Lumina verärgern würde. Auch auf die Vorsingsonntage verzichtete sie; diese Stunde wollte sie ihrer Mutter nicht mehr gönnen. Wie versprochen hatte sich Lumina nach wie vor jeden Abend von Bliss aus gemeldet, doch ihre gemeinsamen Gespräche hatten einen angespannten Unterton angenommen. Wie dumm sie gewesen war, überlegte Aria nun: Sie hatte diese Besuche damit vergeudet, sich mürrisch und gelangweilt zu geben; dabei hatte sie sich einzig und allein gewünscht, Lumina würde nach Hause kommen.
    Als Aria die Arme verschränkte, knisterte der Medi-Anzug. Das Licht verblasste in der Wüste, doch der

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